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Vilja und das Raeuberfest

Vilja und das Raeuberfest

Titel: Vilja und das Raeuberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Kolu
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denn damit, wenn wir uns erst mal anhören würden, was Vilja uns zu sagen hat, bevor wir aus dem A ein O machen und uns ausmalen, sie hätte ihr ganzes altes Leben zurückgelassen? Auch wenn das gar nicht mal so schlecht wäre. Herzlich willkommen, falls das der Fall sein sollte!«
    » Aber heute ist doch der erste Schultag!« Der Wilde Karlo schien erschüttert zu sein. » Kalle hat sogar schon seine morgendliche Frisur gemacht!«
    » Papa!« Der Junge schämte sich wegen der Bloßstellung und merkte gleichzeitig, dass er auch noch den » Papa«-Fehler gemacht hatte, was seine Scham noch verdoppelte.
    » Das macht nichts, dass wir heute nicht gegangen sind«, sagte er dann aber zu mir. » Du bist der beste Grund der Welt, um die Schule zu schwänzen!«
    Hilda kam mit Kaija aus dem großen Schlafzimmer. Kaija winkte fröhlich, sie hatte meine Nachricht auf der Bandit-H-Seite gelesen. Hilda wickelte den Morgenmantel um sich herum, offensichtlich hatte sie ein Nickerchen gemacht. Der Stoff des Mantels reichte kaum um die Räubermutter herum. Dann knarrte die Tür hinter uns, und Gold-Piet schlüpfte gut gelaunt an mir vorbei in die Küche, auf dem Arm einen großen Karton. » Frisch geraubte Marmelade, Frau Hilda! Wenn man die auf’s Baguette streicht, fängt’s schon an zu schmecken!«
    » Die Regeln scheinen nicht wirklich zu funktionieren«, grinste Hele. » Ich habe sicherheitshalber allen in diesem Haus gesagt, dass wir eine Schauspielergruppe sind, die experimentelles Improvisationstheater macht. Das hat ziemlich gut funktioniert. Keiner fragt mehr etwas, alle schauen nur noch ganz mitleidig.«
    Ich hatte das Gefühl, als wäre ich zu Hause angekommen. Als wäre das hier meine echte, lärmende und nirgends so richtig hineinpassende Familie, und als wäre ich in meinem Leben bei den Vainistos nur so was wie eine Austauschschülerin. Es freute mich überhaupt nicht, dass ich diesen Nachmittag mit meinen schlechten Nachrichten kaputt machen musste.
    » Ich hab euch was zu sagen«, begann ich. » Könntet ihr euch bitte alle mal setzen?«
    » Davor bekommst du aber noch ›Spanische Fenster‹!«, unterbrach mich der Wilde Karlo. » In dieser Familie wird niemals mit leerem Magen diskutiert, und damit werden wir auch jetzt nicht anfangen!«
    Zu meinem großen Erstaunen schnappte er sich die Bratpfanne und schnitt in diese ein Stück Butter, das mindestens so dick wie sein Handgelenk war. Dann riss er mit seinen Händen die weiche Mitte eines Toastbrotes heraus und begann, die ausgekratzten Ränder in der Butter anzubraten bis sie knusprig waren. Kaija kochte Kaffee und stellte Saft auf den Tisch. » Hier haben sich viele Dinge verändert«, schmunzelte sie und zwinkerte mir zu. » Zum Beispiel, dass der Räuberherrscher mittlerweile kocht!«
    » Komm, Vilja, und schau zu, wie der Boss den Kochlöffel schwingt«, prahlte dieser. » Das hier sind die Fensterrahmen«, erklärte er mir dann und zeigte auf die knusprigen Toastbrotränder. » In diese Rahmen kommt erst eine feurige Rührei-Mischung als Vorhang und darauf dann eine Brot-Fensterlade.« Er mischte die Eier mit einem Tropfen Wasser und mit so wahnsinnig viel Chili, Curry und Knoblauch, das es mich grauste.
    » Es muss scharf sein, damit bei Hilda das Blut in Wallung gerät«, nickte Gold-Piet neben mir, dem schon das Wasser im Munde zusammenlief.
    » Und danach muss man pupsen«, lachte die Räubermutter. » Aber mir schmeckt momentan nichts anders als richtig scharfes Essen.«
    Sie schob ihren Stuhl ziemlich weit weg vom Esstisch, sodass sie beim Sitzen genug Platz hatte. Da bemerkte ich erst, wie riesig ihr Bauch geworden war.
    » Falls du dir diesen Bauch anschaust«, sagte sie, » dann merkst du, dass uns bei unserem eigenen BeWe ein Fehler unterlaufen ist. Dieses Mädchen kommt schon in vier Wochen zur Welt. Als ich das vom Arzt zu hören bekam, begann sich auch sofort mein Bauch zu verändern!«
    » Mädchen?«, lachte der Wilde Karlo und wendete blitzschnell das Ei-Toastbrot in der Pfanne. » Kein Junge? So ein krabbelnder Kiosk-ausraubender Hosenscheißer?«, fragte er und schnitt den weichen Teil des Toastbrotes entzwei, sodass sie aussahen wie Vorhänge – genau so wie er es versprochen hatte.
    » Das ist ein Mädchen«, betonte Hilda. » Und was für ein zorniges Mädchen das ist!«
    Kaija befahl Kalle, mit ihr den Tisch zu decken und ich zog Hele auf den Balkon. » Jetzt erzähl schon!«, sagte ich in einem sachlichen Ton. » Was weißt du

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