VILLA DER LEIDENSCHAFT
Wollte Damon sie warnen? War sie selbst die Einzige, die nichts bemerkt hatte?
„Ja, sie ist eine ganz reizende Person“, brachte sie hervor, doch innerlich fröstelte sie. „Wahrscheinlich erinnertsie Alexandros an seine verstorbene Frau.“
„Sie wird schwer zu ersetzen sein.“
„Über wen redet ihr?“ Eugena, eine aufgeschlossene Brünette, gesellte sich wieder zu ihnen.
„Ianthe Christakis“, erwiderte ihr Bruder.
„Meine Mutter hat sie mir immer als Vorbild präsentiert“, gestand Eugena mit bedauernder Miene. „Natürlich war Ianthe viel älter als ich. Sie war eine wunderschöne Frau und setzte sich immerzu für wohltätige Zwecke ein. Sie hat so sehr an Alexandros gehangen …“
„Er hat sie geheiratet und sich in einen Workaholic verwandelt“, warf Damon ein.
„Jeder weiß, dass sie eine perfekte Ehe führten!“ Eugena bedachte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick.
„Pelias und Calliope sprechen nie über Ianthe“, sagte Katie.
„Nach ihrem Tod waren die beiden am Boden zerstört“, entgegnete Eugena. „Es ist so tragisch, dass Ianthe keine Kinder bekommen hat.“ Dann schien ihr bewusst zu werden, was sie gesagt hatte, und sie fügte rasch hinzu: „Es tut mir leid, Katie. Ich wollte nicht …“
„Nein, ist schon in Ordnung“, unterbrach Katie sie. Aber tief in ihrem Innern fühlte sie nur Leere.
Ich habe gefragt, und ich habe eine Antwort bekommen, dachte sie wie betäubt, während sie mit den Geschwistern durch die Ausstellungsräume schlenderte. Sie wusste kaum, was sie sagte, wenn sie nach ihrer Meinung zu einem der Kunstwerke gefragt wurde. Alles, woran sie denken konnte, war, dass Ianthe eine absolut wundervolle Ehefrau und Alexandros sehr glücklich mit ihr gewesen war. In ihr regte sich glühende Eifersucht. Sie schämte sich für diese Gefühle, aber sie konnte nichts dagegen tun. Sie war neidisch auf das, was Alexandros und Ianthe verbunden hatte. Das Wissen, kein Recht dazu zu haben, machte auch keinenUnterschied. Allerdings musste sie sich jetzt auch eingestehen, dass bittere Eifersucht und verletzter Stolz sie bislang davon abgehalten hatten, ernsthaft über Alexandros’ Heiratsantrag nachzudenken. Doch wollte sie wirklich einen Mann heiraten, der offen zugegeben hatte, dass Sex alles war, was sie ihm zu bieten hatte?
Alexandros hatte seine Frau geliebt. Er hatte um sie getrauert, als er Katie getroffen hatte. Für ihn war sie wie ein Pflaster gewesen, das die Heilung seiner Wunden beschleunigte – ein Pflaster, das man rasch wegwarf, wenn es einem wieder besser ging. Nur wegen Toby und Connor hatten sie überhaupt wieder Kontakt miteinander. Diese schmerzhaften Wahrheiten mussten unweigerlich ihr Selbstwertgefühl angreifen; und aus diesem Grund hatte sie sich auch bislang nicht eingestehen können, dass sie immer noch in Alexandros verliebt war. Die Tatsache, dass Alexandros das Thema Ianthe für zu privat und persönlich hielt, um mit ihr darüber zu sprechen, rief ihr nachhaltig ins Gedächtnis, dass sie kein wirklicher Teil seines Lebens war.
Als die Vernissage vorüber war, täuschte Katie ein Gähnen vor und lehnte die Einladung der Geschwister ab, sie noch zu einer Party zu begleiten. Damon bot ihr an, sie nach Hause zu fahren.
„Es wartet bereits ein Wagen auf mich.“
Er zog eine Augenbraue hoch. „Das heißt, du bist doch nicht mehr zu haben?“
„Ich weiß nicht, was du meinst.“
„Deine Kinder sind nicht hier, trotzdem steht dir eine Limousine zur Verfügung“, erklärte er, während er mit ihr nach draußen ging. „Das ist, als würde Christakis überall Schilder mit ‚Betreten verboten‘ aufstellen. Er kennzeichnet sein Eigentum.“
„So ist es gar nicht“, erwiderte sie unbehaglich. „Normalerweise nehme ich die Kinder immer mit.“
„Wie auch immer – über das hübsche Kindermädchen musst du dir jedenfalls keine Sorgen machen“, sagte Damon selbstzufrieden. „Wenn sie frei ist, werde ich sie schon zu beschäftigen wissen.“
Noch während Katie über Damons Interesse an Maribel nachdachte, flammte der Blitz einer Kamera auf. Sie blinzelte, aber der Fotograf hatte schon das Weite gesucht. Damon drängte sie zur Limousine. „Es überrascht mich, dass Christakis dir nicht auch einen Leibwächter mitgegeben hat.“
„Das hat er … Ich habe ihm gesagt, dass ich heute Abend keinen brauche.“
Nach einer ruhelosen Nacht stand Katie früh am Morgen auf, um Toby und Connor zu füttern und anzuziehen. Als Maribel kam,
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