Vietnam
(Chinesen), die im Süden des Landes leben, ebenso wie die Khmer und die Cham. Im zentralen Bergland und im Norden siedeln die restlichen Gruppierungen. Einige Völker leben schon seit über 2000 Jahren auf vietnamesischem Territorium. Jene aus dem zentralen Hochland wurden durch die nach Süden wandernden Viet im Laufe der Jahrtausende in die Berge verdrängt. Andere sind erst in den letzten Jahrhunderten von China vor allem in den bergigen Norden eingewandert. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal der Völker ist ihre Ansiedlung im Tief- oder Hochland.
Die Bergvölker im Hochland mögen die Tieflandbewohner (und damit die Viet) im Allgemeinen nicht besonders gern. In ihrer gesamten Geschichte sind sie bestrebt, jeweils in ihrem Volk oder Dorf so selbstbestimmt wie möglich zu leben. Das hat im Laufe der Zeit mal mehr,mal weniger gut funktioniert. Während sie bis zur französischen Kolonialzeit autonom und nur tributpflichtig waren, änderte sich die Situation mit dem Eintreffen der ersten Missionare, die mit den Franzosen ins Land kamen. Die französischen Kolonialherren gestanden den Bergvölkern zwar lokale Autorität zu, doch sie enteigneten die Landbesitzer, forderten hohe Zölle und Zwangsarbeit.
Im Laufe der Kriege stellten sich einige Gruppen gegen die Vietnamesen und kämpften an der Seite der Franzosen und der Amerikaner gegen die Viet Minh und FNL. Andere standen loyal an der Seite der nördlichen Viet und stellten sich gegen die christlichen Viet im Süden unter Diem, die Kolonialherren und die Amerikaner. Zur Geschichte der Bergvölker während der Kriege gegen Frankreich und die USA s. S. 152 , Kasten.
Seit Doi Moi (s. S. 166 und S. 171 ) hat sich die Situation der Bergvölker stetig gebessert. Laut Verfassung genieÃen sie alle Rechte eines vietnamesischen Staatsbürgers. Es gibt eine eigens für die Bergvölker zuständige Regierungsbehörde. Nachdem die sozialistische Regierung anfangs viele Fehler machte, sind die Angehörigen der wichtigsten und groÃen Ethnien mittlerweile in den politischen Gremien relativ gut vertreten. Obwohl sich die Regierung bemüht, die wirtschaftliche Situation zu verbessern, stehen die meisten Bergvölker noch am Anfang einer Entwicklung. 75 % der Menschen leben hier unterhalb der Armutsgrenze. Es kommt häufig zu Nahrungsmittelknappheit â nicht zuletzt deshalb, weil diese Völker im Zuge der Ansiedlung von Viet in den fruchtbaren Tälern in unwirtliche Ecken abgedrängt wurden. Oft sind auch die Bildungssituation und die Krankenversorgung schlecht. Positiv zu vermerken ist hingegen, dass in den Schulen wieder Minderheitensprachen gelehrt werden und auch Stipendien zur Verfügung stehen, die ärmeren klugen Köpfen eine Universitätsausbildung ermöglichen. Als Alternative zur Wilderei, zum illegalen Holzschlag und dem Anbau von Mohn zur Gewinnung von Opium wird der Anbau von Obst und Nutzholz forciert. Leider hat sich aber die Erkenntnis, dass Brandrodung (s. S. 127 ) dem Boden mehr schadet als nutzt, noch nicht in jedem Dorf durchgesetzt. Auch dass einige Tiere menschlichen Schutzes bedürfen, konnte noch nicht ausreichend vermittelt werden.
Gemeinsame Wurzeln
Betrachtet man die Herkunft der 54 Volksgruppen in Vietnam, reduziert sich die Vielfalt auf drei Sprachfamilien: die austronesische, die austro-asiatische und die sino-tibetische Gruppe. Die austronesische Gruppe kam einst aus Indonesien und den pazifischen Inselwelten nach Vietnam. Diese auch als Nam Dao benannte Gruppe siedelte an der Küste des Zentrallandes und stellte vermutlich die ersten Bewohner des Landes. Die austro-asiatische und die sino-tibetische Gruppe wanderten beide aus Südchina ein.
Im Laufe der Zeit differenzierten sich die Gruppen, es bildeten sich Unterethnien, die sich wiederum in kleinere Einheiten unterteilen. So besteht allein die Mon-Khmer-Gruppe aus 21 kleineren Völkern, von denen einige (wie die Odu und Romam) gerade einmal einige hundert Personen zählen.
Die Cham und die E De, die beide zur Nam Dao-Gruppe gehören, haben ihre matrilineare Gesellschaftsform bis heute beibehalten. In diesen Volksgruppen erben nur die Mädchen. Der Mann zieht zur Frau und die Kinder nehmen den Familiennamen der Mutter an. Den Königsthron durften allerdings nur Männer besteigen.
Das Verhältnis der Bergvölker zu den Viet hat sich im GroÃen und Ganzen verbessert, doch kam es 2001
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