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Vilja und das Raeuberfest

Vilja und das Raeuberfest

Titel: Vilja und das Raeuberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Kolu
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gehen?
    Wir waren beide der Meinung, dass jetzt noch eine zweite Portion Eis hermusste, und ich überlegte, wie ich mein Anliegen am besten formulieren könnte. Gleichzeitig musste ich lächeln: Bei unseren gemeinsamen Krisen aßen wir immer Eis. » Ich hätte an dich eine große Bitte«, fing ich ein bisschen umständlich an. » Beziehungsweise keine große, sondern eine riesige! Es würde ein Problem lösen, für das ich mir keine andere Lösung denken kann. Ich weiß nur nicht, was du davon hältst …«
    Kaija gab aber grünes Licht für meinen Vorschlag, und so konnte mein Plan allmählich Wirklichkeit werden. Aufgrund der Termine musste ich trotzdem drei Tage warten. Den wichtigen Anruf machte ich erst, als ich mich zum vierten Mal vergewissert hatte, dass Vanamo auch ganz sicher nicht zu Hause war und in meinem Zimmer kein Spionage-Gerät versteckt hatte, das bei einem Stimm-Impuls ansprang. Ja, wir verstanden uns zwar gerade ziemlich gut, aber ich vertraute meiner Schwester nach wie vor ungefähr so, wie man einem um Streicheleinheiten bettelnden Hammerhai vertrauen würde!
    » Jepp!« Kalle war ganz außer Atem, als er den Hörer hob. »’ Tschuldige, dass es etwas gedauert hat, aber Hilda wollte ein neues Glas Delikatessgurken. Die Frau beginnt langsam so groß wie ein Berg zu werden und kommandiert uns alle herum!«
    » Kommen wir zur Sache …«, sagte ich mit einer Agentenstimme. » Operation › Lerne-die-Familien-kennen‹ . «
    » Hast du gefragt?« Der Junge wurde ganz aufgeregt. » Meinst du, ich kann in die Schule?!«
    » Du nimmst deine Tante Kaija mit«, antwortete ich. » Du nimmst deine Tante Kaija als Familienmitglied mit, und sie kann deinen Klassenkameraden alles Mögliche aus dem Leben eines Schriftstellers erzählen!«
    Morgen würde die Schule wieder beginnen. Ich wälzte mich unruhig im Bett herum, weil ich einen Albtraum hatte. Darin machte ich wieder einen Solo-Raubzug auf dem Q & R-Wettkampfplatz, und alles war dabei, in die Hose zu gehen.
    Ich überprüfte die Kette in einer Ecke der Lärmschutzwand und bog die Zaunhälften auseinander. Dann schlich ich in Richtung der Zelte, aber meine Füße blieben am Asphalt kleben. Menschen huschten vorbei, die alle einen seltsamen Filzhut trugen. Ich war auf der Suche nach roten Bohnen und tastete auf dem Boden der Zelte herum. Eine Welt aus roten Bohnen … Meine Angst wurde größer, als meine Suchaktion sich immer mehr in die Länge zog. Das Lachen der Räuber schallte aus den Zelten.
    » Ist es nicht gut?«, fragte ein Mann mit tiefer Stimme. » Und dann schau mal, das Gesicht von demjenigen kommt auf diese Münze.«
    » Und Kabuum«, fuhr ein verschnupfter Mann fort. » Ausgezeichnet!«
    » Kabuum!«, antwortete der Mann mit der tiefen Stimme. » Das hat sich der Boss gut ausgedacht, das muss man schon sagen. Derjenige kann machen, was er will, der sitzt so oder so in der Patsche!«
    » Wenn man nur das Gesicht von demjenigen sehen könnte!«, sagte die Schnupfnase. » Wenn derjenige begreift, dass alles verloren ist.«
    KABUUM !
    Vor mir war Vanamos lachendes Gesicht und eine leere, von dem Knall zerplatzte Papier-Brötchentüte. » Was zappelst du da rum? Komm zum Frühstück!«
    » Ja, gleich«, antwortete ich gehetzt. » Gleich … sofort, erst noch eine kleine Sache …« Gerade war mir eingefallen, warum es äußerst gefährlich war, wenn das Gesicht des Wilden Karlo Räuberberg auf den Lakritzmünzen zu sehen war.
    Ich kratzte all mein Geld zusammen, das ich hatte, denn ich brauchte ein Zugticket. Die Welt teilte sich in Dinge auf, die man am Telefon oder im Internet verhandeln konnte – aber wenn man wollte, dass der Räuberherrscher Karlo Räuberberg seine Meinung änderte, musste man selbst an Ort und Stelle sein. Jetzt war es vor allem wichtig, Ruhe zu bewahren!
    Meine Schwester war ungewöhnlich gut gelaunt. Sie hatte sogar ein paar Brotscheiben getoastet, die ganz essbar waren, zumindest wenn man die schwarzen Stellen abkratzte.
    » Ach, hier seid ihr Mädchen! Guten Morgen!«, sagte Mama und rieb sich die Augen. » Jetzt beginnt wieder der Ernst des Lebens!«
    Aus irgendeinem Grund hörte ich Kaijas Stimme in meinem Kopf: Wir sehen uns, wenn’s kalt wird. Meine zwei Welten waren gerade dabei, ganz furchtbar durcheinanderzugeraten. Letztes Jahr hatte ich einen Räubersommer und einen Schulwinter verbracht. Jetzt war ich dabei, am ersten Schultag zu den Räubern abzuhauen.
    Wann würde der erste Zug dorthin fahren? Ich

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