Villapark - Koestlbachers zweiter Fall
immer noch tausend Mal besser, als mit seiner Frau zu
streiten, zumal, wenn er definitiv im Unrecht. Und aus dieser Situation
heraus, da musste der Köstlbacher einfach irgendeine Reaktion zeigen, die
den schief hängenden Ehefrieden wieder ins Lot bringen könnte.
Da bist du als Ehemann ganz schön gefordert, weil das richtige Maß
treffen an Zerknirschtheit und Wiedergutmachungsbezeugung gar nicht
so einfach. Wenn du da ein bisschen zu fett aufträgst, beispielsweise
Perlenkette oder so, dann kann es dir ganz schnell passieren, dass du
verdächtigt wirst, es bezüglich deiner ehelichen Treue nicht genau genommen
zu haben. Weil, Perlenkette quasi Überbewertung und eher krasses
Schuldeingeständnis. Greifst du hingegen auf den altbewährten Blumenstrauß
zurück, dann kann diese Geste von deiner Lebenspartnerin als nicht ausreichende
Anstrengung deinerseits gewertet werden. Wenn du Pech hast, dann fliegt
dir der Blumenstrauß um die Ohren. Und wenn du Rosen gekauft hast, dann kann
die Sache zuletzt sogar gefährlich für dich ausgehen, weil Dornen und so.
Ein Freund von mir, der hat es mit Bananen versucht. Blumen waren an
dem Kiosk auf dem Nachhauseweg nach der durchzechten Nacht in den Morgenstunden
nicht mehr zu haben. Du glaubst gar nicht, wie schmerzhaft Bananen sein können,
wenn sie, als Wurfgeschosse eingesetzt, dein Gesicht treffen! Blumen harmlos
dagegen, falls nicht gerade Rosen!
Aber der Köstlbacher schon von Berufs wegen sensibel, was den Umgang mit
Menschen im Allgemeinen betrifft. Im Gegensatz zu den Menschen, die zu Hause
all das falsch machen, was sie im Beruf richtig anpacken, hat der
Köstlbacher aber auch mit seiner Anna daheim gut umzugehen gewusst, wenn’s mal
wirklich nötig war. Und jetzt war’s wirklich nötig, bitter nötig, sollte der
Disput nicht in einem gewaltigen ehelichen Disaster enden.
*
Wenn du weißt, wo in Regensburg der Prinzenweg ist, in der die Familie
Köstlbacher wohnt, dann weißt du vermutlich auch, dass nur wenige Schritte
entfernt im Minoritenweg das Rosenpalais zu finden ist, das à-la-carte
Restaurant in Regensburg wo feinste Speisen in einem historischen Gebäude
präsentiert werden. Normalerweise bekommst du dort ohne Vorbestellung nur
schwer einen Platz, aber weil der Köstlbacher die Betreiber des
Rosenpalais in seiner Eigenschaft als Kriminaler vor ein paar Wochen
kennengelernt hat, ein extra Tisch für zwei Köstlbacher Personen quasi immer
vorhanden.
Nicht, dass du jetzt denkst, die vom Rosenpalais, die haben was
ausgefressen und der Köstlbacher hat ein Auge zugedrückt. Und jetzt
Bestechungsessen. In Amerika, da kann das ja ab und zu mal so ablaufen,
zumindest wenn man den Krimis Glauben schenken darf, die bestechliche amerikanische
Polizisten in den Mittelpunkt stellen. Der Köstlbacher aber nie und nimmer
korrupt! Und was die vom Rosenpalais betrifft, da wurde nur gegen einen Gast
dort ermittelt, der in einen Betrug verwickelt war. Eigentlich ja nicht einmal
der Arbeitsschwerpunkt vom Köstlbacher, weil der ja nicht Betrugsdezernat.
Aber, da musst du schon auch ab und zu schwerpunktsfremd aushelfen, wenn
gerade kein Todesfall zu untersuchen da ist. Weil, eines musst du wissen: Die
Mordkommission kann nicht Däumchen drehen, wenn die vom Betrug mit Arbeit
überlastet sind. Kollegialität bei der Kriminalpolizei quasi oberstes
Gebot!
Jedenfalls konnte der Köstlbacher damals den Verdacht gegen den Gast
im Rosenpalais entkräften. Und weil sich schließlich kein Restaurant wünscht,
schräge Gäste zu haben, wegen Image und so, deshalb besondere Sympathie für den
Köstlbacher, der so einen Verdacht entkräftet hatte.
*
»Was hältst du davon, wenn wir morgen zu zweit einen schönen Abend im
Rosenpalais verbringen?«, fragte darum der Edmund ganz spontan seine Anna,
bevor die weitere Argumente ins Feld führen konnte, die ihn als Rabenvater
und ebensolchen Ehemann anprangern würden.
»Ohne die Kinder?«, fragte die Anna, etwas überrascht vom Vorschlag ihres
Mannes.
»Ohne die Kinder!«, antwortete der Edmund nur knapp, ohne groß eine
Erklärung abzugeben, warum er die Kinder lieber nicht mitnehmen möchte. Und
dafür hätte es weit mehr als nur einen Grund gegeben.
»Hast recht! Unsere Kinder in diesem Gourmettempel, das muss nicht sein«,
sagte die Anna und war mit einem Mal wie ausgewechselt. »Außerdem sind sie ja
eh noch bis übermorgen bei Oma und Opa!«, fügte sie noch hinzu.
Und, als hätte es noch vor wenigen Minuten kein einziges
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