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Vietnam

Vietnam

Titel: Vietnam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Markand
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wirtschaftlichen Aufschwung erlebt, ist die medizinische Versorgung (vor allem auf dem Land) noch immer desolat. Es fehlt aber auch an sozialer Hilfe – für die Kinder und die Eltern. Die meisten Kinder werden in den Familien umsorgt, doch diese sind damit überfordert. Wo traditionell die Kinder für die Eltern sorgen, trifft ein derartiges Schicksal besonders hart. Frauen, deren Männer dem Krieg, dem Krebs oder anderen Leiden zum Opfer fielen, leben mit den behinderten Kindern und haben meist nur etwa US$45 im Monat zur Verfügung – sofern sie eine Rente vom Staat bekommen. Oftmals sind ehemalige Soldaten betroffen, denn sie vererben schwere Gendefekte . Doch auch Zivilisten, die später im Dschungel nach Nahrung und Schrott suchten, sind Opfer. Kein Soldat und kein Zivilist wusste um die schleichende unsichtbare Gefahr.
    Der Kampf um Gerechtigkeit
    Früher dachten die Bewohner Vietnams, dass behinderte Kinder die Strafe für ein schlechtes Verhalten im vorherigen Leben wären, doch heute wissen die Betroffenen: Der Grund ist das Dioxin der Amerikaner.
    Die von ehemaligen Funktionären und Soldaten gegründete Organisation Da Cam Dioxin , auch VAVA (Vietnam Association for Victims of Agent Orange/Dioxin), nimmt sich seit Ende 2003 des Problems an. Ihr Ziel ist es, mit Sammelklagen eine Entschädigung für die Opfer zu erstreiten. Zudem kümmern sich die Mitglieder um die kranken Kinder, stellen Medizin zur Verfügung und leisten den Angehörigen Beistand. Den amerikanischen Staat können sie nicht in die Pflicht nehmen, denn, so lautet ein älteres Urteil zu Agent Orange: „Der Einsatz war zum Zeitpunkt des Kriegs noch nicht verboten.“ So sollen die Firmen, die einst mit Agent Orange viel Geld verdienten, Schadensersatz leisten. Die Sammelklage , die betroffene Soldaten und Zivilisten im März 2004 vor einem amerikanischen Bundesgericht gegen die Chemieriesen einreichten, wurde im März 2005 von einem Gericht in New York abgewiesen. Begründung: Der Zusammenhang von Agent Orange und den Behinderungen sei nicht nachgewiesen. Auch ein erneuter Versuch der VAVA vor dem amerikanischen Berufungsgericht hatte keinen Erfolg. Im Februar 2008 wurde auch die Klage zur Wiederaufnahme des Verfahrens abgewiesen. Die zynische Begründung: Das Mittel sei nicht gezielt gegen Menschen eingesetzt worden. Und da der Staat sie im Krieg nutzte, könnten die Firmen nicht dafür haftbar gemacht werden.
    Es bleibt die Hoffnung
    Die Knauserigkeit und Unnachgiebigkeit der Amerikaner, die im Krieg ihre Waffen an lebenden Menschen testeten, erschüttert die Vietnamesen. Sie wissen, dass die USA bis heute Millionen ausgibt, um gefallene und vermisste Soldaten aus dem Vietnamkrieg zu finden, und auch, dass amerikanische Veteranen in einem außergerichtlichen Vergleich entschädigt wurden, weil sie mit Agent Orange in Berührung kamen. Diese Entschädigung war den Chemiefirmen immerhin US$180 Mio. wert. Auf Opferentschädigungen oder gar eine Schuldanerkennung warten die Vietnamesen dagegen bis heute vergeblich.
    Wer aktiv helfen will, kann Geld spenden: Spendensammelkonto , Kontoinhaber: Stiftungsfonds Kirche und Caritas, Bank: Bank Bistum Essen, Kontonummer: 18 000 016, BLZ: 360 602 95. Bitte immer den Verwendungszweck angeben, damit eine Spendenquittung ausgestellt werden kann und das Geld auch für die Opfer von Agent Orange verwendet wird: Adresse des Spenders, Spendenempfänger (z. B. Opfer von Agent Orange oder gezielte Projekte wie das Kinderheim von Father Phan Khac Tu oder Vietnamesischer Verein für die Opfer von Agent Orange in der Provinz Thai Binh).
    Unter den Bergvölkern wird oftmals noch der Wanderfeldbau praktiziert. Zur Schaffung neuer Anbauflächen werden dafür Berghänge gebrandrodet, damit dort für 1–2 Jahre Bergreis, Maniok, Mais oder andere Nahrungsmittel angebaut werden können. Hatte der Boden früher mehr als eine Dekade Zeit, sich zu regenerieren, so wird die Fläche heute aufgrund des Bevölkerungswachstums bereits nach wenigen Jahren wieder abgebrannt und landwirtschaftlich genutzt. Infolgedessen laugen die Böden schneller aus. Die ohnehin sehr dünne Humusschicht wird vom Regen weggespült. Wissenschaftler gehen davon aus, dass seit Kriegsende durch die Brandrodung und damit auch ungewollt ausgelöste größere Waldbrände bis zu 3 Mio. Hektar Wald vernichtet wurden. Dies ist zwar nicht

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