Vierbeinige Freunde
geworden, daß Nikita ihm zum Baden einen Trog hinstellen mußte.
Und wie gern Waska badete! Beim Anblick des Waschtroges piepste er aufgeregt und steckte seinen Kopf in den Wassereimer. Und kaum hatte Nikita den Trog mit Wasser gefüllt, da saß Waska auch schon drin.
Was dann geschah, ist schwer zu beschreiben. Das Wasser spritzte nach allen Seiten, auf dem Fußboden standen Pfützen, und die Kissen und Bettdecken wurden so durchnäßt, daß Nikitas Frau sie abnehmen und zum Trocknen an die Sonne bringen mußte.
Die Nachbarn fragten dann gewöhnlich: „Euer Waska hat wohl wieder gebadet?“
Sie antwortete: „Sprechen wir lieber nicht davon. Es geht über meine Kräfte. Einen richtigen Teich hat er aus unserer Wohnung gemacht.“
Nikita sah ein, daß der Schwan nicht länger in der Wohnung bleiben konnte. Eines Tages faßte er sich ein Herz und trug ihn zum Teich.
Seine Frau ging mit. Sie wollte sehen, wie Waska von den übrigen Schwänen empfangen wurde.
Kaum war Waska auf dem Teich, da breitete er seine Flügel aus, schwamm rasch zu den Schwänen und wurde von ihnen freundschaftlich begrüßt. Sie umringten den Neuen, riefen ihm etwas zu und nickten.
Nikita und seine Frau standen lange am Ufer. Zwischen den alten, schneeweißen Schwänen war das graue Gefieder des jungen Schwans deutlich erkennbar. Und wie freute er sich über seine Freiheit! Mit welcher Lust plätscherte er im Wasser.
„Waska, Waska!“ rief Nikita.
Der Schwan wandte sich nicht um.
„So ist es immer. Nun hast du ihn gehegt und gepflegt, und er schwimmt fort, ohne sich nur einmal umzusehen.“ Nikita seufzte und machte kehrt, um heimwärts zu gehen.
Nach zehn Schritten hörte er plötzlich seine Frau rufen: „Sieh mal, Nikita, unser Zögling schwimmt heran!“
Er drehte sich um und sah Waska hastig ans Ufer schwimmen. Unruhig blickte Waska nach allen Seiten. Als er Nikita entdeckte, schlug er mit den Flügeln auf das Wasser, stieg ans Ufer und drückte sich ungestüm gegen das Gitter.
Nikita kehrte um.
Waska – offenbar fürchtete er eine neue Trennung – schmiegte sich an seinen Pfleger und versuchte immerzu, den Kopf unter Nikitas Hand zu verstecken. Dem Wärter blieb nichts anderes übrig, als seinen Zögling wieder mit nach Hause zu nehmen.
Nikita beschloß, den Schwan allmählich an den Teich zu gewöhnen. Wenn Nikita jetzt zur Arbeit ging, watschelte sein Liebling neben ihm her.
Gemeinsam holten sie vom Wächter die Schlüssel. Dann schritten sie zum Wirtschaftshof, um Futter zu holen.
Während Nikita das Futter in Empfang nahm, stolzierte Waska auf dem Kornspeicher umher. Er interessierte sich für den Inhalt der Säcke und Kisten und steckte überall seinen langen Hals hinein. Einmal gelang es ihm sogar, einen Sack mit Hanfsamen aufzuschnüren. Nikita und der Lagerverwalter hatten eine ganze Weile zu tun, um den Samen wieder einzusammeln.
In der ersten Zeit hielt sich Waska dicht an Nikita. Wenn der Wärter am Teich aufräumte, badete oder schwamm der Schwan. Sobald Nikita aber fortging, lief er ihm nach.
Allmählich hatte sich Waska daran gewöhnt, allein zurückzubleiben. Er preßte sich schon nicht mehr so ungestüm an das Gitter, wenn Nikita fortging und ihn für die Nacht bei den Schwänen zurückließ. Er streckte bloß seinen Hals aus und blickte ihm lange nach.
Im Spätherbst war Waska zu einem großen und kräftigen Vogel herangewachsen. Nach wie vor begleitete er seinen Wärter überallhin, wenn Nikita ihn herausließ. So schritten auch die beiden eines Tages auf einem der Tiergartenwege einher, als Nikita plötzlich gewahr wurde, wie ein kleiner, einjähriger Bär ihnen entgegenlief. Der Bär war zahm. Als man ihn in den Tiergarten brachte, erschrak er aber vor der ungewohnten Umgebung, riß sich von seinem Wärter los und entlief ihm.
Das Tier konnte viel Unheil anrichten. Nikita wollte es festnehmen. Der Bär erschrak und brüllte auf. Er war schon bereit, den Wärter zu überfallen. Da stellte sich ihm plötzlich der Schwan in den Weg und flog mit seiner ganzen Kraft gegen den Bären. Der Schwan ließ den verwirrten kleinen Bären gar nicht erst zur Besinnung kommen. Wie Hagel prasselten seine Schläge auf das Tier nieder, bis dessen Wärter herbeieilte, den Bären an die Kette legte und mit ihm fortging.
Von nun an waren Nikita und Waska unzertrennlich.
TRÖDELLIESE
So nannten wir eine kleine, noch sehr junge Bärin. Trödelliese war immer die letzte: beim Spaziergang und beim
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