VILLA DER LEIDENSCHAFT
und begeistert ihren Vater mit ausgefallenen Angriffen attackierten, hatte sie das Gefühl, sie könnte genauso gut unsichtbar sein. Sie hätte nie gedacht, dass Alexandros seine Zurückhaltung aufgeben könnte oder würde und zu so intensivem Spielen in der Lage war.
Cyrus betrat das Zimmer und erinnerte seinen Chef daran, dass er bald zum Flughafen aufbrechen musste. Auf seinem schroffen Gesicht erschien ein überraschter Ausdruck, seinen sonst so distanzierten Arbeitgeber in einen wilden Tumult mit zwei Babys verstrickt zu sehen. Dann leuchteten seine Augen, offenbar gefiel ihm, was er sah.
„Dein Anzug wird aussehen, als hättest du darin geschlafen“, sagte Katie spitz zu Alexandros.
Er fuhr mit den Fingern durch sein zerzaustes schwarzes Haar und warf ihr ein unglaubliches Grinsen zu. „Ich glaube, ich hatte nicht mehr so viel Spaß, seit ich aus meinem eigenen Kinderzimmer ausgezogen bin.“
Um besser gegen die fatale Wirkung seines Lächelns ankämpfen zu können, verschränkte Katie die Arme vor der Brust. „Toby und Connor können manchmal sehr schwierig sein.“
Er stand auf und zuckte die Schultern. „Sie sind mir sehr ähnlich.“
„Ja.“ Ärgerlich über ihre dumme Eifersucht, versuchte sie, betont glücklich zu klingen und widmete dann ihre ganze Aufmerksamkeit den Jungen, die beide anfingen zu weinen, als ihr Vater den Raum verließ.
An diesem Nachmittag fanden die Vorstellungsgespräche für das neue Kindermädchen statt. Katie sprach sich für ein französisches Mädchen namens Maribel aus. Sie war die jüngste Bewerberin, und Katie fand sie am sympathischsten.
Am nächsten Tag begleiteten Cyrus und ein weiterer Sicherheitsmann Katie zu Harrods. Unterstützt von einem persönlichen Einkaufsberater kaufte sie neue Kleidung für die Kinder. Sich keine Sorgen um die Preisschilder machen zu müssen, war eine wundervoll befreiende Erfahrung. Danach probierte sie selbst einige Outfits und wählte die dazu passenden Accessoires. Als sie schließlich noch Unterwäsche und Nachthemden aussuchte, fühlte sie sich wie ein überglückliches Kind in einem Spielzeugladen.
Die ganze Heimfahrt über sah sie ihre Einkäufe an, als wolle sie den wundervollen Augenblick bis zur Neige auskosten. Es war nur fair, das Alexandros für die Kleidung der Zwillinge aufkam, aber sie selbst würde ihm nur dieses eine Mal erlauben, für sie zu bezahlen. In Zukunft würde sie arbeiten und selbst für ihren Lebensunterhalt aufkommen.
Vor dem großen Spiegel in der Eingangshalle von Dove Hall blieb sie stehen und betrachtete ihre schwer zu bändigende rote Lockenpracht. „Ich hätte mir die Haare schneiden lassen sollen … Ich habe es ganz vergessen.“
„Ich organisiere einen Termin für Sie“, erwiderte Cyrus.
Abends besuchte sie einen Schönheitssalon. Dort wurde ihr Haar frisiert, und ihre Nägel erhielten eine Maniküre. Zum Abschluss kaufte sie noch einige Kosmetikartikel. Bis weit nach Mitternacht experimentierte sie mit dem Augen-Make-up. Als sie schließlich zu Bett ging, lag sie ganz still – die frisch geschnittenen Haare auf dem Kissen ausgebreitet, die Hände mit fuchsiaroten Nägeln auf der Bettdecke. Es ist nichts Falsches daran, stolz auf sein Aussehen zu sein, sagte sie sich und wehrte sich gegen diestrenge Stimme in ihrem Inneren, die darauf beharrte, sie benehme sich kindisch. Weil Alexandros eine Frau mit dem Gesicht und dem Körper einer Göttin geheiratet hatte, hieß das nicht, dass sie alle Hoffnung aufgeben musste. Alexandros und sie würden sich in Italien als Freunde begegnen. Damit würde ein neues Kapitel in ihrer Beziehung beginnen …
Der Wagen fuhr langsam. Erst durch ein bezauberndes mittelalterliches Städtchen, dann einen steilen Hügel hinunter. Ein Fluss, der in der Sonne wie ein silbernes Band glitzerte, schlängelte sich durch das Tal. Katie genoss ihre ersten Eindrücke von Italien. Es war warm, die Sonne schien, und die umbrische Landschaft war wundervoll.
Neben ihr waren Toby und Connor rücksichtsvoll still. Die Zwillinge bekamen gerade ihre ersten Zähne. Nach einer unruhigen Nacht waren sie nicht in der Stimmung für eine weite Reise. Die Unterbrechung ihrer gewohnten Routine hatte ihnen überhaupt nicht gefallen, was sie während des Fluges lauthals zur Kenntnis gegeben hatten. Katie hoffte, dass die Jungs ein ungestörtes Nickerchen halten konnten, sobald sie ihr Ziel erreicht hatten.
Die Limousine steuerte nun die Einfahrt zu einer Villa hinauf, die schon
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