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Vierbeinige Freunde

Vierbeinige Freunde

Titel: Vierbeinige Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wera Tschaplina
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Leopard.
    Von diesem Tage an kannten die Wärter keine Ruhe mehr. Jeden Morgen fanden sie beim Betreten des Löwenzwingers darin die gleiche Unordnung vor. Und jeden Morgen war eines der Tiere gebissen. Die Wärter wußten nicht, wen sie verdächtigen sollten. Was haben sie nicht alles versucht! Sie nahmen die Schlüssel mit sich, machten Zeichen an die Türen – alles vergeblich! Onkel Pawel behauptete, daß da ein „Kobold“ am Werke sei. Er glaubte fest daran, daß es in der Welt Hexen und Teufel gibt, und als er nun die Überzeugung gewonnen hatte, daß im Löwenzwinger eine solche „unreine Macht“ ihr Unwesen trieb, machte er eine Eingabe und bat, man möchte ihm doch einen anderen Arbeitsplatz zuweisen. Um aber den alten, erfahrenen Wärter nicht zu verlieren, beschloß man, den Urheber des Ganzen, den „Kobold“, zu fangen.
    Eines Abends, als die Wärter den Schlüssel abgeliefert hatten und heimgegangen waren, traten einige diensthabende Jungen des KJBUZ (Klub Junger Biologen und Zoologen) zu dem Wächter und zeigten ihm ein Schreiben des Direktors. In diesem Schreiben wurde der Wächter angewiesen, den Jungen die Schlüssel auszuhändigen. Der Wächter war zwar sehr erstaunt, mußte aber die Schlüssel herausgeben. Die Jungen liefen davon. Der Wächter sah ihnen noch lange murrend nach. Die letzten Besucher hatten den Zoologischen Garten verlassen, und die Laternen waren schon angebrannt, als die Jungen auf den Löwenzwinger zuschritten. Schnell öffneten sie die Tür, betraten den Raum und versteckten sich unter der langen Reihe der Käfige. Eine Zeitlang hörte man noch ein gewisses Hin und Her, dann wurde es still. Die Tiere, die zuerst aufgeschreckt worden waren, beruhigten sich wieder, und nur der nach Freiheit lechzende Tiger Radschi miaute heiser und ging noch lange in seinem Käfig hin und her. Endlich legte auch er sich nieder. Nun war es ganz still, und man hörte bloß das Ticken der Uhr. Es war elf Uhr.
    Plötzlich regte sich etwas in dem entferntesten Winkel des Löwenzwingers. Die Jungen zuckten zusammen, waren aber sofort wieder ruhig. Es war der Dachs, der in seinem Käfig aufgewacht war. Er kam bis ans Gitter vor, zog die Luft in die Nase und klomm vorsichtig am Gitter hoch. Der aufgeschreckte Leopard spitzte die Ohren. Der Dachs aber schob, indem er sich mit den Pfoten am Querbalken festhielt, den Kopf durch die Gitterstäbe und war gleich darauf durch eine geschickte Wendung des Körpers zum Käfig hinaus.
    Der Leopard Waska lief zum Gitter und legte sich in Erwartung des Dachses auf die Lauer. Der Dachs kletterte arglos am Gitter herunter und bewegte sich auf dem schmalen, langen Gesims langsam an den Käfigen entlang. Als er am Leopardenkäfig vorbeikam, machte das Raubtier einen Satz. Weit streckte Waska seine Pfote aus, um den Dachs zu ergreifen, zog sie aber im selben Augenblick heulend zurück. Die Pfote blutete, der Dachs jedoch setzte gleichmütig seine Wanderung fort. Als er am Ende angekommen war, gelangte er mit Hilfe einer Bank auf den Fußboden hinunter und lief, mit seinen langen Krallen klopfend, auf die im Raum aufgestellten Blumentöpfe zu. Die Jungen hatten nicht übel Lust, den Ausreißer einzufangen, waren sich jedoch bewußt, daß sie nicht dazu hierhergekommen waren, und blieben ruhig auf ihrem Platz.

    Der Dachs merkte nichts von der Gefahr. Er erstieg ruhig die Gestelle und fing an, die Blumen hinunterzustoßen. Die brüchigen Chrysanthemen und Astern knickten ab, ihre schönen weißen „Kappen“ rollten nach allen Seiten, während die herunterfallenden Blumentöpfe den Raum mit Lärm erfüllten. Die Tiere wachten auf. Sie warfen sich in ihren Käfigen umher und brüllten. Ihre zornsprühenden Augen beobachteten gierig den Störenfried. Der Dachs aber fuhr in seiner Beschäftigung fort. Vom ersten Blumengestell ging er zum zweiten, dann zum dritten, bis alle Blumen des Löwenhauses am Boden lagen. Dann fing er an, die Erde herumzuwerfen. Er scharrte sie aus den heil gebliebenen Blumentöpfen heraus, durchsuchte sie sorgfältig nach Würmern, und wenn er welche fand, verspeiste er sie schmatzend.
    Als er damit fertig war, drehte der Dachs alle Vasen und Gestelle um, kroch auch noch in den Ofen und schmiß die Asche hinaus. Dann fing er zu spielen an. Was hatte er doch für urkomische Bewegungen! Die im Hinterhalt sitzenden Jungen konnten nur mit Mühe das Lachen verbeißen. Ganz weich, als hätte er keine Knochen im Leibe, schlug er Purzelbäume, dabei

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