Vietnam

allein auf die Brandrodung durch die Minderheiten zurückzuführen (wie die Regierung gerne behauptet), doch tragen sie einen wesentlichen Anteil dazu bei. Denn neben Brandrodung lässt auch die Nutzung von Holz als Energiequelle – die einzige,die verfügbar ist – die Wälder schrumpfen. Der Staat versucht, die Bauern sesshaft zu machen und Dörfer zu gründen – bisher jedoch nur mit mäßigem Erfolg.
    Einen wesentlichen Anteil an der Abholzung der Wälder hat neben Kaffee auch der vermehrte Anbau von Tee, Kakao und Gummi . Vor allem das Hochland im Westen eignet sich hierfür. Ein Beispiel ist die erfolgreiche Ansiedlung von Vietnamesen rund um Da Lat. Hier lebten einst Jarai, E De und Sedang (s. S. 130 , Bevölkerung) – heute verdienen vor allem Viet am Anbau von Nutzpflanzen und der Haltung von Rinderherden.
Bedrohte Tiere und Pflanzen
    In Vietnam sind mindestens 120 Tier- und Pflanzenarten in Gefahr. Ihr Lebensraum ist durch Besiedlung, Abholzung und Umweltverschmutzung bedroht. Am Baumbestand lässt sich dies besonders eindringlich bezeugen: Wo heute Monokulturen stehen, wuchsen einst zahlreiche Arten, mit denen ein wahres Paradies für Tiere aller Art verloren ging. 1994 unterschrieb auch Vietnams Regierung das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) und verpflichtete sich, dem Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren und Pflanzen Einhalt zu gebieten. Diesgelingt jedoch bisher nur bedingt, da die Jagd für viele Menschen im Land noch immer die einzige Erwerbsquelle ist. Auf den Märkten und in den Kochtöpfen des Landes landen noch heute viele der geschützten Tierarten.
    Nach wie vor spielt der Glaube an die heilende Kraft einiger Spezies eine wesentliche Rolle bei deren Vernichtung. So ist vor allem der chinesische Markt Förderer des Schmuggels von Wildtieren. Opfer ist beispielsweise der Schwarze Kragenbär, dessen Gallenblase gegen Fieber und Leberprobleme helfen soll. Tigerknochen und vor allem Tigerpenisse sollen die Manneskraft stärken. Auch Vogelnester sind heißbegehrt auf dem chinesischen Markt. Angeblich sind sie sehr vitalisierend.
    Im Land gibt es einige Projekte, wie z. B. das des Kölner Zoos (s. S. 123 ) und des Rescue Centers im Cuc Phuong-Nationalpark (s. S. 341 ), die versuchen, durch Aufklärung den Raubbau an der Natur einzudämmen. Auch die seit Jahrzehnten bestehende Zusammenarbeit des vietnamesischen Forstministeriums mit dem WWF zielt auf Entwicklungsprogramme zum nachhaltigen Zusammenleben von Mensch, Natur und Tier.
Bevölkerung
    Einwohner: ca. 85 Mio., 87 % Vietnamesen, 3 % Chinesen, 10 % sonstige Minderheiten
    Minderheiten: Tay, Thai, Muong, Nung, H’mong, Dao und Giay im Norden; Cham, Jarai, E De, Bahnar (Ba Na), Sedang (Xe dang), Koho (Co Ho), Mong, Bru und Ta-Oi im zentralen Bergland, Khmer und Hoa im südlichen Tiefland
    Bevölkerungswachstum : 1,4 %
    Lebenserwartung: 68 Jahre (Männer: 65,5; Frauen: 70,2)
    Alphabetisierungsrate: 93 %
    Obwohl Vietnam etwa 20 000 km 2 weniger Grundfläche hat als Deutschland und weniger Landfläche bewohnbar ist, haben beide Staaten fast gleich viele Einwohner. Die meisten Menschen bewohnen die Delta-Gebiete des Mekong und des Roten Flusses. In den Städten lebt bereits heute ein Viertel der Bevölkerung, und es werden täglich mehr. Die Landflucht treibt vor allem junge Menschen in die urbanen Zentren. Sie sind auf der Suche nach Bildung und Jobs. Zurück bleiben die Alten in vergreisenden Dörfern. Dieser Trend beeinflusst die Wirtschaftspolitik des Landes und wird in der Zukunft die Gewichtung der Einnahmequellen weiter deutlich verschieben – statt wie heute noch vorwiegend in der Landwirtschaft wird die nächste Generation voraussichtlich vermehrt in der Industrie und im Dienstleistungssektor tätig sein (mehr dazu s. S. 171 , Wirtschaft).
    Die Gesamtbevölkerung Vietnams ist, bedingt durch die 30-jährigen Freiheitskriege, die erst 1975 endeten, sehr jung. Zwei Drittel der Bewohner sind jünger als 30 Jahre und über 50 % unter 15 Jahren. Etwa ein Drittel der Menschen sind Zeitzeugen des Krieges.
    Als Vietnam 1975 wiedervereinigt wurde, hatte das Land eine Bevölkerung von 48 Mio. Menschen. Heute sind es 85 Mio., also 37 Mio. Menschen mehr.
Ethnische Gruppen
    In Vietnam leben 54 verschiedene ethnische Gruppen. Die Viet (auch Kinh genannt) stellen etwa 87 % der gesamten Bevölkerung. 3 % der Bevölkerung sind Hoa