Villapark - Koestlbachers zweiter Fall
Form eines Barcodes und, in roten Großbuchstaben
geschrieben, MILZ/LEBER.
»Sieh dir das an! Milz- und Leberriss! Und nicht zu knapp!«
»Fffffff!«, pfiff der Köstlbacher durch seine Zähne. »Da hat aber einer
mächtig zugelangt!«
»Dachte ich zuerst auch!«, meinte der Dr. Kroner. »Aber wer schlägt erst so
brutal zu und setzt dann noch mit einem Brecheisen oder Ähnlichem eins nach?
Oder auch in umgekehrter Reihenfolge. So viel Wut kann auf so ein hübsches
Mädchen doch keiner gehabt haben!«
»Du meinst ...?«, fragte der Köstlbacher, beendete seine Frage aber nicht.
»Ich meine gar nichts!«, antwortete der Dr. Kroner. Was das betrifft, da
müsst Ihr nochmal ran. Mir ist da was durch den Kopf gegangen. Ist nur ’ne
Vermutung! Vielleicht ist sie irgendwo runter gestoßen worden und dabei auf was
gefallen, das ihr diese Verletzungen mehr oder weniger gleichzeitig
verursacht hat.«
»Dann wäre der Tathergang ein ganz anderer gewesen, als wir ihn uns bisher
vorgestellt hatten!«, sagte der Köstlbacher.
Bei diesen Worten zog der Dr. Kroner beide Schultern hoch und machte dazu
ein Gesicht, das vermutlich zum Ausdruck bringen sollte, dass in dieser
Sache wohl noch enormer Klärungsbedarf bestand.
»Könnte natürlich auch ganz anders gewesen sein!«, unterstrich der Dr.
Kroner seine Körpersprache.
»Und das wäre?«, fragte der Köstlbacher.
Der Dr. Kroner zögerte ein wenig, weil er natürlich keinen Beweis, nur
Vermutung.
»Vielleicht war es Suizid!«, meinte er.
»Suizid? Wie kommst du darauf? Hat sich die Münzer wohl erst zu Tode
gestürzt und ist anschließend, damit wir irritiert werden, als Leiche hinauf in
den Villapark gekrabbelt?«, antwortete der Köstlbacher und hatte in diesem
Moment so seine Zweifel, dass es sinnvoll gewesen war, hierher nach Erlangen
zu fahren. Diese Mutmaßung vom Dr. Kroner erschien ihm bei aller
Freundschaft doch sehr weit her geholt. Die reinste Räuberpistole!
»Sie war im vierten Monat schwanger!«, sagte nach ein paar Sekunden des
Schweigens der Dr. Kroner.
»Schwanger? Davon wussten wir bisher nichts!«, sagte der Köstlbacher und
zog überrascht seine Augenbrauen nach oben. »Trotzdem, heutzutage ist das doch
kein Grund, sich umzubringen!«, fügte er noch hinzu.
»Für 99 von 100 Frauen vermutlich nicht! Aber was, wenn sie die Hundertste
war?«, sagte der Dr. Kroner.
»Gut! Gut! Wir werden das überprüfen! Wenn sie im vierten Monat
schwanger war, dann müsste ja eigentlich ihr Hausarzt, der Dr. Unger davon
gewusst haben. Vielleicht weiß der noch mehr!«, sagte der Köstlbacher.
»Ich würde mir die Eltern auch noch einmal vornehmen!«, meinte dazu
ergänzend der Dr. Kroner.
Der Köstlbacher kratzte sich ob der neuen Situation am Kopf. Missmutig sah
er die Arbeit vor sich, die nun zu bewältigen war, bis herausgefunden sein
würde, ob Suizid oder Mord.
»Nehmen wir einmal an, die Münzer hat tatsächlich Selbstmord begangen.
Wie ist sie dann als Leiche in den Villapark gekommen? Da, wo sie gelegen hat,
ist sie nach Lage der Dinge nicht gestorben.«
»Ob Suizid oder nicht! Irgendjemand muss sie im Villapark abgelegt
haben. Wer auch immer! Eine andere Möglichkeit gibt es nicht«, stellte der Dr.
Kroner fest.
Ganz in Gedanken drehte sich der Köstlbacher um und wollte gerade den
Liebknecht zum Gehen auffordern, als ihn die Stimme vom Dr. Kroner in der
Bewegung innehalten ließ.
»Langsam! Langsam! Das ist noch nicht alles! Die Vagina und das letzte
Stück vom Intestinum crassum vor dem Sphinkter weisen starke Vernarbungen auf!«
»Intes.... cra... ? Sphi... ?, fragte der Köstlbacher, der außer der Vagina
nichts davon kannte.
»Entschuldigung! Entschuldige mein Medizinerdeutsch! Intestinum
crassum ist der lateinische Name für Dickdarm und Sphinkter steht für den
Schließmuskel.«
»Aha! Und was bedeutet das?«, fragte der Köstlbacher.
»Na ja!«, sagte der Dr. Kroner und kratzte sich dabei am rechten Ohr, weil
er nicht so recht wusste, wie er seine Interpretation dieser Befunde dem
Kriminaler ausdeutschen sollte.
»Meine Entdeckungen lassen eigentlich nur einen Schluss zu!«
»Mach’s nicht so spannend! Welchen Schluss?«, fragte der Köstlbacher.
»Das Narbengewebe ist überraschend alt. Man erkennt das an der Ausdehnung,
das es durch das Wachstum des Mädchens angenommen hat, bis hin zu der
Form, wie es sich momentan darstellt!«
»Das bedeutet?«, fragte der Köstlbacher ungeduldig.
»Das bedeutet mit großer Wahrscheinlichkeit,
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