Vilja und das Raeuberfest
Teilnehmerin der Gaunerkaraoke: Hele Räuberberg!«
Markus und ich rannten vom Parkplatz in Richtung der Räubermeute und erreichten die Bühne genau in dem Moment, als A-Ka Hele scheinbar sanft auf den Rücken klopfte. In Wirklichkeit drückte sie diese aber gewaltsam in die Mitte der Bühne und überreichte ihr dann das Mikrofon. A-Ka gab Matthäus ein Zeichen, damit dieser die Karaoke-Hintergrundmusik anschaltete. Wenn Hele auf die Musik warten müsste, würde sie vermutlich doch noch die Flucht ergreifen. Eine seltsame Marschmusik füllte den Sommerabend. Was um Himmels Willen würde sie denn da singen?
» Der Schlag sitzt tief, der Zorn ist unbesiegbar, es gibt keine Gnade und kein Heimatland …«, sang Hele total schief und mit Gläser-zum-Zerspringen-bringender-Stimme. » Das sind die Grüße der Räuberbergs an das Räubervolk«, sprach sie dann in die Hintergrundmusik hinein. » Der Beruf des Räubers ist voller Einsamkeit. Keine Gnade, kein Heimatland …«, seufzte sie. Dann schloss sie ihre Augen und stand während des ganzen restlichen Stücks still da.
Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals etwas so Bewegendes gesehen und gehört zu haben. Keiner lärmte, keiner buhte oder stampfte mit den Füßen. Wir lauschten auf die Hintergrundmusik und dachten darüber nach, wie einsam das Leben auf der Landstraße war.
Der Wilde Karlo hatte für Hilda ein paar grüne, saure Äpfel und eine Büchse Salzgebäck in Fischform geholt, doch nun ging auch er zur Bühne und machte sich bereit. Währenddessen markierte der Vizekapitän Jussi-Großmaul Hurmala bei seinem Auftritt den großen Star, und die Stimmung wurde langsam wieder fröhlich.
Jussi hatte eine Angeber-Position eingenommen und stellte sich scheinbar vor, er wäre Elvis. Dann sang er über Dschingis Khan, den Unterdrücker aller Nachbarländer. Obwohl der Text eindrucksvoll war, wirkte die Liedauswahl dennoch irgendwie peinlich. Da konnte man nur wieder einmal den Hut vor Helmeri Kvist ziehen. Das Sumpflied war eine schwierige Disziplin, dazu gehörte mehr als nur zu singen. Hier besiegte man den Gegner mit seiner Persönlichkeit!
Bis zu diesem Zeitpunkt war Hele von allen Teilnehmern eine Klasse für sich gewesen, obwohl ihr Lied nur aus einer einzigen Strophe bestanden hatte.
Der letzte Teilnehmer war der Wilde Karlo, der schon begonnen hatte, sich einzusingen. Sein Geplärre verscheuchte all die kleinen Vögel, die sich zum Schlafen auf einem nahen Busch niedergesetzt hatten. Als er aufgerufen wurde, betrat er die Bühne und zupfte dabei nervös an seiner Jacke herum. Er wartete auf den Moment, an dem es dramatisch still geworden war, und bat um die Hintergrundmusik. Dann begann er:
Wenn du mir die Bonbons gibst,
die du über alles liebst,
erzähl ich dir von einem Mann,
den keiner übertreffen kann!
Die Geschichte wird dir gefallen,
vom größten Landstraßenräuber von allen.
Er liebt es, Autos und Kioske zu überfallen:
Der Wilde Karlo läßt es knallen!
Ich wusste, dass Kaija noch bis kurz vor dem Wettkampf an dem Text gefeilt hatte. An einigen Stellen vergaß der Räuberhauptmann zwar die Worte, aber er dachte sich dann blitzschnell neue aus. Es herrschte absolute Stille, alle Räuber hörten gebannt zu. Die Auto-Stopper hatten ihr Kartenspiel unterbrochen, und die grantige Pärnänen lauschte dem Lied mit offenem Mund. Julia Järnström von den Stiletten hatte die Sonnenbrille hochgeschoben, um besser sehen zu können. Die rotbefederten Hurmalas schauten der Gesangsvorstellung mit unzufriedenen Mienen zu, machten aber keinerlei Versuche, die Vorstellung zu stören.
Ach du heiliger Bimbam, könnte der Wilde Karlo es etwa wirklich schaffen?
» Jetzt haben wir alle Gaunerkaraoke-Finalisten gehört!«, verkündete Lukas. Er und A-Ka wechselten sich bei den Ansagen ab, wie die Moderatoren beim Eurovision Song Contest. » Wir machen jetzt eine kleine Pause, in der man Zeit hat, sich die Beine zu vertreten, etwas zu essen und seinen Stimmzettel abzugeben. Jeder von euch kann im Verlauf des Abends zwei Stimmen abgeben. Auf beiden Zetteln ist eine Krone abgebildet, bei der ersten Runde eine schwarze und bei der zweiten eine goldfarbene. Auf beiden Seiten der Bühne gibt es zwei Tonnen: eine für die Hurmalas, die andere für die Räuberbergs. Stimmt für die Räubergruppe, die eurer Meinung nach die Aufgabe am besten gemeistert hat! Werft euren Stimmzettel in die Tonne der Gruppe, für die ihr eure Stimme abgeben wollt. Ihr könnt
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