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Vilja und das Raeuberfest

Vilja und das Raeuberfest

Titel: Vilja und das Raeuberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Kolu
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Auto-Stopper hatten noch nie die Kleinkariertheit der Pärnänens ausstehen können, und da sie nun den Platz in der Ratsversammlung gewonnen hatten, begannen sie das jetzt auch offen zu zeigen. Die P-Westen rutschten verärgert hin und her, und die Motor-Horrorianer mussten mal wieder für Ruhe sorgen.
    »› Orkolas Salmiak‹ hat sich dazu entschlossen, einen besonders leckeren Preis zu verschenken: Auf dem Lakritzgeld sollen die Gesichtszüge des neuen Räuberherrschers verewigt werden. Laut einer Legende stand der Ur-Großvater des Süßwarenfabrikanten selbst Modell für die originale Seeräubermünze!«
    Das ließ die Räuber aufhorchen. Das Gesicht des neuen Herrschers auf dem Seeräubergeld? Das war doch mal was!
    Martha und Berta Hurmala schauten aus den Augenwinkeln zu Spinni-Hurmala: die Hakennase und die wirren Haare, der verdutzte Gesichtsausdruck … Mit diesen Gesichtszügen würden mit Sicherheit nicht besonders viele Seeräuber-Lakritztaler verkauft werden …
    » Ein schöner Preis!«, sagte Kaija.
    » Warum haben die das nicht sofort erzählt?«, wunderte sich Hilda. » Das macht doch gar keinen Sinn, erst jetzt davon zu sprechen. Die Leute hätten sonst bestimmt noch viel härter gekämpft!«
    » Hier gibt es doch bestimmt einen räuberischen Haken …«, überlegte Hele laut.
    Trotzdem waren die Männer der Räuberbergs von der Lakritz-Idee völlig verzaubert. » Das Bild vom eigenen Gesicht auf dem besten Seeräuber-Lakritzgeld der Welt«, seufzte der Wilde Karlo verträumt.
    » Das ist Schicksal, Boss, dass du solch markanten Gesichtszüge hast!«, lächelte Gold-Piet. » Tausende Gören auf dieser Welt werden dein zähes Antlitz verputzen. Das ist fast noch besser, als wenn man kopfüber in einen Kessel voller Toffee fallen würde.«
    » Ja, so etwas bringt die Räuberherrschaft mit sich«, sagte der Räuberhauptmann feierlich. » Der da wird von allen am meisten gefürchtet und verehrt! Der da ist weltberühmt!«
    Irgendeine Sorge pochte immer lauter in mir, aber ich konnte sie nicht wirklich packen. Es hatte irgendetwas mit Orkolas Salmiak zu tun. Aber was um alles in der Welt war das? Und warum waren die Pärnänens, die gerade den Wettkampf und auch den Platz im Rat verloren hatten, so scharf darauf, diesen Sonderpreis anzubieten?

Kapitel 36
    in dem das musikalische Gehör
    verloren geht
    J etzt kommt er also …«, sagte Hele im Schutz des Vorzeltes, » der Weltuntergang!« Sie blickte auf die Karaoke-Gesangsliste in ihrem Schoß und sah aus, als wäre das Todesurteil über sie verhängt worden. Ich versuchte, meinen Mund zu öffnen, um sie zu trösten, aber heraus kam nichts. Hele Räuberberg konnte man keinen Mut machen!
    » Ich hab vor nichts Angst und mache alles! Ich kann im Meer tauchen, in dem es nur so vor Haien wimmelt. Ich kann von einem Wolkenkratzer mit dem Fallschirm runterspringen, oder vielleicht auch mit einer ausgebreiteten Tischdecke. Ich kann den Weg von Südfinnland bis zum nördlichsten Punkt Lapplands krabbelnd zurücklegen. Aber um nichts in der Welt, niemals, nie werde ich singen!«
    » Was ist mit dem Trick, bei dem man sein Gehirn nicht wissen lässt, dass man etwas nicht kann?«, fragte ich vorsichtig.
    » Für das Singen gilt das nicht«, antwortete Hele und kniff ihre Augen zusammen, um sich besser zu konzentrieren. Ich hatte den Eindruck, dass sie keine Hilfe wollte, und ich sie nur störte.
    Genau das gleiche Lampenfieber hatte auch den anderen Teilnehmer gepackt. » Ich gebe auf, ich gebe auf!«, rief der Wilde Karlo und Angstschweiß trat ihm auf die Stirn. » Ich muss wieder wie ein junger, sorgloser Anfänger denken.« Er lehnte sich an seine Frau. » Man schafft alles, oder? Und ich werd’s schaffen, oder nicht? Zumindest kann ich viel schaffen!«
    » Du bist der beste Räuberherrscher auf der ganzen Welt«, beruhigte ihn Hilda und gab ihm ein großes Glas Zitronenwasser, das er in einem Zug austrank.
    » Ich kapituliiiiiiiiiere«, stieß er dann aus, um wieder die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. » Also ICH soll hier auf der Bühne rumhüpfen wie ein junger Rock-Tiger, das Mikrofon herumschwingen und das Publikum lauthals dazu auffordern, im Chor mitzugrölen? Dann soll ich von der Bühne in die Zuschauermenge springen und auf dem Mikrofon reiten? Und das alles in meinem Alter, mit diesem stattlichen Körper, der die Räuber an den Tafeln der Männer von Welt repräsentieren soll? Mit diesem Wesen, das mit der Kraft jeder einzelnen Zelle Befehle

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