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Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)

Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)

Titel: Vilja und die Räuber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Kolu
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feierlich.
    Jedes Mal wenn der Wilde Karlo von der Räuberei sprach – und auch sonst oft – benutzte er große Worte, deren Bedeutung wir Kinder auf der Rückbank nicht immer verstanden. Irgendwann merkte ich zu meinem Erstaunen, dass sich etwas verändert hatte: Ich tat nicht mehr so, als wäre ich seiner Meinung. Ich hatte keine Angst mehr, dass mir etwas Schlimmes passieren könnte. Inzwischen konnte ich mir vorstellen, dass sie eine Aufgabe für mich hatten.
    » Schneller, schneller, schnapp ihn!«, schrie Kalle.
    Meter für Meter näherten wir uns dem nagelneuen Opel Meriva vor uns. Nicht dank unseres starken Motors, sondern weil Hilda keine Angst davor hatte, auf einer Schotterstraße mit Vollgas zu fahren. Der Bus schwankte und rappelte, es fühlte sich an, als säßen wir in einer Propellermaschine.
    » Weniger als zwei Prozent versuchen zu fliehen«, sagte Hele gelassen und tätowierte das Bein einer Barbiepuppe mit Tinte und einer Nadel. Während wir anderen auf unseren Sitzen hin- und hergeworfen wurden, hielt sie sich nicht einmal fest. » Auch von denen gibt die Hälfte bald auf, wenn sie merken, dass ein bisschen Tempo uns nur anspornt.«
    » Der hat einen ziemlichen Zahn drauf«, sagte Hilda und kurbelte verwegen das Fenster auf. » Aber wir werden hier nicht Zweite!«
    Der Wilde Karlo stieß einen gewaltigen Kampfschrei aus, der meine Zehen gefühllos machte. » Drück auf die Tube!«, brüllte er.
    » Den Flüchtigen nehmen wir normalerweise etwas mehr weg«, sagte Hele. » Zur Strafe für ihren Starrsinn rauben wir ihnen etwas, das sie um keinen Preis hergeben wollen.«
    » Was zum Beispiel?«, fragte ich und versuchte nicht nachzuschauen, wie viele Zentimeter wir vom Straßengraben entfernt waren. Hilda schnitt die Kurven so dynamisch, dass man manchmal meinte, die Räder auf der Seite des Straßengrabens drehten sich in der Luft.
    » Na, gib schon auf!«, kreischte Gold-Piet. » Auch so ’n Opel entkommt uns nicht ewig.«
    » Was war denn der Vorige?«, überlegte Kalle. » Dieser Anglertyp?«
    » Genau«, fuhr Hele fort. » Anfang des Monats haben wir einem Mann seine Angelköder abgenommen. Der hat ganz im Ernst geheult! All dieser Krempel. Komisch, dass die Leute so daran hängen.« Sie warf mir verschiedene Gegenstände aus dem Kasten unter der Sitzbank in den Schoß. Ein Tagebuch. Ein Rechnungsbuch von einem Unternehmen. Einen ledernen Stetson-Hut. Einen Haufen Maskottchen, wie man sie am Rückspiegel hängen haben kann. Eine Sonnenbrille. Vanamos Sonnenbrille. Mamas Handcreme mit Zitrusduft. Aus irgendeinem Grund befand sich auch mein Hello-Kitty-Minirucksack in dem Haufen. Darin waren mein Portemonnaie, meine Hausschlüssel, ein Pflaster, das Mama hineingesteckt hatte, und zwei Ersatzstifte. Normalerweise war auch mein Handy darin, aber auf dem hatte ich kurz vor dem Überfall ein Spiel gespielt. Den Rucksack zu sehen, fühlte sich merkwürdig an. Jetzt hatte ich mein Survival Kit dabei, genau wie Papa es immer wollte, wenn ich aus dem Haus ging. Sie hatten es mitgeraubt, weil es rosa war und womöglich Barbiepuppen enthielt. Aber dann war es in der Krempelschublade gelandet, weil es für die Räuber keinerlei Wert hatte.
    Still und lange betrachtete ich die Sachen. Nun lernte ich eine Lektion, die die Räuberbergs mir vielleicht gar nicht hatten beibringen wollen. All diese Sachen waren irgendwo gestohlen worden, überlegte ich. Alle hatten jemand anderem gehört, waren für jemanden wichtige Schätze gewesen, und nun lagen sie als Raubgut hier. Als wertloser Krempel.

Kapitel 5
    in dem ein Kiosk überfallen und über eine wichtige Sache namens Alienkotze gesprochen wird
    W enn man doch ein Kilo Lakritzschnur hätte«, sagte Kalle träumerisch. Wir lagen, die Füße gegeneinander, auf der Sitzbank. Es war die letzte Juniwoche. Der Bus rollte in sorglosem Tempo dahin. Der Tag war sonnig, Hilda hielt ihre Kaffeetasse entspannt in einer Hand, mit der anderen steuerte sie den Bus. Sie hatte Mamas alten Bikini an und pfiff vor sich hin.
    » Oder Salmiakflöhe«, antwortete Hele ebenso träumerisch.
    Zwei Tage waren vergangen, seit das letzte Bonbon aufgegessen war.
    » Oder einfach gemischte Flöhe«, sagte Gold-Piet, der auf dem Sitz an der Tür hockte. » Die mit Fruchtgeschmack könnte ich dann haben. Besonders die roten und die grünen.«
    » Würdest du tauschen? Ein halbes Kilo bittere Minzbonbons gegen ein halbes Kilo Lakritzschnur?«, fragte Hilda vom Vordersitz.
    Das war so ein

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