Vilja und das Raeuberfest
versuchte, vor lauter Nervosität nicht herumzuhibbeln. Selbst Papa saß heute kurz mit uns am Tisch, um seinen Kaffee zu schlürfen und sich seine Krawatte zu binden, bevor er zur Arbeit düste. Mama reichte uns Lunchtüten und Taschentücher, die wir in unseren Schultaschen verstauten. Warum war gerade dieser Morgen so harmonisch? Zudem gefährdete Vanamos plötzlicher Anfall von Freundlichkeit meinen Plan, sobald wir aus der Tür getreten waren: Alles wäre völlig im Eimer, wenn sie die gleiche Strecke zur Schule gehen würde. Mir entfuhr ein Seufzer der Erleichterung, als ihr Handy schrillte und sie vom Tisch aufsprang. Irgendeine hippe, beste Freundin aus diesem Schulhalbjahr wartete unten an der Haustür auf sie.
Ich ging in mein Zimmer und öffnete die Bandit-H-Seite – zuerst den grünen Bereich, hier schrieb ich eine Gruppennachricht an Kalle, Hele und Kaija:
Zur Info an Kalle, Hele + Kaija: Geht NICHT in die Schule und auch sonst NIRGENDS hin! Kalle: Das ist nur eine Ausnahme für diesen einzigen Tag! Ich gehe selbst auch nicht in die Schule und bin kurz vor eins bei euch!
Ich wechselte zum violetten, mittleren Bereich und tippte:
Vanamo! Du musst unbedingt eine Sache für mich erledigen. Heute Abend bin ich weg, aber höchstens für zwei Tage, bin bei Freunden in Sicherheit! Denk dir die bestmöglichste Lüge aus, sodass Papa sich nicht auf die Suche nach mir macht. Als Dankeschön besorg’ ich dir ein Autogramm von Herta Sonne!
» Aber Schatz, müsstest du nicht langsam mal los?«, rief Mama durch die Tür. » Ein neues Schulhalbjahr, neue Streiche? Du willst es doch nicht damit beginnen, indem du dich gleich am ersten Tag verspätest?«
Blitzschnell tippte ich ESC -B-H. Ich ließ nur die Seite mit dem weißen Fan-Bereich geöffnet, als ich in den Flur ging, um eine Jacke zu suchen, die einen ausreichenden Windschutz bot, aber trotzdem noch dünn genug war.
» Ist doch schön«, sagte Mama zu Papa. » Vanamo und Vilja haben jetzt dieses gemeinsame Barbie-Hobby.«
Fast hätte ich ein Stück von meiner Lippe abgebissen, als ich versuchte, nicht zu lachen.
Kapitel 44
in dem wir die gegnerischen
Tricks analysieren
I ch hatte mich schon darauf vorbereitet, am Bahnhof vorzugeben, dass ich ein Scheidungskind sei, das abwechselnd bei seinen Eltern lebte, und dass der Vater den Schulanfang vergessen hatte, zu dessen Beginn ich eigentlich bei der Mutter sein sollte. Zum Glück musste ich meine SCHWINDEL -Künste nicht anwenden, weil der junge Schalterangestellte, der durch Musik abgelenkt war, mir das Ticket verkaufte, ohne weitere Fragen nach meinem Alter oder meinem Ziel zu stellen.
Der Zug stand noch ein paar Minuten, bis er sich in Bewegung setzte. Aufgeregt saß ich auf der Sitzbank und wartete darauf, dass mich jemand im letzten Moment aus dem Zug holen würde. An den Bushaltestellen vor dem Bahnhof hielten Regionalbusse, aus denen ältere Schüler mit Umhängetaschen und Rucksäcken stiegen. Ich war auf der Flucht vor meinem eigenen Leben und fühlte mich viel älter und einsam, und ich war auch ein bisschen traurig.
Es wäre einfacher gewesen, mit scheppernder Tasche in Richtung Schule zu springen. Mein Leben war jetzt aber anders. Es hatte bereits im letzten Sommer begonnen, anders zu verlaufen, und es würde niemals wieder normal sein – ein Teil von mir würde immer in der Räuberwelt sein!
Auf der Zugreise machte ich mir Notizen über die jetzige Situation, damit ich den Räuberbergs in aller Ruhe die Dinge erklären könnte.
SITUATIONSANALYSE
Aufgeschrieben von Vilja
1) Der Wilde Karlo ist der Räuberherrscher der Räubergemeinschaft für die kommenden zehn Jahre.
2) Der Titel des Räuberherrschers wurde ehrlich gewonnen – nach den alten Wettkampfregeln von Helmeri Kvist .
3) NACHFRAGEN: Hele machte bei dem SCHWINDEL-Training eine Andeutung, dass sie den Aufenthaltsort von Helmeri Kvists Ratgeber kennt. Das scheint auch der Großteil der anderen Räubersippen zu glauben. — › Hele fragen!
4) Die Pärnänens haben dem Räuberherrscher einen Sonderpreis angeboten: Das Profil des Siegers wird auf Orkolas Lakritzmünze gedruckt.
Der Preis wurde seltsamerweise sehr spät bekanntgegeben – erst als die Pärnänens selbst aus dem Finale ausschieden. Das war ihr eigener Verdienst: Sie gaben zu, dass sie für die Waschmittel-Sabotage verantwortlich waren und verloren auf diese Weise wertvolle Punkte. Warum? Warum wollten sie nicht einmal VERSUCHEN , um den Platz im Finale zu
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