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Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Titel: Villapark - Koestlbachers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Fenzl
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zertrümmerter Schädel, noch dazu wenn der Schlag ins Gesicht
erfolgt ist, so etwas kann nicht in die Zeitung, wegen Gewaltdarstellung und
so. Schließlich die MZ in mehrwöchigen Unterrichtsprojekten sogar schon in den
4ten Klassen an Grundschulen. So ein Grundschüler, der total
Konzentrationsverlust, wenn vor dem Unterrichtsbeginn am Morgen Bild von
Hardcoreleiche und so.
    Du glaubst gar nicht, wie toll so ein Computerprogramm ein kaputtes Gesicht
wieder in ein unverletztes zurückrechnen kann. Das Foto hat jedenfalls
fast so ausgesehen, als ob das Mädchen nur so zum Pennen im Villapark liegen würde.
Und auf diese Art und Weise erhöhte das Foto nicht nur die Chancen drastisch,
dass jemand das Mädchen wiedererkennen würde. So ein Foto konnte quasi
auch problemlos in den Klassenzimmern von Grundschulen aufliegen, ohne empörte
Eltern auf den Plan zu rufen. Nicht, dass die Eltern zu Hause ihren Kindern
alle verbieten würden, Filme und Computerspiele mit viel Gewalt und so.
Aber zu Hause eben zu Hause. Und in der Schule schließlich die Lehrerinnen und
Lehrer die Erzieher. Und, wo kämen wir da hin, wenn die genauso erziehen
würden, wie die Eltern zu Hause? Irgendwo muss es da schließlich einen
deutlichen Unterschied geben!
    Jedenfalls das Bild in der MZ ein Volltreffer! Zwar hat sich keine Mutter,
kein Vater, zunächst auch kein Freund oder Bekannter gemeldet, aber ein Dr.
med. Heiner Unger, der in der Von-der-Tann-Straße seine Praxis hat.
    Wenn der Dr. Unger sich ein paar Minuten früher gemeldet hätte, dann
hätte der Köstlbacher noch vor seiner Fahrt zum Präsidium bei ihm vorbei
schauen können, weil die Von-der-Tann-Straße ja quasi in der Nachbarschaft zum
Prinzenweg. Aber weil der Köstlbacher das von dem Dr. Unger erst in der
Bajuwarenstraße erfahren hat, gleich wieder ins Auto und zurück in die
Von-der-Tann-Straße. Zu Fuß natürlich viel gesünder, aber Gesundheit keinen
Vorrang vor zügiger Mordaufklärung.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte ihn eine der Damen hinter dem Empfang
von der Praxis für Allgemeinmedizin vom Dr. Heiner Unger.
    Der Köstlbacher war noch etwas außer Atem, weil im Haus der Lift defekt und
die Praxis im dritten Stock.
    »Kriminalpolizei!«, sagte er daher nur kurz und holte erst einmal Luft. »Es
geht um die Leiche im Villapark. Wir wurden von Ihrer Praxis angerufen.«
    Du kannst dir vermutlich gut vorstellen, wie es die Damen hinter dem Empfang
gerissen hat bei dem Wort ›Leiche‹ .
Die waren zwar alle als Sprechstundenhilfen mit schrecklichen, mitunter sogar
lebensbedrohlichen Erkrankungen vertraut, aber das Wort ›Leiche‹ reißt einfach doch immer wieder jeden aus seinem
Alltagstrott, in dem in aller Regel Leichen weniger üblich sind.
    »Wir haben Sie erwartet, Herr Köstlbacher!«, antwortete die vom Empfang,
schneller gefasst, als es ihr Gesichtsausdruck hätte vermuten lassen. »Der
Herr Doktor hat gerade eine Patientin in Behandlung. Es wird höchstens ein paar
Minuten dauern. Ich werde Sie gleich zu ihm hineinlassen. Wenn Sie noch kurz
vor dem Sprechzimmer 2 Platz nehmen würden!«, fügte sie noch hinzu.
    Dem Köstlbacher war es zwar gar nicht recht, warten zu müssen, auch nicht
nur ein paar Minuten. Aber weil er immer noch außer Atem und nicht
daraufhin am Ende noch von dem Dr. Unger angesprochen werden wollte, fügte er
sich ohne Widerspruch der freundlichen, aber doch irgendwie auch
bestimmten Anweisung.
    So ein Arztbesuch, auch wenn der dienstlich, und du selber eigentlich gar
nichts von dem Doktor willst, der unterschwellig einfach unangenehm.
Allein schon der Geruch in einer Arztpraxis! Zum Glück wenigstens kein Sitzen
im Wartezimmer, weil Gespräche von Patienten im Wartezimmer immer deprimierend.
Da erzählt dir ja keiner, wie gut es ihm geht, weil jeder ja gerade wegen dem
Gegenteil hier und ganz scharf drauf, sein Leiden samt dem teilweise Jahrzehnte
langen Werdegang möglichst theatralisch zum Besten zu geben. Ist quasi ein
Frage- und Antwortspiel und heißt: › Wer
hat das größte Zimperlein?‹ . Wenn du da nur mit einer Erkältung aufwarten
kannst, dann ist es besser, wenn du dich an diesem Spiel gar nicht erst
beteiligst. Gegen die inneren Probleme, die künstlichen Gelenke oder die
Allergiker hättest du da sowieso keinerlei Chancen.
    Solche Gedanken hat der Köstlbacher gerade angefangen zu denken, als die
Türe vom Behandlungsraum 2 geöffnet wurde und ihn der Herr Dr. Unger mit einer
freundlich einladenden Geste ins Zimmer

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