Vierter Stock Herbsthaus (German Edition)
bin mir immer noch nicht sicher.) alles Gute. Ich hoffe wirklich, dass es ihm gut geht, wo immer er auch ist. Herr Strauss? Können sie mich hören? Lungern Sie irgendwo hier herum? Oder sind Sie zu Hause bei Ihren Büchern, zwischen diesen hunderttausend gebundenen Blätter, auf denen ihre Finger im Laufe der Jahrzehnte Schweiß, Fett und Hautpartikel hinterlassen haben?
Oder sind Sie vielleicht ganz woanders? Vielleicht ja im Krankenhaus? In Ihrem kleinen Büro, dessen Tür immer offen stand? Hinter Ihrem Schreibtisch? Oder laufen Sie unsichtbar über die Gänge und beobachten das Verhalten der Patienten?
Ach ja, einen Menschen habe ich vergessen … mich selbst. Nun, es geht mir den Umständen entsprechend gut. Ich hatte einige Wochen nach meinem Auszug aus dem Herbsthaus Alpträume, wachte nachts auf und glaubte, jemand stehe vor meinem Bett. Aber da war niemand, kein großes, schwarzes Tier und auch kein Mädchen mit Verbänden. Wie sagte Strauss noch gleich: „Wir haben es hier mit einem ortsgebundenen Phänomen zu tun, es wird Ihnen nicht folgen, falls Sie das Herbsthaus verlassen.“
Er hatte wohl Recht, der Herr Strauss, es ist mir nicht gefolgt. Manchmal denke ich, dass ich diesem Phänomen, dass ich … nun ja, ihr, dass ich ihr den Garaus gemacht habe. Vielleicht konnte Margarete ja wirklich nur so lange in der Wohnung bleiben, solange ihre Haare, ihr Blut, ihre Nägel und Zähne da waren. Vielleicht habe ich sie ja vertrieben (oder gar vernichtet?), als ich ihre Überreste aus dem Fenster geworfen habe. Ich weiß es nicht und werde es auch nicht erfahren.
Was steht nun an? Nun ja, das Leben eben. Ich studiere weiter und habe mittlerweile aufgeholt, was ich während meiner Wochen im Herbsthaus verpasst habe. Außerdem will ich endlich aus meinem Kinderzimmer raus, bin also auf Wohnungssuche. Es soll eine kleine, übersichtliche Einzimmerwohnung in einem neuen Haus sein, eine Wohnung ohne Geschichte, ohne unheimliche Vormieter, ohne Haare hinter den Tapeten und ohne Milchzähne hinter der Fußleiste.
Ach ja, eines noch: Vor ein paar Tagen hat mir eine gute Freundin ein Buch von jemandem gezeigt, der sich mit paranormalen Phänomenen beschäftigt. Er hat mehrere Leute interviewt, die in einem bestimmten Bereich einer Universitätsbibliothek seltsame Erlebnisse hatten.
Jedenfalls habe ich mir dieses Buch gekauft und bin gerade am Lesen. Vielleicht melde ich mich bei dem Autor, ganz am Anfang des Buches steht eine Kontaktadresse. Vielleicht passt das, was er beschreibt, ja irgendwie zu dem, was ich vor rund einem halben Jahr erlebt ha- … erleben musste.
Oh Gott, wie ich Paula vermisse! Ich wünschte, wir wären nie in dieses Haus gezogen.
Eine Art Schlusswort
Hallo, hier wieder Oliver Susami, der Typ, der sich mit paranormalen Phänomenen beschäftigt. Lenas Geschichte ist nun zu Ende, aber wenn Sie möchten, dann können Sie noch einmal zurückblättern und sich von der jungen Frau verabschieden. Sie würde sich bestimmt freuen.
Wie Sie längst wissen hat sich Lena tatsächlich bei mir gemeldet. Sie hat mein Buch – S3, Spuk in der Bibliothek, erschienen im Oktober 2012 – gelesen, Parallelen zu ihren eigenen Erlebnissen entdeckt und mich angeschrieben. Es folgten lange Telefonate, persönliche Treffen, und dann entstand nach und nach das Buch, mit dem Sie sich gerade (aber nicht mehr lange) beschäftigen.
Als mein Buch – es ist viel größer als erwartet geworden – fertig war, da gab ich es Lena zu lesen. Glücklicherweise hatte sie nicht viel daran auszusetzen, wir machten zusammen ein paar Korrekturen, klärten ein paar Unklarheiten und sortierten mehrere Namen, die ich im Eifer meines Schreibens durcheinander gebracht hatte.
Die ursprüngliche Fassung dieses Buches war übrigens ein klein wenig länger, als das, was Sie gelesen haben. Nach den Korrektur-Telefonaten mit Lena kürzte ich mehrere Abschnitte, die für die eigentliche Erzählung nicht allzu wichtig sind. Ein kleines, rein fiktives Zwischenkapitel – mein schriftstellerisches Freiheitsstreben war mit mir durchgegangen – kickte ich sogar komplett aus dem Buch. Ich halte diesen Abschnitt zwar nach wie vor für gelungen, Lena aber bezeichnete ihn als „Fremdkörper“ innerhalb der Geschichte. Okay … sie hat wohl Recht damit, auch wenn ich schlucken musste.
Was Sie, liebe Leserin und lieber Leser, nun in Händen halten, ist zwar keine ganz exakte Dokumentation von Lenas Erlebnissen im Herbsthaus, es ist aber eine
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