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Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Titel: Villapark - Koestlbachers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Fenzl
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Versuch
gleich so einschlagen würde, damit hatte er nun doch nicht gerechnet.
    »Ist das nicht ein etwas überzogenes Pauschalurteil?«, fragte der
Köstlbacher den Münzer. »Ich meine, dann können Sie die Hippies aus Ihrer Generation
gleich auch noch nennen!«
    Der Münzer schien gemerkt zu haben, dass er sich hatte provozieren lassen
und lenkte darum ein:
    »Sie haben recht! Ich habe mich da ein wenig vergaloppiert. Aber sind
Sie doch einmal ehrlich: Wie soll man wissen, wer von denen zu den Guten und
wer zu den Bösen gehört? Schließlich haben die kein Schild umhängen.«
    »Na ja, Sie haben ja auch kein Schild umhängen. Und 1000 andere Bürger
dieser Stadt auch nicht. Oder glauben Sie, Gute oder Böse gibt es nur in
bestimmten gesellschaftlichen Gruppierungen?«, fragte der Köstlbacher.
    Der Münzer schaute bei diesen Worten dem Köstlbacher nur ohne zu antworten
in die Augen und zuckte mit seinen Achseln, als wolle er sagen:
    ›Unser Gespräch führt zu
nichts!‹
    Gedacht hat das der Köstlbacher auch und wollte deshalb aufstehen und sich
verabschieden. Nur, weil der Köstlbacher ja immer Kreuzschmerzen, und jetzt
gerade besonders heftige Kreuzschmerzen, versuchte er sich festzuhalten,
um nicht wieder auf den Stuhl zurücksinken zu müssen. Aber das einzige, was er
zu fassen bekam, war der Flachbildschirm vom Münzer seinem PC. Der, natürlich
nicht festgeschraubt, drehte sich zur Seite.
    Wenn da nicht schon einige Minuten vorher die automatische
Selbstabschaltung vom PC aktiv geworden wäre, wer weiß was für Rückschlüsse der
Köstlbacher da gezogen hätte, wenn er die Mail zu Gesicht bekommen hätte. Aber
so nur schwarzer Bildschirm!
     
     

Schwarz
    (Kapitel 11)
     
    Einhergehend mit dem ›Ostengassenfest‹ in Regensburg vom Freitag bis zum Sonntag in der letzten vollen Juniwoche fand
im Villapark ein ›Gothic Treffen‹ statt.
    Wenn du da zu den normalen Bürgern Regensburgs zählst, dich nicht mit
besonders ausgefallener Mode kleidest, die Ideen zu deiner neuen Frisur
höchstens aus den gängigen Modezeitungen abkupferst, am Samstag Abend geil auf
die Sportschau bist und am Sonntag deinen traditionellen bayerischen
Schweinebraten genießt, dann gehörst du hundert pro zu den Leuten in der Stadt,
die dem Treiben der Gothics im Villapark sehr skeptisch gegenüber stehen, weil
die eben schon auf den ersten Blick abweichend vom üblichen Spektrum an
Menschen, die Regensburgs Straßen bevölkern. Während dir eine Gruppe
Japaner im Touristenlook schon lange nicht mehr auffällt, wenn sich die an der
Wurstkuchl zu einer Bratwurstsemmel anstellen, die sie dann mit Todesverachtung
und einem asiatischen Dauerlächeln hinunterwürgen, an den Gothics
kannst du dich gar nicht satt sehen. Weil, wie sonst willst du später am
Stammtisch über die herziehen, wenn du sie vorher nicht genau beäugt und
abgemustert hast.
    Vereinzelt oder in Kleingruppen hast du in Regensburg ja schon des öfteren
mal diese schwarz gekleideten Freaks gesehen. Bei den Mädels, denen ihr praller
Busen aus den korsettähnlichen Kleidern heraus gequollen ist, da hast du
besonders genau hingesehen, weil so eine Optik schließlich eine Schande! Und
wie willst du wahrheitsgetreu über so eine Schande mit Gleichgesinnten in der
Sauna oder am Almer Weiher beim Nacktbaden reden, wenn du nicht vorher
alles haarscharf beobachtet hast.
    *
    Der Köstlbacher geht nie an den Almer Weiher und auch nur sehr selten in
die Sauna, außer vielleicht nach dem Polizeisport. Wann er da zum letzten
Mal gewesen ist, daran kann er sich allerdings schon gar nicht mehr erinnern.
In Regensburg jedenfalls noch nie, höchstens in Straubing, seinem vorangegangenen
Dienstort.
    Aber der Köstlbacher isst im Prinzip schon sonntags gerne seinen
Schweinebraten, obwohl seine beiden Kinder diese Tradition nicht mit ihm
teilen und sogar die Anna in den letzten Jahren immer öfter beim Kochen am
Sonntag Experimentierfreude an den Tag gelegt hat. Nicht immer mit Einverständnis
ihres Mannes, der fremdländischer Küche, ausgenommen der italienischen,
eher skeptisch gegenüber steht.
    Die drallen Formen mancher Gothic Frauen, die hat der Köstlbacher schon
eher fokussiert. Vergiss nicht, dass der Köstlbacher zu Hause eine wenig
erotische Anna. Und irgendwo musst du schließlich deine Optik zufrieden
stellen, und wenn du hundert Mal Polizist und so. Weil, denke immer daran,
auch Polizisten sind Menschen. Und Kriminaler schon dreimal! Auch wenn die ja
im Normalfall nicht

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