Villapark - Koestlbachers zweiter Fall
Liebknecht. Den hatten
kürzlich auch zwei solche Streifenpolizisten gestoppt, weil er in einer
30er Zone 45km/h gefahren ist. Aber der Liebknecht total cool, viel cooler als
der Köstlbacher. Hat einfach gelächelt und den Strafzettel an die Dienststelle
schicken lassen. Weil auf den Dr. Huber in solchen Sachen Verlass, auch wenn
der sonst ätzend.
Nicht, dass du jetzt aber meinst, der Dr. Huber toleriert Verkehrsverstöße
seiner Leute. Da würdest du dich nämlich gewaltig irren! Der Dr. Huber hilft
seinen Beamten auch nur dann aus der Patsche, wenn Verstoß im Dienst. Und auch
nicht aus Liebe oder Fürsorge für die Kollegen! Eine gewisse Fürsorgepflicht
als Kriminaldirektor der Kripo Regensburg hätte der Huber ja sogar von Amts
wegen. Aber seine Hilfestellung rein persönlich motiviert. Will nicht,
dass schlechtes Licht auf seine Mannschaft, nicht einmal so ein kleines schlechtes
Lichtlein, das ein negatives Verhalten im Straßenverkehr auf einen werfen
kann. Drum der Dr. Huber immer sofort Telefonat mit seinem Golfkumpel, dem Dr.
Herbert Greiner, dem Polizeichef der Stadt Regensburg. Haben beim Golfen beide
das selbe Handicap und verstehen sich prächtig, weil auch ihre beiden Frauen
Freundinnen und so.
Einer Sache freilich ist keiner nach so einer vergebenen Verkehrssünde
ausgekommen. Der Dr. Huber hat es genossen, nach seiner Hilfestellung den
Betroffenen ordentlich zur Sau zu machen, nach Möglichkeit vor Zeugen. Nur bei
dem Köstlbacher, da hat der Dr. Huber diesmal eine Ausnahme gemacht. Weil auf
dem Schreibtisch geflattert kam ihm der Strafzettel wegen der roten Ampel erst,
als der Köstlbacher schon an dem Mordfall im Villapark dran war. Und da war es
dem Dr. Huber wichtiger, dass er den Köstlbacher bei Laune hielt. Wegen einer
zügigen Arbeit am Fall und so. Hätte ihm zuletzt selber geschadet, wenn der
Köstlbacher aus Ärger über einen Anschiss erst einmal alle Viere hätte hängen
lassen. Und eine Anklage wegen Beamtenbeleidigung kam eh keine rein, weil
die beiden vom Verkehr zuletzt doch Muffe hatten, einem der oberen von der
Mordkommission dumm zu kommen. So gern sie dort einem eins ausgewischt hätten!
Quasi Machtdemonstration einer weniger attraktiven Abteilung! Zurück auf
dem Revier im Minoritenweg, da hat man den noch unerfahrenen Streiflern den Rat
gegeben, sich besser nicht lächerlich zu machen. Hat den beiden die Freude
an der Arbeit für diesen Tag ganz schön vermiest. Das kannst du sicher gut
nachvollziehen.
Dem Köstlbacher, dem ging es an eben diesem Tag allerdings auch nicht
gerade hervorragend. Einerseits hat er geradezu Sodbrennen bekommen, wenn
er an die Arroganz der Kollegen vom Verkehr gedacht hat. Kann natürlich auch
sein, dass er den Kaffee vom Frühstück wieder einmal nicht vertragen hat.
Aber rein subjektiv Tendenz für Sodbrennen wegen dem Ärger mit den beiden
Wichtigtuern vom Verkehr. Und irgendwie auch alles rund um den Schulhof vom
AAG. Da bist du quasi ein altgedienter Kriminaler und fühlst dich fast
überfordert, wenn du aus Beobachtungen was ableiten sollst. Aber schließlich
ist das wiederum ja auch genau der Punkt, warum sich der Köstlbacher
überfordert gefühlt hat. Weil, wenn der einen Fall bearbeitet hat, dann hat er
ja sozusagen nicht präventiv gearbeitet.
Da ist in aller Regel was passiert. Irgendjemand ist beispielsweise
gewaltsam durch beabsichtigte Fremdeinwirkung getötet worden. Quasi Mord! Und
nun soll er raus finden, warum das geschehen ist und wem dieses ›Warum‹ gereicht hat, deshalb einen Mord
zu begehen. Das ist eine klare Arbeitsvorgabe. Da kannst du deine Leute
konkret instruieren, was sie tun sollen, kannst die Fäden ziehen und alle Ergebnisse
wie in einem Puzzle zusammensetzen, bis der Mörder oder die Mörderin überführt
ist. Aber vorab, quasi nur weil dir ein paar Leute verdächtig und so, da hast
du schließlich die ganze Palette an Straftaten zur Verfügung, die du den Verdächtigen
zutrauen könntest. Und so eine Ermittlung ins Blaue, wozu soll die gut sein?
Vielleicht kennst du aber so ein Gefühl und kannst den Köstlbacher
verstehen, dass dem gerade dieser Umstand, irgendwas unterlassen zu haben,
unterschwellig die Laune verdorben hat. Und weil gerade nichts angestanden hat,
was seine ganze Arbeitskraft gefordert hätte, quälte ihn dieses Gefühl gleich
dreimal.
Allerdings hatte der Köstlbacher zum Frühstück heute einen frischen
Küchel gegessen, den ihm seine Anna schon in aller Herrgottsfrüh vom Bäcker
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