Vietnam
Existenzminimum.
Dao
Von den Dao, gesprochen Zao, leben etwa 470 000 in der nördlichen Grenzregion Vietnams; über die Grenzen hinweg siedeln sie auch in Thailand, Laos und China. Ãber Jahrhunderte hinweg kamen immer wieder kleine Gruppen aus China. Die Dao benutzen noch heute chinesische Schriftzeichen und haben eine reiche literarische Tradition.
Da sich das Siedlungsgebiet der einzelnen Dörfer in verschiedenen Höhenlagen befindet, ist auch die wirtschaftliche Lage der einzelnen Dörfer sehr unterschiedlich. In den fruchtbaren Tälern leben die Dao als reiche Reisbauern und Viehzüchter. In den Höhenlagen mühen sie sich mit kargen Ernten ums Ãberleben.
Erkennen kann man die Dao-Frauen an ihrem groÃen roten Turban. Die Kleidung ist oft mit fünffarbigen Stickereien versehen, was auf die Legende des Urahnen Ban Ho und die ihm folgenden zwölf Dao-Clans zurückgeht: Ban Ho war ein kräftiger Hund mit fünffarbigem Fell, der einen feindlichen General tötete. Als Lohn nahm er eine Prinzessin zur Frau, die ihm zwölf Kinder gebar.
Giay
Die Giay, ausgesprochen Zay, sind eine kleine Minderheit von 38 000 Menschen, die in den Höhenlagen der Provinzen Lao Cai, Lai Chan und Ha Giang in feudalen Gesellschaftssystemen leben. Die Bauern wohnen in engen Siedlungen in Pfahlbauten und bearbeiten im Auftrag der reichen Familien das kommunale Land. Am Kragen weisen die traditionellen Trachten der Giay bunte Streifen auf. Sie tragen helle Blusen in Rosa, Hellblau oder Hellgrün und die Frauen bei formalen Anlässen auch einen karierten Turban.
Hâmong
Heute leben etwa 558 000 Hâmong vorwiegend in den Hochlandregionen des Nordens bis ins Zentralland nach Nghe Anh; vornehmlich in Lao Cai, Ha Giang und Tuyen Quang. Die Hâmong, was übersetzt âfreie Menschenâ bedeutet, flohen Ende des 18. Jhs. aus Südchina nach Vietnam, Laos, Birma und Thailand. Sie leben zurückgezogen und gehören wegen der kargen Böden ihres Siedlungsgebietes zu den ärmsten Minoritäten Vietnams. Das Volk unterteilt sich in WeiÃe, Schwarze, Grüne, Rote und Blumen-Hâmong. Diese Untergruppen haben einen eigenen Dialekt ausgebildet, und auch Kleidung und Haartracht der Frauen sind verschieden.
Die Hâmong haben keine eigene Schriftsprache und sind generell wenig gebildet. So können etwa 90 % der Frauen nicht lesen oder schreiben. Die bis heute bekannten Volkslieder, Rätsel und Sprichwörter sind mündlich überliefert worden. Eine schlechte Krankenversorgung, einhergehend mit einer sehr hohen Kindersterblichkeit, sind Folgen der Zurückgezogenheit.
Das Neujahr der Hâmong
Die Hâmong feiern ein eigenes Neujahr:
Tet Meo
beginnt nach unserer Zeitrechnung am ersten Weihnachtsfeiertag, dem 25.12., und dauert eine Woche bis zum ersten Januar des westlichen Kalenders. Wie beim Neujahrs-Tet der Viet reinigen auch die Hâmong ihr Haus und vor allem den Ahnenaltar. Ãberall hängen glückbringende Sonnen, um das neue Jahr zu begrüÃen. Kleine Sonnen werden auch an den Handwerksgeräten befestigt. Sie symbolisieren den Wunsch nach Wohlstand und Glück. Die Frauen weben Kleidung, damit jedes Familienmitglied zu Beginn des neuen Jahres etwas Neues zum Anziehen hat.
Zum Fest wird ein Schwein geschlachtet, und es gibt gutes Essen, zu dem auch die Ahnen eingeladen werden.
Die Hâmong sammeln Heilpflanzen und Honig und bestreiten ihren Lebensunterhalt unter anderem als Jäger und Sammler. Sie haben aber auch ein eigenes Kalendersystem entwickelt, mit dem sie ihren Brandrodungsfeldbau und den Anbau von Reis auf den Terrassen organisieren. Es werden zudem Mais und anderes Gemüse und neuerdings Obst wie Ãpfel, Pfirsiche und Pflaumen angebaut, zum Teil auch noch Mohn. Die Hâmong züchten Rinder, Wasserbüffel und Pferde. Als Weber verarbeiten sie Hanf und Baumwolle und färben diese mit Indigo. Zudem fertigen sie Silberschmuck.
Muong
Die ethnische Gruppe der Muong ist ebenso lange wie die der Vieth (Kinh) auf dem Territorium Vietnams vertreten. Heute zählt das Volk etwa eine Million Menschen. Linguistisch betrachtet gehören die Muong zur Viet-Muong-Gruppe. Ihre Kultur ist derjenigen der Thai ähnlich. Die Muong leben im Norden und bauen Reis an. Sie tun dies wie die Menschen der Hoa Binh-Kultur (S. 261 ), die im heute als Provinz Hoa Binh benannten Siedlungsgebiet der Muong bereits in der Steinzeit
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