VILLA DER LEIDENSCHAFT
nicht abreißen zu lassen. Vielleicht konnte eine Atempause in entspannterer Umgebung helfen. „Ich denke, wir können eine bessere Lösung finden“, meinte er sanft. „Heute Abend muss ich in Rom eine Rede halten. Warum fliegst du nicht übermorgen zu mir nach Italien, und wir verbringen einige Tage dort?“
Sein Vorschlag überraschte sie völlig, und sie konnte ihre Verwirrung nicht verbergen. „Ich …“
„Wir brauchen Zeit, um über unsere Möglichkeiten zu sprechen … als Freunde, nichts anderes.“
Katies erste Reaktion auf das Freundschaftsangebot war ein innerliches Zusammenzucken. Sie wollte Alexandros nicht als Freund und wusste doch gleichzeitig, dass sie Erleichterungüber seinen feinfühligen Vorschlag empfinden sollte. Dennoch befanden sich gerade alle ihre Instinkte in Alarmbereitschaft. Es ärgerte sie sogar, wie schnell er das Thema Heirat fallen gelassen hatte.
„Hättest du etwas dagegen, wenn ich jetzt ein bisschen Zeit mit den Kindern verbringen würde?“, meinte Alexandros leichthin. Plötzlich überkam ihn eine Erinnerung: Katie, wie sie in Irland nach draußen lief und sich über die dünnen Strahlen der Wintersonne freute. Dabei erzählte sie ihm voller Begeisterung von ihrer ersten und einzigen Reise ins Ausland. Ihre glücklichen Erinnerungen an ihre Kindheit hatten ihn sehr berührt.
„Nein, natürlich nicht …“, beantwortete sie seine Frage.
Seine Förmlichkeit errichtete die Distanz zwischen ihnen aufs Neue. Als sie ihn die Treppe hinaufbegleitete, fragte er, ob die Unterbringung der Zwillinge in Ordnung sei.
„Mehr als das.“
„Das Kindermädchen ist selbstverständlich nur eine vorübergehende Lösung. Meine Mitarbeiter erstellen gerade eine Liste mit geeigneten Kandidatinnen. Du triffst die endgültige Entscheidung“, fuhr er fort. „Ich habe auch ein finanzielles Arrangement getroffen, das deine Bedürfnisse und die der Kinder kurzfristig abdeckt.“
Katie versteifte sich. „ Meine Bedürfnisse? Aber du musst dich nur um Toby und Connor kümmern.“
„Wenn meine Söhne gut leben sollen, dann gilt das auch für dich. Und dafür brauchst du die nötige finanzielle Unterstützung“, entgegnete er schlicht.
„Das kann ich nicht annehmen.“
„Ich denke, dir bleibt keine andere Wahl. Du hast so lange auf so viele Dinge verzichtet, aber dieses Opfer ist nicht mehr notwendig. Du brauchst Kleider.“
Seine Worte ließen sie verstummen. Es war ihr peinlich,dass ihm aufgefallen war, dass sie nur Jeans und schlichte Tops besaß.
„Ich kümmere mich darum, dass du morgen einkaufen kannst. Auch die Kinder brauchen neue Sachen.“
Als Alexandros das Kinderzimmer betrat, wandten die Zwillinge ihm sofort ihre Aufmerksamkeit zu. Toby zog sich sogar an den Gitterstäben der Wiege hoch, grinste fröhlich und streckte ihnen die Arme entgegen. Doch die kleinen Beinchen hatten noch nicht gelernt, sein Gewicht ohne Unterstützung der Gitterstäbe zu tragen, und so fiel er zurück auf seinen Po. Wütend stimmte er ein lautes Geschrei an.
Es irritierte Katie, dass Alexandros direkt auf ihn zuging, ihn hochnahm und mitfühlende Worte auf Griechisch murmelte. Binnen weniger Minuten hatte Toby die Tränen vergessen und kicherte vergnügt. Auch Alexandros war erstaunt über sein eigenes Verhalten. Es wunderte ihn, dass ein bislang unbekannter Instinkt ihn zu dem Jungen getrieben hatte, um ihn zu trösten.
Weil Connor sich offenbar benachteiligt fühlte, fing auch er an zu quengeln. Katie hob ihn in ihre Arme, doch der Kleine interessierte sich viel mehr für Alexandros. An Frauen waren die Zwillinge gewöhnt, folglich war ein Mann wesentlich faszinierender für sie. Katies Miene verhärtete sich ein wenig, als der kleine Junge die Hände nach seinem Vater ausstreckte.
„Sie sind sehr liebe Babys. Aber um beide zu nehmen, muss ich mich auf den Boden setzen.“
Als er sich mit anmutiger Eleganz auf dem Teppich niederließ, setzte Katie Connor neben ihn. Der kleine Junge richtete sich am Bein seines Vaters auf und lächelte zufrieden. Befremdet beobachtete Katie, wie die Zwillinge mit wachsendem Vertrauen und Freude Alexandros in Beschlag nahmen. Sie benutzen seine Krawatte als Kletterseil,zogen an seinen Haaren, erforschten sein Gesicht mit den Fingern und schienen überglücklich, dass er mit wilderen Bewegungen reagierte als ihre Mutter.
Zum ersten Mal seit dem Tag ihrer Geburt wurde Katie von ihren Kindern ignoriert. Während Connor und Toby auf dem Boden krabbelten
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