Villapark - Koestlbachers zweiter Fall
männlicher Kriminaler in
Regensburg wollte sich seine schwammige Hoffnung darauf nehmen lassen,
irgendwann einmal mit der Klein und so. Und ich bin mir nicht einmal sicher, ob
es da nicht auch die eine oder andere Kriminalerin gegeben hat, die ähnlich wie
ihre männlichen Kollegen tickte. Seit Fernsehtatortkommissarinnen
im Privatleben Wegbereiterinnen, quasi wie manche Politiker bis hinauf in die
höchsten Ämter, die gleichgeschlechtlich und so, seitdem
Versteckspiel auch auf dem Kommissariat in Regensburg nicht mehr zwingend.
Falls du jetzt glaubst, der Edmund hätte seinen neuen Anzug so mir
nichts dir nichts für den Abend im Rosenpalais anbehalten können, dann irrst du
dich wieder einmal, weil du eben nicht Gehirnwindungen von der Anna!
»Du wirst doch nicht deinen Arbeitsanzug anbehalten wollen?«, fragte
die Anna ihren Edmund, als der keine Anstalten machte, es ihr gleich zu
tun und eine Rosenpalais bedingte Modenschau zur Entscheidungsfindung
abzuhalten.
»Ich denke nicht, dass ich eine Wahl haben werde. Du vergisst, dass
ich mir diesen Anzug gekauft habe, weil mir kein anderer mehr passt!«,
entgegnete der Köstlbacher.
Mit dem weiteren Geplänkel um die richtige Bekleidung für diesen Abend will
ich dich aber jetzt nicht langweilen, weil heraus gekommen ist bei der
Angelegenheit nicht viel. Um noch etwas Neues für den Edmund aufzutreiben, war
es inzwischen zu spät, und zuletzt bekam der Edmund grünes Licht, was das
Tragen von seinem ›Arbeitsanzug‹ betraf, und die Anna entschied sich für ein schlichtes schwarzes Kleid, das sie
mit dem Gebrummel wählte:
»Wird Zeit, dass ich mir wieder mal was Peppiges zum Anziehen kaufe,
irgendetwas mit einer ansprechenden Farbe! Muss ja nicht in Rosa sein!«
Wie der Köstlbacher das ›Muss ja
nicht in Rosa sein!‹ gehört hat, da war es ihm einen Moment lang, als hätte
die Anna damit auf etwas hingewiesen, das ihm im Unterbewusstsein schon
seit ein paar Tagen durch den Kopf gegangen ist. Aber drauf gekommen ist er
dann doch nicht, was das gewesen sein sollte, weil bei der ganzen Sucherei
um die passende Rosenpalais Bekleidung einfach zu viel Ablenkung.
*
Irgendwann am Abend, gut eine Stunde später, als der Köstlbacher einen
Tisch reserviert hatte, haben es die beiden dann endlich geschafft, ihr Haus im
Prinzenweg zu verlassen und die paar Meter zum Rosenpalais vorzugehen. Auf Mantel
oder gar Schirm konnte verzichtet werden, weil ausnahmsweise eine
laue Nacht, die keinen Regen erwarten ließ. Der Edmund ganz galant, hatte
seiner Anna den linken Arm geboten und die Anna hakte sich unter, wie ein
verliebter junger Teenager. Im Rosenpalais wurden die beiden freundlich begrüßt,
als wären sie alte Stammgäste, und an den Einzeltisch oben im
Nobelgastraum des Restaurants geführt, wo man von fast allen übrigen Gästen gesehen
wurde, aber natürlich auch selbst recht gut beobachten konnte.
Vor allem dieses Beobachten gefiel dem Köstlbacher besonders, weil da
insgeheim Versuch, Menschenkenntnis zu erproben. Du weißt schon, so frei nach
dem Motto: ›Lass’ dich anschauen und ich
sage dir, wer du bist!‹ Der Köstlbacher hat das nicht so an der
Kriminalerschule gelernt, auch auf keinem Lehrgang. Aber der Köstlbacher
so oft wie möglich Weiterbildung am Fernsehen. Zum Glück vergeht in
letzter Zeit ja kein Abend mehr, wo nicht auf mindestens einem Programm
ein ›Tatort‹ . Früher, da gab es so
einen höchstens einmal in der Woche. Und wenn du da als Berufskriminaler nicht
konntest, dann ganz schön Fortbildungsdefizit! Aber inzwischen sind die
Tatortkommissare und Kommissarinnen wie Pilze aus dem Boden geschossen, weil
all die Schauspieler auf den deutschen Bühnen gar keinen Platz mehr haben. Und
bevor es in den großen und kleinen Theaterhäusern zu einem unübersichtlichen
Schauspielergedränge kommt, haben eine erhebliche Anzahl zum Film
gewechselt, wo sie jetzt schön verteilt auf ganz Deutschland in
verschiedenen Städten ihre Mordfälle lösen. Sogar Regensburg hat mit der
Kommissarin Lukas schon so eine Film-Kriminalerin bekommen, die jetzt nicht
mehr Hamlet oder wer weiß was sonst auf überfüllten Bühnen vor leeren Häusern
spielen muss.
Ab und zu musst du natürlich schon etwas intensivere Fortbildung
betreiben, als du das mittels deutscher Krimis bewerkstelligen
kannst. Es müssen ja nicht unbedingt asiatische Krimis sein, weil Verbrecher in
Asien ganz anders gestrickt als bei uns. Aber die amerikanischen, die solltest
du nicht
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