Vilja und das Raeuberfest
Andeutung machen, es war schon gut, dass ich überhaupt meinen Mund aufbekam. Die Situation war ziemlich brenzlig.
» Okay«, sagte ich möglichst ruhig. » Und dann? Du willst doch was?«
» Ich hab mir überlegt, wenn ich dich nicht bei Papa verpetze, also wenn ich ihm nicht verrate, wie wir euch gefunden haben … Na ja, also ich hab einfach gelogen, dass ich eine Nachricht von dir gesehen hätte.« Dann kniete sich Vanamo vor mich hin und flehte: » Kann ich bitte, bitte, bitte deinen Code behalten?! Das erste Mal in meinem Leben schwärmt ein anderer genauso für Herta Sonne wie ich!«
» Warum sollte das eigentlich nicht gehen?!«, sagte ich fassungslos. » Ich glaube, dass du den Code behalten kannst.«
Kapitel 43
in dem ich Schulden
bezahle und die
große Gefahr erkenne
A m ersten August traf ich Kaija Räuberberg im Café des Einkaufszentrums um zwei Uhr nachmittags. Papa gab mir wieder mehr Freiraum und fragte nicht mehr so genau nach, wenn ich mal irgendwohin ging. Er verwendete all seine Energie darauf, lange Spaziergänge zu machen und die unterbrochene Ahnenforschung fortzuführen. Prüfe die Unterlagen zu dem alten Gutshof der Familie Vainisto, stand auf dem Zettel, den ich gestern aus der Potasche von Papas Trainingsanzug befreit hatte.
Die Mitbringsel der Amerika-Kiste, Großer Hemmi, zwei Familienzweige im Bürgerkrieg, stand auf dem anderen, der an seiner Socke hängengeblieben war.
Es sah aus, als schliefe Papa auf seinen Notizzetteln mit der Ahnenforschung. Aber er schien begeistert zu sein und irgendwie erleuchtet.
Vanamo bestellte im Internet neue Glanz-Nagellacke und versuchte auf diese Weise, Geld für eine Manga-Barbie zu sparen, weil die bald auf den Markt kommen würden. » Im Netz ist alles viel billiger«, erklärte sie mir. » Außer die verdammten Bandit-H’s. Wenn man die sammeln will, muss man entweder steinreich sein oder kriminell!« Sie redete viel von ihrem Freund, der vorhatte, eine Schulstart-Party zum Thema » Bandit-H« zu machen.
» Schön, dass wir wieder zusammen essen«, sagte Mama, und das hatte schon viel zu bedeuten. Mittlerweile war unser Verhältnis eigentlich ganz gut.
Kaijas Umarmung war fest wie Stahl. Sie trug ein neues rotes Kostüm, das ihr geldscheinchenblaues Haar noch auffälliger als vorher machte. Ich merkte, dass viele Cafébesucher uns verstohlen musterten.
» Bei den letzten Kapiteln musste ich mich ein bisschen sputen«, erzählte Kaija. » Hilda bekommt das Baby in etwas über einem Monat, und ich will ihr eine so große Hilfe sein, wie es nur irgendwie möglich ist!«
Meine Augen weiteten sich vor Schreck. Würde Kaija etwa zur Hebamme werden …
» Nein, Quatsch«, klärte mich Kaija rasch auf, als sie mein entsetztes Gesicht sah. » Hilda Osmola geht ins Krankenhaus, so wie jede andere Frau auch. Aber es gibt vor der Geburt viel zu tun und danach auch. Ein Chauffeur wird ziemlich oft gebraucht, jetzt wo Hele so viele Internet-Aufträge hat. Und bei Karli haben ja die › Oberchef-Aufgaben‹ angefangen. Er war beim Fototermin für diese Münze, und dann hat er auch beim Räuberrat ’ne Menge zu tun!« Sie senkte ihre Stimme, sodass sie fast schon flüsterte: » Das Verhältnis zwischen den Hurmalas und den Pärnänens ist nun endgültig in die Brüche gegangen. Seit die Pärnänens keinen Platz mehr im Räuberrat haben, ist die Stimmung sehr eisig geworden. Hele hatte viel Arbeit, um den Frieden wieder herzustellen. Aber das Mädchen hat ihre Sache sehr gut gemacht! Alle anderen Räubergruppen sind der Meinung, dass Karli ein kluger König ist, aber der arme Mann kriegt von diesen Sachen nicht einmal die Hälfte mit, sitzt zu Hause nur mit seiner Plastikkrone auf dem Kopf auf der Veranda herum und schmiedet große Pläne.«
Ich versuchte, unbekümmert zu erscheinen, aber Kaija witterte meine Nervosität. Sie bestellte für mich eine riesige Eisportion, die ich voller Genuss fast komplett aufaß, während sie mir die Handlung ihres neuesten Herta-Sonne-Romans ins Ohr flüsterte. Darin kam auch ein Baby vor, dessen Herkunft ungeklärt war. Konnte es sein, dass das Baby eine » Liebesfrucht« der betrügerischen Rothaarigen und des damals von Gedächtnisschwund befallenen Joni von Hiidendorf war? Würde Joni seinen gerade erst wieder zurückeroberten Besitz verlieren, wenn sich herausstellte, dass er ein uneheliches Kind hatte? Und stand ein Baby dem lustigen Vagabunden im Weg, weiterhin frei und unbekümmert auf Wanderschaft zu
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