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Vierter Stock Herbsthaus (German Edition)

Vierter Stock Herbsthaus (German Edition)

Titel: Vierter Stock Herbsthaus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Susami
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kühlen, harten Stufe und gehe zu den Briefkästen.
    Brandt hat Recht, an jedem Kasten ist eine kleine, eingravierte Nummer. Frau Diehl hat die 25, wir haben die 23. Briefkasten Nummer 24 müsste also zu der Wohnung gehören, die zwischen unserer und der von Frau Diehl liegt. Soll ich noch einmal hinuntergehen und mir Keller 24 anschauen? Etwas in mir zieht mich, etwas anderes hält mich zurück. Angst und Neugierde neutralisieren sich, weder gehe ich hinunter in den Keller, noch wieder hinauf in unsere Wohnung. Stattdessen laufe ich vor den Briefkästen auf und ab und betrachte den durchaus charmanten Zerfall, der dieses Haus gezeichnet hat und weiter zeichnet. Man müsste hier richtig Geld reinstecken und alles renovieren … oder das scheiß Ding einfach niederreißen, abbrennen, dem Erdboden gleichmachen. Verschwindet ein ortsgebundener Spuk – so hat Strauss das genannt, was hier vor sich geht – mit dem Ort, an den er gebunden ist? Oder sucht er sich einen neuen Ort?
    Plötzlich ein Scheppern … Metall auf Metall. Dann völlige Stille. Das kam gerade aus der Küche, in der das Mädchen zusammen mit dem dünnen Typen haust. Schon bin ich mit ausgestrecktem Generalschlüssel unterwegs zu der mit alten Zeitungen verklebten Doppeltür. Ich schließe auf – wieder hakt das Schloss – und betrete den ehemaligen Speisesaal, dann gehe ich zur Küchentür. Ich klopfe an, erhalte aber keine Antwort. Noch einmal klopfe ich … wieder nichts. Aber wenn es gerade gescheppert hat, dann muss jemand da sein. Oder sind hier unten Ratten?
    Okay, angeklopft habe ich … da kann ich auch reingehen. Ich drücke die Schwingtür auf und vor mir liegt ein leerer Raum, niemand hier, auch keine Ratten, die mit Küchenutensilien hantieren. Wie hieß gleich dieser Zeichentrickfilm, in dem eine Ratte als Koch arbeitet?
    „Hallo, ist jemand da?“, frage ich … und weiß, dass die Frage unsinnig ist, man kann sich hier nirgendwo verstecken, Kerstin – sie heißt tatsächlich Kerstin, das stand in ihrem Ausweis – wird nicht plötzlich aus dem Spülbecken auftauchen oder aus dem Backofen kriechen. Aber wer zum Teufel hat gerade diesen Lärm verursacht?
    Ich mache drei Schritte zum Fenster und als ich sie sehe, da wird mir wieder etwas weiter ums Herz. Kerstin und ihr dünner Lover. Wie hieß der Typ noch gleich? Hat der mir das überhaupt gesagt? Die beiden gehen Hand in Hand vom Haus weg, er in leicht gebückter Haltung, sie aufrecht wie ein Kind, das stolz eine gute Note nach Hause trägt. Die beiden sind gerade erst hier ausgestiegen.
    Als ich dem Pärchen nachsehe, da kommt mir eine Idee. Vielleicht könnten die mich in den Keller begleiten … vielleicht wenn ich denen anbiete, dass Sie sich dort unten was holen können, irgendwelche Kissen oder Decken oder was zum anziehen. Ich darf es nur nicht so klingen lassen, als hätte ich Schiss, alleine nach unten zu gehen. Ach Scheiße! Wieso habe ich eigentlich solche Angst vor diesem Keller? Oben im vierten Stock ist es viel wahrscheinlicher, dass mir etwas passiert. Wahrscheinlich ist es die Dunkelheit … diese beschissene Dunkelheit. Normalerweise haben Keller doch zumindest diese niedrigen Fenster, die direkt über dem Erdboden liegen. Aber hier: Nichts.
    Aber es ist nicht nur wegen dem fehlenden Tageslicht. Es ist auch – ich kann es einfach nicht leugnen – die Angst vor dem Typen, der sich dort unten erhängt hat. Der tote Scheißkerl hat sich mir ins Hirn gesetzt. Und dabei ist das Bild, das ich von ihm habe, mit heraushängender Zunge und Glubschaugen, nichts weiter als ein Produkt meiner Phantasie, den hat doch nie jemand gesehen, den gibt es doch überhaupt nicht. Na danke!
    Ich verlasse das aufgegebene Restaurant und schließe die Tür ab. Strauss wird damit leben (oder sterben?) müssen, dass ich erst morgen Abteil 24 durchsuchen werde. Er hörte sich vorhin doch recht frisch an, keineswegs dem Tod nahe. Aber wieso lag er dann im Bett? Während ich mir so meine Gedanken mache, höre ich schon das Freizeichen. Diesmal habe ich Strauss direkt dran.
    „Hallo Frau Pander.“
    „Hallo Herr Strauss. Ich war gerade unten im Keller, leider gibt es kein Licht dort unten. Ich weiß aber, welches Abteil zu der Wohnung gehört und werde mir das morgen genauer anschauen.“
    „Haben Sie keine Taschenlampe?“
    „Doch doch, also ähm … ich habe heute leider nicht mehr die Zeit um-“
    „Frau Pander“, unterbricht mich der alte Mann. „Sie können ruhig Angst haben, das ist

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