Villapark - Koestlbachers zweiter Fall
die Mader und hat mit diesem
Vergleich wieder einmal eine empfindliche Stelle beim Köstlbacher
angerührt, der sich zwar seiner Jahre bewusst, es aber nicht wahrhaben wollte,
dass Außenstehende das auch so brutal realistisch sehen.
»Und der verfolgt Sie?«, fragte der Köstlbacher, der immer noch nicht so recht
wusste, ob er der Mader glauben oder ihren Auftritt nur unter dem Aspekt ihres
Schauspielberufes sehen soll.
Weil, eines musst du wissen, einmal ein Schauspieler, immer ein
Schauspieler. Und ob du da privat und Beruf noch so trennen kannst, da sprechen
zumindest Einzelfälle aus der Klatschpresse eine andere Sprache.
»Ja! Der verfolgt mich! Da bin ich mir ganz sicher. Sogar im Zuschauerraum
vom Theater hab’ ich ihn schon sitzen sehen. In der 4ten Reihe. Die Leute dort
sieht man von der Bühne aus besonders gut, weil die 4te Reihe die erste ist,
die eine Stufe höher ist«, beteuerte die Mader und wartete ein paar Sekunden
auf einen Einwurf vom Köstlbacher.
Weil der sie aber nicht unterbrochen hat, redete sie weiter:
»Immer wenn der merkt, dass ich ihn ansehe, dreht er sich weg. Als ob er
vermeiden will, dass ich ihn wiedererkenne. Ich tu natürlich auch immer so, als
ob ich nicht mitbekomme, dass der mich verfolgt und so. Aber ich hab’ eine
Heidenangst! Was ist, wenn der nur einen geeigneten Zeitpunkt abpassen
will?«, fragte die Mader.
»Was für einen geeigneten Zeitpunkt?«, fragte der Köstlbacher nach.
»Na, einen geeigneten Zeitpunkt eben! Einen, wo er mich abmurksen kann!«,
sagte die Mader.
»Warum sollte der, selbst wenn es sich tatsächlich um den Mörder vom Herrn
Faltenhuber handeln sollte, warum sollte der Sie beseitigen wollen? Wenn er
befürchten müsste, dass Sie ihn erkannt haben, dann muss er doch auch damit
rechnen, dass Sie uns das bereits gesagt haben!«, sagte der Köstlbacher.
»Kann schon sein! Aber selbst wenn er so tickt, wie Sie meinen, dann kann
ich ihm doch letztendlich nur dann richtig gefährlich werden, wenn ich ihn bei
einer Gegenüberstellung identifiziere. Und wenn ich tot bin, dann gibt’s auch
keine Gegenüberstellung! Kapito!«, sagte die Mader und wurde im Tonfall dabei
immer hysterischer.
Das ›Kapito!‹ überhörte der
Köstlbacher wohlwollend, weil das natürlich kein Umgangston mit einem
bayerischen Kriminalbeamten. Aber weil der Rest von dem, was die
Mader da so sagte, gar nicht so falsch geklungen hat, drum wollte er auf so
eine Fastbeleidigung erstmal nicht reagieren.
»Da mögen Sie nicht unrecht haben!«, stimmte der Köstlbacher zu. Seine
ganze euphorische Stimmung, weil der Besuch der Mader ihn zumindest für
den Augenblick vom Schreiben dieses Gabelsbergerberichtes erlöst hatte,
diese ganze Stimmung war wie weggeblasen. Es sah fast so aus, als würde da
draußen tatsächlich ein Mörder rumlaufen. Nicht, dass der vorher nicht auch
schon rumgelaufen wäre. Aber jetzt hatte er ein Gesicht! Und, in die Enge
getrieben, würde er gefährlich werden können, todgefährlich!
»Und was schlagen Sie vor? Irgendwas muss doch passieren! Oder sehen
Sie das anders?«, fragte die Mader, der es nicht entgangen war, dass der
Köstlbacher endlich ihre Aussage ernstzunehmen begonnen hatte.
»Immer in der Annahme, dass was dran ist an Ihren Befürchtungen!
Es ist Ihnen hoffentlich klar, dass wir hier umfangreiche Kräfte
mobilisieren müssten, um das rauszubekommen!«, sagte der Köstlbacher.
»Ich helfe Ihnen, so gut ich kann!«, versprach die Mader. »Aber bitte
schützen Sie mich vor diesem ... Mörder!«, bat sie noch und rang dabei
sichtlich um den richtigen Begriff.
»Was Ihren Schutz betrifft, so kann ich Ihnen nur empfehlen, heute und
auch die nächste Zeit über die Nächte bei Freunden zu verbringen und sich im
Finstern nicht alleine draußen aufzuhalten. Tagsüber wird Ihnen kaum etwas passieren.
Aber auch da sollten Sie menschenleere Straßen und Gässchen hier in der Stadt
meiden. Zusätzlich werde ich mich darum bemühen, dass man einen Beamten zu
Ihrem Schutz abstellt. Aber bei dem derzeitigen Stand der Ermittlungen
dürfte ich da nur wenig Gehör bei meinem Vorgesetzten finden. Leider wird der
Staat erst tätig, wenn schon etwas passiert ist. Und außer Ihrer Beobachtungen,
die Ihnen aber bisher nicht zum Schaden gereichten, ist ja noch nichts
passiert!«, sagte der Köstlbacher. Dabei blieb es ihm nicht verborgen,
dass auf die Mader seine Ausführungen nicht gerade beruhigend wirkten.
»Ihre Hilfe ganz konkret wäre, dass Sie
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