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Vierbeinige Freunde

Vierbeinige Freunde

Titel: Vierbeinige Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wera Tschaplina
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beobachten.
    Die Vorstellung hatte bereits begonnen. Mussik saß am Tisch und fraß mit dem Löffel vom Teller.
    Jekaterina setzte sich; da wandte Mussik auf das Geräusch hin seinen Kopf und erblickte sie. Hastig stieß er den Teller zurück und sprang, so wie er war, mit dem hellblauen Löffelchen in der Hand, über die Reihen der im Saal sitzenden Zuschauer hinweg. Im nächsten Augenblick „umhalste“ er seine ehemalige Pflegemama.
    Er hatte sich so eng an sie geschmiegt, daß an eine Trennung überhaupt nicht zu denken war. Übrigens war das auch gar nicht nötig. Jekaterina ging mit Mussik auf die Bühne und erzählte seine Geschichte.
     

DIE SCHWÄNE
    Im Tiergarten waren Schwäne eingetroffen. Sie saßen in Holzkisten zu sieben und acht Stück – es waren so viele Kisten, daß sie nur mit Mühe auf zwei Lastkraftwagen Platz gefunden hatten.
    Die Schwäne waren schmutzig und von der Fahrt äußerst erschöpft. Zunächst wurden sie in einem großen und warmen Gebäude mit zwei geräumigen Wasserbehältern untergebracht.
    Die Schwäne badeten tagelang; ihr Gefieder strahlte bald wieder in blendendem Weiß.
    In diesem Gebäude verbrachten die Schwäne den ganzen Winter. Da setzte endlich der Frühling ein. Der Schnee auf den Wegen des Tiergartens schmolz, und der Teich wurde eisfrei.
    Der Wärter Nikita öffnete das Tor des Schwanenhauses. Die Sonnenstrahlen drangen in einem breiten Streifen hinein, und die Schwäne schrien aufgeregt, streckten die Hälse und drängten sich am geöffneten Tor zusammen. Dort standen Leute, die ihnen den Weg nach rechts versperrten, und links wartete Nikita, den sie bereits kannten, mit einem Eimer Futter und lockte sie zu sich heran.
    „Tegi, tegi, tegi“, rief Nikita und hob seine Hand, aus der er die goldgelben Körner in den Eimer zurückrieseln ließ.
    Ein Schwan trat zögernd über die Schwelle. Ihm folgte ein zweiter … dann ein dritter … Und bald flutete eine weißte Welle über den Tiergartenweg.
    Anfangs folgten die Schwäne gehorsam ihrem Wärter. Als sie aber den Teich erblickten, schlugen sie mit den Flügeln, schrien und stürmten ins Wasser.
    Dutzende der schönen Vögel hatten sich auf dem Teich niedergelassen – wie große weiße Flocken. Sie steckten ihre langen Hälse ins Wasser, plantschten und ließen den ganzen Tag ihre freudigen Rufe erschallen.
    Die Schwäne waren so glücklich über ihre Freiheit und so aufgeregt, daß sie an diesem Tage überhaupt nicht fraßen. Kaum aber hatte Nikita am nächsten Morgen den Futtertrog gefüllt, als die Schwäne ihn bereits umringten und zu fressen begannen.
     
    Die Schwäne lebten in großer Eintracht. Sie zankten sich niemals und hielten immer zusammen. Eines Tages merkte Nikita, daß zwei Schwäne sich von den übrigen abzusondern begannen. Es waren ein Männchen und ein Weibchen.
    Sie schwammen abseits, und wenn ein anderer Schwan in ihre Nähe kam, verscheuchte ihn das Männchen. Hatte es den Fremden vertrieben, dann kehrte es zu seinem Weibchen zu rück, nickte längere Zeit, und seine Trompetenrufe klangen neuartig und zärtlich.
    Im entferntesten Teil des Teiches, neben einem alten, weil verzweigten Weidenbaum, bauten die beiden Schwäne ihr Nest. Sie schleppten Reiser und trockene Zweige heran und schichteten sie auf einen Haufen.
    Als das Nest fertig war, legte das Schwanenweibchen fünf große Eier und setzte sich zum Brüten darauf. Das Männchen schwamm in nächster Nähe und hielt Ausschau: Sobald irgendein Vogel es wagte, näher heranzuschwimmen, stürzte der Schwan ihm entgegen, und wehe dem Vogel, der nicht rechtzeitig verschwand! Er schlug ihn mit seinen Flügeln und kehrte erst dann zurück, wenn er ihn verjagt hatte.
    Allmählich lernten die Teichbewohner die Kraft der Schwanenflügel kennen und vermieden es, am Nest vorbeizuschwimmen. Nikita streute das Futter an einer entfernteren Stelle aus, um die Vögel nicht unnütz zu beunruhigen.
    Von den vielen Schwänen hatte ja nur dieses eine Paar ein Nest gebaut, und Nikita wartete schon ungeduldig darauf, daß die Nestlinge ausschlüpften.
    Endlich, am zweiunddreißigsten Tage, war es soweit! Die Jungen waren klein, ungeschickt und mit einem zarten grauen Flaum bedeckt. Nikita hätte sie gar zu gern genauer betrachtet, aber die Schwäne paßten auf. Wenn die Mutter ins Wasser stieg, hielten sich die Jungen ganz in ihrer Nähe, und der Vater schwamm neben ihnen und schützte die ganze Familie.
    Nikita beobachtete die Fürsorge der gefiederten

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