VILLA DER LEIDENSCHAFT
sie ihm jemals sein würde. Sie heirateten, weil es zweckmäßig war, nicht, weil sie sich liebten. Einmal hatte er bereits ihre Liebe abgewiesen; sie würde ihr Angebot nicht wiederholen.
„Aber ich verstehe wirklich nicht, was du dir dabei gedacht hast, Leanne Carson einzuladen“, bekannte Maura und verzog das Gesicht. „Weiß Alexandros es schon?“
„Nein. Aber Leanne ist meine Freundin, und ich möchte ihr verzeihen, dass sie diese schmutzige Geschichte an die Zeitung verkauft hat. Das ist allein meine Angelegenheit und geht ihn gar nichts an.“
„Du warst immer sehr loyal, was deine Freunde angeht, und ich finde das großartig, aber …“
„Ich gebe ihr eine zweite Chance, weil sie immer für mich da war, als es mir nicht gut ging.“ Katie sah keinen Grund, ihrer Mutter zu sagen, dass sie gar nicht die Absicht hatte, Alexandros von Leannes Anwesenheit zu erzählen.
Ein Impuls hatte sie getrieben, Leanne zu besuchen. Sie hatte das tiefe Bedürfnis verspürt, mit ihr über die Dinge zu reden, die ihre Freundschaft zerstört hatten. Leanne hatte sich sehr gefreut, sie zu sehen, und sich von ganzem Herzen entschuldigt. Als sie gestanden hatte, den Reportern nur deshalb alles erzählt zu haben, weil sie mit der Miete im Rückstand war und Angst gehabt hatte, ihre Wohnung zu verlieren, hatte Katie Mitleid mit ihr gehabt.
In diesem Moment betrat Dermot Sullivan das Zimmer und verkündete, es sei Zeit, zur Kirche zu fahren. Er war ein muskulöser Mann mittlerer Größe und leitete ein Autohaus in Neuseeland. Seit Maura ihn geheiratet hatte, war sie geradezu aufgeblüht. Katie mochte den älteren Mann sehr.
In weniger als zwei Stunden bin ich Alexandros’ zweite Frau, dachte sie benommen.
Toby und Connor waren zusammen mit ihrem neuen Kindermädchen, einer Frau Mitte dreißig mit untadeligen Referenzen, und Alexandros’ Großeltern bereits zur Kirche vorausgefahren.
Alles schien so unwirklich. Wie ein Traum. Alexandros hatte die letzten zwei Wochen im Ausland verbracht. Ihr einziger Kontakt waren Telefonate gewesen. Ihre Gespräche verliefen so steif – seine Großeltern wären eingeschlafen, wenn sie gelauscht hätten. Katie hatte ihm minutiös den Tagesablauf der Zwillinge beschrieben und alle Fragen ignoriert, die persönlicherer Natur waren.
Ihn gestern Nacht wiederzusehen, hatte Katie völlig ausdem Gleichgewicht gebracht. Sie war froh gewesen, dass sie von so vielen Hochzeitsgästen umgeben waren. Jedem seiner Versuche, allein mit ihr zu sprechen, war sie erfolgreich ausgewichen, und schließlich hatte sie sich in ihr Zimmer zurückgezogen.
Eine Sache stand für sie fest: Für das, was Alexandros getan hatte, würde sie ihn büßen lassen. In der Öffentlichkeit würde sie seine Braut spielen, aber sie hatte nicht die Absicht, dieses Spiel in den eigenen vier Wänden fortzuführen. Er hatte sie zu dieser Ehe gezwungen, und das war nicht richtig. Auf keinen Fall würde sie das Bett mit einem Ehemann teilen, der gedroht hatte, ihr ihre Kinder wegzunehmen! Alexandros musste Respekt lernen, und mit ihm zu schlafen war sicherlich nicht der Weg, dieses Ziel zu erreichen. Der Mann, der geschworen hatte, um die Welt zu fliegen, um eine Stunde in ihrem Bett zu verbringen, würde sehr bald das Wort Nein zu hören bekommen. Allerdings freute sie sich nicht wirklich auf den Moment, in dem er erkennen musste, wie sie ihm die Stirn bieten wollte …
Alexandros wartete vor der griechisch-orthodoxen Kirche auf sie. Er trug einen grauen Frack, in dem er atemberaubend gut aussah. Sein Blick wanderte über sie, und in seinen dunklen Augen blitzte Bewunderung auf. Er überreichte ihr einen Blumenstrauß. „Das ist eine griechische Tradition. Du siehst wunderschön aus, yineka mou .“
„Du bleibst wirklich hier? Gibt es kein Flugzeug, das du erwischen musst?“, fragte Katie zuckersüß. „Nichts Wichtiges in der Bank?“
„Von heute an gehöre ich ganz dir. Unsere Flitterwochen werden sehr lang und sehr privat sein.“
Der Innenraum der Kirche war über und über mit Blumen geschmückt worden. Man überreichte ihr und Alexandros eine mit Bändern umschlungene Kerze, dann begann die Zeremonie. Nach zwei Gesprächen mit dem Priesterund einer Probe, in der Pelias Alexandros vertreten hatte, wusste Katie genau, was sie zu tun hatte. Sie und Alexandros tauschten die Ringe. Symbolische Kronen aus Silber, die durch ein Band miteinander verbunden waren, wurden ihnen aufgesetzt. Sie tranken aus demselben
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