Vilja und das Raeuberfest
hatte darin einige Gedanken notiert, die ich mir während der Sommers über das Räuberleben gemacht hatte. Die genau beschriebenen Regeln der Disziplinen, die für mich neu gewesen waren, und die Punktelisten standen auch darin, sowie fast schon unverschämte Notizen über die verschiedenen Räuberfamilien und ihre Mitglieder und eine Liste über die Dinge, die ich gehört hatte, als ich für Hele die Quiche-und-Ringkampf-Backzutaten gesucht hatte.
Die Schrift des Räubermädchens war aber nirgends außer auf dem Zettel zu finden. Ich wusste, so musste es auch sein, falls das Buch in falsche Hände geriet und beispielweise von Vanamos Adleraugen untersucht werden würde. Aber ich war viel zu dumm für Hele, denn ich kam einfach nicht darauf, in welchem Teil des Buches sie die geheimen Informationen versteckt hatte!
Schnell kehrte ich zu meiner ganz normalen Sommer-Routine zurück – zu der Zeit, die vor der Räuberfamilie gewesen war. Ich ging schwimmen im lauwarmen Wasser am bewachten Badestrand. Einigen Klassenkameraden antwortete ich auf ihre Frage, was im Sommer passiert war, indem ich von dem fürchterlichen Geigen-Ferienlager berichtete, in dem wir nur Möhren gegessen hatten. Um perfekte Beerenquark-Rezepte zu suchen, ging ich in die Bücherei – der » Eisbecher nach Art der harten Kerle«, den Hilda eines Nachts zubereitet hatte, hatte mich auf den Gedanken gebracht, dass man gerade Beerenquark im Sommer tonnenweise essen musste. In dem vielversprechenden, dicken Kochbuch blätterte ich die Tabelle mit den Mengenangaben durch. 90 g Butter sind 100 ml zerlassene Butter stand dort. Da ging mir plötzlich ein Licht auf, wo der Hinweis von Hele versteckt sein könnte!
Zu Hause nahm ich mir aus dem Kühlschrank eine eiskalte Limonade und begann, mein Notizbuch durchzublättern. Vanamo war bei einem Open-Air-Konzert, sodass ich in Ruhe lesen konnte. Meinen Texten schenkte ich aber keinerlei Beachtung, sondern konzentrierte mich voll und ganz auf die Tabellen. Es verging einige Zeit, bis ich begriff, was sich verändert hatte: Es gab eine Tabelle, in der ich alle Disziplinen des Sommerfestes aufgelistet hatte, um eine bessere Übersicht über den Punktestand der einzelnen Sippen bei den Gruppenwettkämpfen zu behalten. Drei Gruppen – die Levanders (L), die Fliegenden Stilette ( FS ) und eine meiner Lieblingsgruppen, die Unheilvollen vom Fjäll ( UF ) – hatten immer nur null Punkte bekommen. In diesen Listen, die jetzt im Buch standen, hatten UF allerdings in allen Disziplinen fleißig Punkte gesammelt, die neuen Zahlen waren in die leeren Stellen in der Tabelle eingetragen worden. Ich begann, diese hinzugefügten Zahlen aus der UF -Spalte aufzuschreiben, bis ich neun zusammenhatte, dann öffnete ich meinen Laptop und trug diese Nummern ins Bandit-H-Passwort-Feld ein. Das System öffnete sich und auf dem Bildschirm blinkte » Sie haben eine neue Nachricht« auf.
Na also, du hast den Braten gerochen, oder nicht? Zumindest hast du den geheimen Code gefunden. Bei uns ist alles in Ordnung, außer dass Gold-Piet vom kalten Wasser eine Grippe bekommen hat. Wir sind im alten, bekannten Zwischenstopp: in Kaijas Hütte, weil sie gerade in den letzten Zügen für ihr neues Buch ist und ihr die Stadtwohnung zu heiß geworden ist. Todlangweilig! Man müsste mal wieder eine Tour machen, dann bleibt man munter. Hilda hat die Veranda erobert und knabbert saure Gurken. Wir warten hier ungeduldig auf … du weißt schon was!
Andere Termine: Der Boss geht nächste Woche in die Lakritzmünzen-Fabrik, um für die neue Form Modell zu stehen. Anfang Oktober wird die neue Münze dann präsentiert. Hättest du da Zeit?
Kaija kommt am ersten August nach Südfinnland, um ihr neuestes Manuskript abzuliefern. Sie ist ja irgendwie ein bisschen abergläubisch und bringt ihren fertigen Text immer bis zum Verlag. Aber wenn man an die letzten Ereignisse denkt, ist das vielleicht auch das Klügste, denn die Computerkünste dieser Frau sind halt wie sie sind.
Die Leute sind ganz aus dem Häuschen, wenn sie einen Termin mit der geheimnisvollen Herta Sonne bekommen. In Wirklichkeit zeigt sie sich aber gar nicht im Verlag, lässt nur ihr Manuskript im Erdgeschoss beim Hausmeister und verschwindet dann wieder klammheimlich. Es ist schon eine Tradition, dass Herta Sonne immer verspricht, nach oben zum Verlagsleiter zu kommen, um ein kleines Pläuschchen zu halten, aber dann taucht sie trotzdem nie auf. Das hält angeblich die Spannung
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