VILLA DER LEIDENSCHAFT
alt ist wie wir, ist Zeit ein kostbares Gut.“
Alexandros begriff, dass die Angst, seine Großeltern würden einen Skandal wegen seiner unehelichen Söhne befürchten, falsch war. Die beiden sahen so glücklich aus wie schon lange nicht mehr. Er beugte sich vor und küsste seine Großmutter auf die Wange.
„Dein Großvater wollte unseren Besuch ankündigen, aber ich weiß doch, wie sehr du Überraschungen magst“, sagte sie mit heiterer Ironie.
„Es ist eine ganz wundervolle Überraschung“, erwiderte er trocken.
Calliope erklärte Katie, dass Arthritis ihre Gelenke langsam steif werden ließ, und bat sie, neben ihr Platz zu nehmen.
„Das sind großartige kleine Jungen. Stark, gesund und so voller Leben. Sie müssen sehr stolz auf sie sein.“
Mit verklärtem Blick streichelte Pelias über Tobys schwarze Locken, bevor Katie den Kleinen auf den Teppich setzte. „Wir sind überglücklich“, erklärte der ältere Mann mit ruhigem Blick. „Ich will, dass Sie eines wissen: Was auch immer zwischen Alexandros und Ihnen passiert, wir werden Sie und die Kinder immer als Teil unserer Familie ansehen. Sie sind jederzeit in unserem Haus willkommen.“
Seine Worte bewegten Katie sehr. Sie beobachtete, wie Toby auf seinen Vater zukrabbelte. In ihrem Kopf hallten Alexandros’ Worte von vorhin wider. Der beste Sex, den ich je hatte. Der unangemessene Gedanke ließ sie erröten; deutlich spürte sie unbändiges Verlangen in sich aufsteigen.
„Ihr bleibt doch ein paar Tage, oder?“, fragte Alexandros seine Großeltern. „Leider muss ich morgen früh zueinem Meeting nach Brüssel und schon heute Abend abreisen. Aber Katie freut sich bestimmt über eure Gesellschaft.“
Plötzlich wurde sie von Schuldgefühlen durchflutet. Die Vertrautheit, mit der er Toby auf die Arme nahm, überraschte und beeindruckte nicht nur das ältere Paar, Zweifel und Verwirrung durchströmten sie. Die Zwillinge begannen bereits, sich an ihren Vater zu gewöhnen und ihn zu lieben. Hatte sie die richtige Entscheidung getroffen? Oder die falsche? Ihre Gefühle befanden sich in wildem Aufruhr.
Eine halbe Stunde später bestand Alexandros darauf, Katie zu helfen, die Kinder ins Bett zu bringen. Nachdem sie die beiden gefüttert und gebadet hatten, liefen sie nebeneinander den Korridor entlang und blieben vor der Tür zu Katies Schlafzimmer stehen. „Es gibt eine Frage, die ich dir stellen wollte … sie bezieht sich auf die Zeit, als du schwanger warst. Wann genau hast du die Telefonnummer angerufen, die ich dir gegeben habe?“
„Das war im Sommer … Ende Juni, Anfang Juli.“
„Und die Briefe, die du erwähnt hast? Wann hast du die abgeschickt?“
„Ungefähr zur gleichen Zeit.“
„Aber das war ja sechs oder sieben Monate, nachdem wir uns getrennt haben. Zu dem Zeitpunkt musst du doch schon lange von der Schwangerschaft gewusst haben. Warum hast du so lange gewartet, bis du versucht hast, mich zu erreichen?“, fragte er ungläubig.
Sie hatte inständig gehofft, er würde diese Frage niemals stellen. Doch nun, da er gefragt hatte, wollte sie ihm eine ehrliche Antwort geben. „Ich habe darauf gewartet, dass du mich zuerst anrufst.“
„Warum?“
„Dass du dich nicht von dir aus gemeldet hast, hat miralles gesagt, was ich wissen musste.“
„Ich hätte mich gemeldet, wenn ich gewusst hätte, dass du schwanger bist!“, erwiderte er frustriert. „Als du dich endlich entschlossen hast, mich anzurufen, stand dein Name nicht mehr auf der Liste. Deshalb hast du mich nicht erreicht.“
„Einige von uns arbeiten nicht mit einem Aktenschrank, um ihr Liebesleben zu organisieren“, murmelte sie zornig.
Alexandros atmete tief ein. Es entsetzte ihn, dass er schon wieder kurz davorstand, die Geduld mit ihr zu verlieren. Ein Schleier legte sich über seine dunklen Augen, und er zwang sich zur Ruhe. Der einzige Ort, an dem Katie tat, was er wollte, war im Bett, überlegte er grimmig und dachte daran, dass es eine Schande gewesen war, sie überhaupt aus dem Turm entwischen zu lassen. Zeit für einen neuen Plan. Kurzfristig sollte er sich besser geschlagen geben und sie herausfinden lassen, was sie eigentlich wollte.
„Bleib doch eine Weile hier in der Villa“, riet er ihr also und ging geflissentlich über ihren letzten Kommentar hinweg. „Dann habe ich mehr Zeit, ein passendes Apartment für dich in London zu finden.“
Der Themenwechsel verwirrte Katie, ebenso die Bestätigung, dass sie eine eigene Wohnung bekommen sollte.
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