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Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Titel: Villapark - Koestlbachers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Fenzl
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böses Wort
gegeben, wandte sich die Anna übergangslos einem für sie nun existenziell
wichtigen Problem zu:
    »Was soll ich da anziehen?«, fragte sie.
    Weil das ist wieder einmal typisch Frau! Wenn sich so ein weibliches Wesen
entschieden hat, eine Entschuldigungsgeste anzunehmen, dann sofort weitere
Planung. Und Planung der Garderobe absolute Priorität!
    Der Edmund natürlich hellwach bei der Frage nach der geeigneten
Garderobe seiner Anna. So ein kleiner Ehestreit kann schon an die Nieren gehen,
aber eine Diskussion um das Outfit für einen kulinarischen Abend im Rosenpalais
durchaus weitaus heftigeres Krisenpotenzial. Wenn du da wieder nicht
aufpasst als Mann und auch diesmal die falschen Worte wählst, dann kann es
schnell passieren, dass der kulinarische Abend ins Wasser fällt und dir am Ende
sogar wieder einmal längerfristig der eheliche Sex gesperrt wird.
    Bestimmt denkst du jetzt, dass ich da gewaltig übertreibe, weil die
Köstlbachers doch bestimmt eine gewisse Auswahl an Schickem, um das Problem
schnell und konstruktiv lösen zu können. Aber eines musst du wissen: Große Auswahl
unerheblich und im Prinzip eher sogar quälend, wenn Situation nicht
alltäglich und Entscheidung somit nicht Routine.
    Was die Anna betrifft, da hätte ein Öffnen des Kleiderschrankes
eigentlich reichen müssen, um das Richtige für diesen Abend zu erspähen,
es anzuprobieren und es ohne Wenn und Aber als geeignet zu befinden.
Schließlich ist die Anna in den letzten Monaten, seit sie nun in Regensburg
wohnen, in den hunderttausend Modeläden dieser Stadt, die sie als
Ersatzbefriedigung aufsuchte, weil ihr Edmund nur noch Arbeit und so, oft
genug fündig geworden. Aber sie ist nur selten in die Verlegenheit gekommen,
sich schön machen zu müssen, weil vielleicht Theater oder Ähnliches. Genau genommen
war nur ein einziger nennenswerter Anlass, nämlich, als sie zur Beerdigung
ihrer Tante Martha gegangen ist, die kurz vor Ostern verstarb.
    Abgesehen von Beerdigungen wäre die Anna aber für alle Fälle
garderobentechnisch gerüstet, beginnend mit einer Hochzeit bis hin zu
einem Staatsbankett. Letzteres natürlich nur fiktiv! Dass die Anna für jede
Gelegenheit einen Fummel parat hatte, das mag auch ein wenig daran gelegen
haben, dass die Anna keine wirkliche Schönheit. Aber sie kennt aus ihrer
Schulzeit noch die Novelle ›Kleider
machen Leute‹ und die Quintessenz dieser Lektüre hat sie gründlich
verinnerlicht. Drum die Anna auch nie ein schlechtes Gewissen, wenn einmal
etwas mehr Geld zur weiteren Bestückung des Schrankinhalts ausgegeben
werden muss.
    Und jetzt, wo der Edmund eine Möglichkeit aufgetan hat, sich endlich einmal
vom Fundus zu bedienen, da natürlich Qual der Wahl.
    Mag ja sein, dass so eine ›Qual der
Wahl‹ eher frauentypisch, aber der Edmund hätte diese ›Qual der Wahl‹ auch nicht haben können, wenn sie männertypisch
sein würde, weil seine Seite im Kleiderschrank zwar nicht unbedingt leer, aber
im Gegensatz zu seiner Anna, deren Figur seit Jahren dieselbe geblieben
ist, also im Gegensatz zu ihr die Figur vom Edmund permanent am Aufgehen wie
ein Hefeteig, nur dass ein Hefeteig sich nur volumenmäßig vergrößert, der
Edmund aber auch sein Gewicht mitwachsen hat lassen. Folglich natürlich stetige
Konfektionsgrößenveränderung!
    Der Kommissar Köstlbacher hatte sich erst kürzlich mit einem neuen Anzug
eingedeckt, weil dienstlich ein Anzug autoritätsfördernd, vor allem bei
Vernehmungen.
    Du glaubst ja gar nicht, wie wirkungsvoll es bei einer Vernehmung ist,
passend gekleidet zu sein. Hast du es mit einer bekleidungstechnisch wenig
gepflegten Erscheinung zu tun, dann dein Auftreten im guten Zwirn, nach
Möglichkeit mit Krawatte, das einer Respektsperson. Ist die oder der zu Vernehmende
selber gut gekleidet, dann bleibst du in deinem teueren Outfit immerhin noch
auf gleicher Augenhöhe, zumindest in erscheinungsbildlicher Hinsicht!
    Und nicht zu vergessen wäre da die Frau Klein, schon allein wegen der du
nicht in abgetragenen Klamotten zum Dienst erscheinen möchtest. Oder könntest
du mit einer Sekretärin wie der Klein zusammenarbeiten, wenn du ständig
ihre missbilligenden Augen auf dich gerichtet spüren würdest?
    Missbilligende Augen von der Anna, das ist eine Sache, aber von der Klein,
eine andere! Von der Klein als ungepflegt eingestuft zu werden, das
wollte keiner auf dem Kommissariat, weil dann für alle Zukunft bei ihr
unten durch. Und das kannst du mir glauben, kein

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