VILLA DER LEIDENSCHAFT
lassen. Am liebsten hätte sie durch die Telefonleitung gegriffen und ihn geohrfeigt. „Das ist nicht witzig, Alexandros!“
Alexandros kritzelte ein K auf den Block vor sich, umschloss es mit einem C und malte dann viele Kreise darum herum. Ein Temperamentsausbruch als Antwort von Katie war gut. Das bestätigte ihm, sie in die Ecke gedrängt zu haben. Der Erfolg lag in Reichweite. „So beschäftigt, wie ich im Moment bin, fällt der Junggesellenabschied wahrscheinlich aus. Ich dachte, ein kleiner Scherz würde die Atmosphäre entspannen.“
„Mach keine Witze über das, was du gestern Abend gesagt hast“, entgegnete sie. „Du lässt mir keine Wahl, und nur aus diesem Grund werde ich dich heiraten.“
„Das sind ja großartige Neuigkeiten“, meinte er in einem Tonfall, als hätte sie gesagt, sie könne es gar nicht erwarten, ihn vor dem Altar zu treffen. „Wir kümmern uns um eine Sondergenehmigung und heiraten in zwei Wochen. Meine Angestellten werden mit dem Hochzeitsplaner zusammenarbeiten. Du kannst dich also ganz auf die Auswahl des Kleides konzentrieren.“
„Keine Vorschläge deinerseits?“, fragte sie ironisch, da alle anderen Angelegenheiten diesbezüglich ja offenbar bereits geregelt waren.
„Es würde mir gefallen, dich ganz in Weiß zu sehen, thespinis mou. Ein schlichtes Kleid, nichts Extravagantes. Es wird eine sehr traditionelle Hochzeit.“ Aus den Augenwinkeln bemerkte er die hektischen Signale, die ihm seine Angestellten durch die Bürotür hindurch sandten. „Es tut mir leid, der Helikopter zum Flughafen wartet auf mich. Wahrscheinlich schaffe ich es nicht, vor der Hochzeit noch einmal zurückzukommen, aber ich verspreche dir, dich jeden Tag anzurufen.“
Zum Flughafen? Bevor sie ihn fragen konnte, war die Leitung bereits tot. Ein paar Minuten später schaltete sie die Nachrichten im Fernsehen ein und erfuhr von dem Börsenkrach.
9. KAPITEL
Tränen des Glücks schimmerten in Maura Sullivans Augen, als sie ihre Tochter mit einem verklärten Lächeln ansah. Sie war eine attraktive Frau mit kurzen roten Haaren und wirkte viel jünger als fünfzig. „Du siehst wie eine Prinzessin in einem Märchen aus.“
„Wirklich? Du sagst das nicht nur so?“ Nicht wirklich überzeugt betrachtete Katie ihr Spiegelbild. Sie trug ein maßgeschneidertes Hochzeitskleid, das sich an ihren schlanken Körper schmiegte und perfekt ihre zarten Kurven betonte. Auf dem Kopf trug sie eine mit Diamanten besetzte Tiara – Calliope hatte darauf bestanden, sie ihr auszuleihen –, an der ein kurzer Schleier befestigt war.
„Ich weiß, dass du nervös bist, aber Alexandros wird nur Augen für dich haben“, beruhigte Maura sie. „Auch wenn Dermot und ich ihn erst letzte Nacht kennengelernt haben, hat er uns doch sehr beeindruckt. Wir hatten nicht erwartet, dass jemand, der so reich ist, auch so freundlich und herzlich sein kann.“
„Alexandros’ Charisma ist unerschöpflich, und gestern war er in Topform“, erklärte Katie mit dem Lächeln, das sie jedes Mal aufsetzte, wenn sie vor Maura von ihrem Bräutigam sprach. Sie wollte nicht, dass ihre Mutter sich Sorgen machte.
Maura hatte mit Begeisterung auf die Nachricht von derHochzeit reagiert. Sie war von Alexandros persönlich eingeladen worden, zusammen mit ihrem zweiten Ehemann Dermot nach England zu kommen, um den Feierlichkeiten beizuwohnen und endlich ihre Enkelkinder kennenzulernen.
„Es ist eine Schande, dass ihr in den letzten zwei Wochen nicht zusammen sein konntet. Und dann, gestern Nacht, als ihr doch darauf gebrannt haben müsst, endlich alleine zu sein, musstet ihr deine und seine Verwandten unterhalten.“ Maura seufzte mitfühlend. „Aber ich mag seine Großeltern. Die beiden sind ein wunderbares Paar.“
„Ja“, stimmte Katie zu. Calliope und Pelias waren ihr eine große Unterstützung gewesen. Die Freude der beiden über die bevorstehende Hochzeit hatte sie tief bewegt.
Doch nichts hatte den Knoten aus wütender Hilflosigkeit und gekränktem Stolz, den sie tief in ihrem Innern verborgen hielt, auflösen können. Noch immer strömten Gedanken, die nicht gerade geeignet waren, ihr Selbstvertrauen zu stärken, auf sie ein. Ianthes überdimensionales Porträt hing weiterhin über der Haupttreppe in Dove Hall. Alexandros würde heute an seine erste Hochzeit zurückdenken und sich daran erinnern, wie anders seine Gefühle damals gewesen waren. Ianthe hatte er geliebt. Sie, Katie, hingegen nicht. Seine Kinder waren ihm wichtiger, als
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