Villapark - Koestlbachers zweiter Fall
Münzer zu tun hatte. Irgendetwas an diesem Mann
stimmte nicht! Irgendetwas sehr Unerfreuliches!
»Sie haben mir immer noch nicht plausibel erklärt, warum Sie für ihre
Tochter ein Appartement in der Von-der-Tann-Straße angemietet hatten, obwohl
Sie doch in der Reichsstraße, also kaum näher am AAG, ein geräumiges Haus
besitzen, in dem genug Platz für 4 Personen vorhanden ist, ohne dass man
sich gegenseitig auf die Füße treten muss!«, stellte der Köstlbacher fest.
Keine fundamentale Frage vom Köstlbacher, zumal die Emma Herzog darauf
schon eine Antwort gegeben hatte. Die Antwort konnte zudem jeder Familienvater
in einer ähnlichen Situation geben und sie würde von jedem gefragten Vater
ähnlich lauten. Daraus würde sich nichts, aber auch rein gar nichts
ableiten lassen. Das Streben nach Eigenständigkeit. Völlig legitim! Völlig
nachvollziehbar! In keinster Weise Anlass zu irgendwelchen
Verdächtigungen!
Aber was sollte der Köstlbacher fragen? Er hatte keine speziellen
Fragen an den Münzer. Besuch quasi spontan, wenn du so willst tatsächlich nur
aus dem Bauch heraus. Der Köstlbacher erhoffte sich irgendeine
Reaktion vom Münzer, die ihn weiterbrachte, die ihn auf irgendeine Spur lenkte.
»Wenn Sie darauf anspielen, dass meine Doris schon mit 16 von zu Hause
ausgezogen ist, dann gab es dafür einen durchaus verständlichen Grund«,
antwortete der Münzer.
Als der Köstlbacher nur fragend seine Augenbrauen hob, fuhr der Münzer
fort, ohne auf eine Erwiderung vom Kommissar zu warten.
»Wie Sie wissen, ist die Elke meine zweite Frau. Miriam, meine erste Frau,
verstarb vor 11 Jahren. Die Doris war damals gerade 8 Jahre alt. Doris
hatte ihre Mutter sehr geliebt und es mir wohl nie verziehen, dass ich ein Jahr
nach ihrem Tode die Elke geheiratet habe. Aber was sollte ich tun? Beruflich
befand ich mich gerade in einer Phase, die meinen vollen Einsatz erforderte.
Eine neue Mutter für die Doris war die einzige Lösung!«
»Und warum haben sie nicht an ihre Schwester, die Frau Herzog, gedacht?
Verlor die nicht kurz vor dem Tode ihrer Frau ihren Mann bei einem Jagdunfall
in Kenia?«, unterbrach der Köstlbacher den Münzer.
»Emma?«, lachte der Münzer. »Die Emma als Ersatzmutter? Die kam ja
kaum mit sich selbst klar nach dem Tode ihres Mannes. Die Emma können Sie
vergessen!«
»Als Babysitterin für die Evi war sie Ihnen scheinbar gut genug!«, warf der
Köstlbacher ein.
»Babysitten! Klar! Auf die Evi aufpassen! Das ist doch ganz etwas
anderes!«, sagte der Münzer. »Aber als Mutterersatz, das hätte nie
geklappt. Nicht bei der Doris!«
»Mit Ihrer zweiten Frau scheint es diesbezüglich aber letztendlich
auch nicht geklappt zu haben!«, meinte der Köstlbacher.
»So ist es! Leider! Aber das hat wohl an beiden gelegen, an der Doris und
an der Elke. Die Doris akzeptierte die Elke wohl nie richtig. Was meinen Sie,
wie oft mir die Elke damit in den Ohren gelegen hat, dass die Doris ihr das
Gefühl gab, sie hätte ihr nichts zu sagen, weil sie ja schließlich nicht ihre
echte Mutter wäre.«
»Sagte sie das?«, fragte der Köstlbacher.
»Bisweilen! Ja, bisweilen tat sie das. Elke war dann immer wie am Boden
zerstört und einfach nur noch fix und fertig.«
»Und das gipfelte sich dann, als die Doris mit 16 von zu Hause ausziehen
wollte?«, fragte der Köstlbacher.
»Sie sagen es! Nicht, dass Sie meinen, wir hätten ihr diesen Wunsch
sogleich erfüllt. Aber letztendlich ist die Von-der-Tann-Straße ja ganz in
unserer Nähe. Ich ließ mich darauf ein, als Elke meinte, es wäre das Beste für
uns alle!«
»Und? War es das?«, fragte der Köstlbacher.
»Geändert hat der Umzug nichts! Aber wenigstens wurde jetzt nicht mehr
jeden Tag zu Hause gestritten wegen jeder Kleinigkeit. Wie auch? Doris war
nicht mehr da, und mit der Evi haben wir keine Probleme!«
»Noch nicht!«, sagte der Köstlbacher. »Sie ist schließlich erst 10! Wenn
sie bei unserer Clara zu Hause ist, macht sie übrigens einen recht gut
erzogenen Eindruck.«
Ich kann mir gut vorstellen, dass du diesen spontanen Schachzug dem
Köstlbacher nicht zugetraut hättest. Aber da bei allen bisherigen Gesprächen
mit dem Münzer und mit seiner Frau nie die Rede auf eine Verbindung zwischen
den Köstlbachers und den Münzers gekommen ist, ist der Köstlbacher davon
ausgegangen, dass weder der alte Münzer, noch seine Frau sich bewusst waren,
dass es so eine Verbindung geben könnte. Vom Prinzip her nicht ungewöhnlich,
weil Köstlbacher
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