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Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Titel: Villapark - Koestlbachers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Fenzl
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Köstlbacher.
    Und außerdem sind ihm beim Radfahren ganz andere Gedanken durch den
Kopf gegangen, weil sein Kreuz wieder einmal auf Schmerzen geschaltet hatte und
das rechte Bein bei jedem Kurbeln kaum erträglich weg getan hat.
    ›Vielleicht ist der Helmut
Kohl trotz seines Übergewichtes nie mit dem Rad gefahren und hat somit gar
nicht gemerkt, dass ihm das Übergewicht schadet? Vielleicht sollte er das
Radfahren auch besser sein lassen?‹ , dachte der Köstlbacher. Und
dann tauchte wieder sein letzter Arztbesuch in seinen Gedanken auf. Fast sehen
konnte er den Arzt, als er ihm eine viel kürzere Lebenserwartung diagnostizierte,
wenn er nicht ein paar Kilo abnehmen würde und so.
    *
    Und vor lauter Denken und Gedanken ist’s dann passiert: Er fuhr bei der
Ampel Weißenburgstraße/Greflinger Straße über eine rote Ampel. Nicht, dass
wirklich was passiert wäre, weil, er hat die Ampel natürlich nicht blindlings
überfahren. Gekommen ist da ja gerade keiner. Insofern hatte er vorher schon aufgepasst.
    Sicher glaubst du jetzt, dass so ein Kriminalkommissar bestimmt einen
Sonderstatus und die Kollegen höchstens hämisch lächeln, wenn sie ihn
erwischen bei so einer strafbaren Aktion. Aber da irrst du dich gewaltig. Die
beiden Verkehrspolizisten in Zivil, denen kam der Köstlbacher gerade
recht. Sie erkannten ihn natürlich sofort! Seit den ›Septembermorden‹ gab es ja kaum mehr jemanden in Regensburg, der
den Köstlbacher nicht kannte, und schon dreimal keinen Polizisten, dem er
unbekannt gewesen wäre. Umgekehrt ganz andere Situation!
    Ich meine, einen Bischof kennt auch jeder. Und wenn der noch was angestellt
hat, zu Beispiel ein Waisenhaus finanziell erleichtert hat und so, dann kennt
den nicht nur jedes seiner Schäfchen, dann wird der quasi eine Berühmtheit.
Aber deshalb kannst du unmöglich erwarten, dass der Herr Bischof alle
seine Bewunderer kennt. Weil, und das wird dir jeder halbwegs gute
Gehirnspezialist bestätigen, du kannst dein Gehirn nicht mit derart
umfangreichem, unnützem Personengedächtnis belasten, wenn du viel
wichtigere Dinge überblicken sollst. So gesehen ist das auch mit dem
Waisenhausgeld verständlich, weil so ein Bischof hat schließlich Theologie und
nicht Wirtschaft studiert. Und Kunst und Theologie, das liegt schon viel näher
beieinander, wegen der Repräsentation und so, als Theologie und Wirtschaft.
Freilich, das mit den sexuellen Übergriffen, das schon ärgerlich! Du findest
zwar nirgendwo in der Bibel eine Erklärung dafür, immerhin jedoch den
Hinweis auf den nächsten Stein, den der werfen soll, der ohne Schuld.
    Und der Köstlbacher, der fand es schon ganz schön unkollegial, dass
die beiden Streifenpolizisten ihm wegen der roten Ampel was anhängen wollten.
    »Kollege von der Kripo!«, sagte er nur und zückte seinen Dienstausweis, als
ihn die beiden vom Verkehr aufgehalten haben.
    »Und? Gefahr in Verzug?«, fragte der eine junge Spund, der noch mehr Pickel
im Gesicht als Bartstoppeln hatte.
    »Nicht direkt! Aber in Eile bin ich schon!«, antwortete der Köstlbacher und
hat dabei innerlich schon zu brodeln angefangen.
    »Rot ist rot! Und Blaulicht sehe ich keins!«, sagte der andere
Streifler in Zivil, kaum älter als der erste. Du weißt schon, so einer, der
gerade die Polizeischule hinter sich hat und jetzt, nachdem er dort nur gepiesackt
worden ist, endlich mal selber andere piesacken will. Und wenn ihm dann
noch einer über den Weg läuft, wie der Köstlbacher, dann innerlicher
Vorbeimarsch! Quasi dienstlicher Orgasmus!
    »Blödmann!«, ist es da dem Köstlbacher herausgerutscht. Aber das hat er
dann gleich wieder bereut, dass er sich so hat gehen lassen. Weil, wenn er auch
nur ein bisschen mitgedacht hätte, dann wäre ihm klar gewesen, dass das
Streiflerduo in Zivil nur darauf gewartet hat, ihm dumm kommen zu können.
    »Das wäre dann mal Beamtenbeleidigung! Mein Kollege kann’s bezeugen!«,
sagte der Pickelige und lächelte dabei suffisant.
    »85,- € wegen der roten Ampel natürlich nicht zu vergessen! Bestimmt
gibt’s dann auch ein Knöllchen in Flensburg!«, nickte der andere Polizist
ergänzend.
    »Nun kriegt euch mal wieder ein!«, sagte der Köstlbacher. »Ich bin im
Dienst. Schickt die Anzeige meinetwegen an meine Dienststelle!«, fügte er noch
hinzu, stieg auf sein Rad auf und ließ die beiden in Zivil einfach stehen.
    Eines kannst du mir glauben, der Köstlbacher innerlich am Platzen. Dass der
jetzt nicht ausgerastet ist, das war nur wegen dem

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