VILLA DER LEIDENSCHAFT
sich damit abfinden sollen.
Plötzlich bereute sie ihre heftigen Worte. Mit einer Bewegung, die genauso abrupt war wie die, mit der sie sein Geschenk abgelehnt hatte, nahm sie ihm die Schmuckschachtel wieder aus der Hand. Dreißig Sekunden später steckte sie sich den Ring an den Finger. „Vielen Dank. Er ist wunderschön.“
Im ersten Moment wollte er ihren plötzlichen Sinneswandel kommentieren, doch dann entschied er sich dagegen.Heute war für sie ein großer Tag, und ihr war kaum Zeit geblieben, sich darauf vorzubereiten. Vielleicht ist sie einfach nur überwältigt, dachte er und entschied, verständnisvoller zu reagieren. Er bot ihr einen Drink an, fragte, wie es ihrer Mutter und ihrem Stiefvater ging und brachte dann ein so höfliches Gespräch in Gang, dass sie die ganze Fahrt über nicht eine Gelegenheit fand, ein streitlustiges Wort einzuwerfen.
Die Hochzeitsparty sollte im großen Ballsaal von Dove Hall stattfinden. Katie und Alexandros begrüßten die ankommenden Gäste in der Eingangshalle. Irgendwann erspähte Katie Leanne, die ein kurzes kirschrotes Satinkleid trug. Sie hoffte inständig, ihre Freundin würde der Aufmerksamkeit ihres Ehemannes entgehen. Doch Zurückhaltung war für Leanne schon immer ein Fremdwort. Sie kam direkt auf das Ehepaar zu und blieb dann vor ihnen stehen. Katie blieb keine andere Wahl, als sie vorzustellen.
„Leanne Carson“, murmelte Alexandros ausdruckslos.
„Ich habe den Liebesengel für euch gespielt“, platzte die blauäugige Brünette heraus. „Ich meine, wenn ich nicht gewesen wäre, wärt ihr doch nie wieder zusammengekommen!“
Nachdem Leanne weitergeschlendert war, brachte Katie es nicht über sich, Alexandros anzuschauen. Mit einem Kopfnicken beorderte er Cyrus an seine Seite und erteilte ihm einige geflüsterte Anweisungen.
„Du kannst Leanne nicht hinauswerfen, wenn ich sie eingeladen habe“, meinte sie leise. „Ich wollte dir gerade sagen, dass sie hier ist.“
„Nein, das wolltest du nicht“, widersprach er. „Du hast gehofft, ich würde sie in der Gästeschar nicht bemerken.“
„Was hast du Cyrus gesagt?“
„Ich habe ihn angewiesen, ein Auge auf sie zu haben … und auf das Silberbesteck.“
„Vielen Dank auch!“
Erst als die letzten Gäste eintrafen, bemerkte Katie, was ihr unbewusst schon die ganze Zeit über aufgefallen war. Ianthes Porträt hing nicht mehr über der großen Treppe. Es war durch zwei wunderschöne Landschaftsgemälde ersetzt worden.
„Wo ist Ianthes Bild?“, fragte sie.
Überrascht blickte Alexandros sie an. „Ich habe es abnehmen lassen.“
Beinahe hätte Katie sich bedankt. Doch sie biss sich rechtzeitig auf die Zunge. Sich zu bedanken wäre dem Geständnis gleichgekommen, welche Wirkung das Bild stets auf sie gehabt hatte. Dennoch beeindruckte sie die Umsicht ihres Ehemannes.
Für ein paar Minuten spielten sie mit Toby und Connor, dann war es auch für sie an der Zeit, den Ballsaal zu betreten und am Kopf der festlichen Tafel Platz zu nehmen.
Nach einigen Gläsern Champagner führte Alexandros sie auf die Tanzfläche. Als er sie nahe an sich zog, erschauerte sie unwillkürlich. Plötzlich war sie sich seiner Gegenwart überaus bewusst. Es war so lange her, dass sie sich nahe gewesen waren. Der schwache vertraute Duft seiner Haut hüllte sie ein, und ein warmer Funke entzündete sich in ihrem Innern.
Alexandros bog ihren Kopf zurück und blickte ihr in die Augen. „Ich kann es kaum erwarten, mit dir alleine zu sein.“ Dann küsste er sie so zärtlich und leidenschaftlich, dass sich alles in ihrem Kopf drehte und ihre Knie weich wurden.
Lachend, weil die Gäste ihnen applaudierten, streichelte er mit dem Finger über ihre Wange. „Später … eine Hochzeitsnacht, an die wir uns ein Leben lang erinnern werden.“
Katie senkte den Blick. Warum stiegen plötzlich Schuldgefühle in ihr auf? Verflixt noch mal, war ihre Liebe zu Alexandros so tief in ihrer Psyche verankert, dass sie ihm gar nichts abschlagen konnte? Selbst wenn er im Unrecht war? Alexandros war ihr Ehemann, und natürlich wollte sie eine Zukunft an seiner Seite. Aber es musste eine Zukunft sein, in der sie ihm mehr bedeutete, als die Mutter seiner Kinder zu sein und eine Frau, die sein Bett wärmte. Vielleicht würde er sie niemals lieben, aber es war ihr Ziel, dass er sie als gleichberechtigte Partnerin ansah. Als Ehefrau, die er respektierte.
Im Verlauf des Nachmittags musste sie sich allerdings eingestehen, dass er sie zumindest in
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