Vietnam
hatten ihren Ursprung in der immer weiter fortschreitenden Verarmung der Bevölkerung, die durch die Weltwirtschaftskrise 1929 noch verschärft wurde. 1927 hatte sich in Ha Noi die Vietnamesisch-Nationalistische Partei (Viet Nam Quoc Dan Dang) gegründet. Sie organisierte sich nach dem Vorbild der chinesischen Kuomintang und zielte auf den gewaltsamen Umsturz des französischen Kolonialregimes und die Errichtung einer Republik. Im Februar 1930 initiierten die Mitglieder einen Aufstand. 20 000 Demonstranten marschierten auf Vinh zu. Daraufhin warfen die Franzosen Bomben, und die Rebellion wurde niedergeschlagen. Die Bauern, die sich in der Umgebung festgesetzt hatten und dabei waren, die GroÃgrundbesitzer zu vertreiben, mussten aufgeben. Die Rädelsführer wurden nach Con Dao in die Sträflingskolonie Poulo Condore gebracht. Ebenso erfolglos war der am 1. Mai desselben Jahres von kommunistischen Zellen (Sowjets) in Fabriken und auf Plantagen in denProvinzen Nghe Anh und Ha Tinh angezettelte Aufstand. Dieser wurde mit extremer Gewalt niedergeschlagen. Daraufhin kam es sogar in Frankreich zur Kritik am Verhalten der französischen Kolonialmacht.
Zweiter Weltkrieg und Beginn der 30-jährigen Freiheitskriege (1939â1945)
Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, änderte sich die Situation auch in Asien dramatisch. Japan, das bereits in den 1930er-Jahren Korea und Teile Chinas besetzt hielt, dehnte seine Einflusssphäre weiter aus und übernahm ab 1940 die Kolonie Indochina und damit auch die Kontrolle in Vietnam. Deutschland hatte Frankreich eine Niederlage zugefügt, und die mit den Deutschen verbündeten Japaner reagierten prompt. Japan erlaubte dem Vichy-Abgesandten Admiral Jean Decoux (reg. 1940â45) jedoch, die Administration aufrecht zu erhalten. Die Oberherrschaft aber hatte das japanische Militär, das die Parole ausgab: Asien den Asiaten. Wirtschaftlich blutete das Land in den folgenden Jahren so weit aus, dass in den letzten Kriegsjahren viele Vietnamesen verhungerten. Den Dolchstoà versetzte der Bevölkerung der Export der gesamten Reisernte nach Japan.
Doch die Opposition schlief nicht. Anfang 1941 kehrte Ho Chi Minh aus China zurück (dort hatte er als Berater der Kuomintang-Regierung gewirkt) und kämpfte gegen jeglichen Einfluss ausländischer Mächte in Vietnam. Bereits im Mai desselben Jahres gründeten die Kommunisten die âLiga für die Unabhängigkeit Vietnamsâ. Die Bewegung nannte sich Viet Nam Doc Lap Dong Minh Hoi und wurde als Viet Minh bekannt. Neben den Kommunisten waren es vor allem auch Nationalisten und Antikolonialisten, die sich der Bewegung anschlossen. Das Ziel war die Mobilisierung der Massen gegen die fremden Mächte. Die Viet Minh wurden so zur Keimzelle der 1945 ins Leben gerufenen Vietnamesischen Befreiungsarmee.
Onkel Ho als Agent
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs pflegte Ho Chi Minh enge Kontakte zum American Office of Strategic Services (OSS). Diese Organisation, aus der später die CIA erwuchs, unterstützte die Kommunisten in ihrem Kampf gegen die Japaner mit Waffen. Eine Legende berichtet, dass die Amerikaner Ho Chi Minh das Leben retteten, als sie sich 1945 an seinem Stützpunkt in Cao Bang mit ihm trafen und ihn schwer krank vorfanden. Wenig später agitierte die CIA bereits gegen Ho Chi Minh und lieà massenhaft Propagandaflugblätter im Süden verteilen, die vor einer Ãbermacht des Kommunismus warnten.
Ho Chi Minh betrat als Führer der Viet Minh erstmals die Bühne der Weltpolitik. Im Oktober 1943 konnten die Partisanen der Viet Minh einige Gebiete unter ihre Kontrolle bringen. Japan reagierte auf die wachsende und mächtiger werdende Opposition erst, als es selbst schon geschwächt war: Am 9. März 1945 wurde die französische Verwaltung abgesetzt. Am 11. März proklamierte Bao Dai die vietnamesische Eigenstaatlichkeit unter japanischer Kontrolle.
Der lange Weg zur Freiheit (1945â1975)
Vertreibung der Japaner und Ausrufung der DRV 1945
Nach der Kapitulation Deutschlands am 7. Mai 1945 ging der Freiheitskampf in Vietnam weiter. Die Alliierten unterstützten nun die Viet Minh (u. a. mit Waffen), denn diese waren als einzige Kraft gegen Japan übrig geblieben. Unter dem Decknamen Lucius wurde Ho Chi Minh als Agent der Amerikaner geführt. Die Viet Minh organisierten auch in Zusammenarbeit mit anti-kommunistischen Kräften das Nationale Befreiungskomitee , das als
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