Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Titel: Villapark - Koestlbachers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Fenzl
Vom Netzwerk:
Und Ordnung halten bedeutet weit mehr, als alles nur zu
einem Stoß am Rand vom Schreibtisch auftürmen und ein wenig Staub wischen. Da musst
du die einzelnen Schreiben schon erst sichten, bevor du sie in eine
Gitterablage einordnest.
    Ich weiß nicht, ob sich der alte Münzer im Klaren darüber, was die
Gabelsberger bei diesen regelmäßigen Aufräumungsarbeiten so alles bewusst
zu Gesicht bekam. Vielleicht hat er es aber auch gewusst, der Münzer, und sie
deshalb immer wieder mal so zwischendurch flach gelegt, damit sie hundert
pro loyal. Weil, dass er für die Gabelsberger quasi Sonnenkönig, das ist
ihm natürlich nicht entgangen.
    Um sicher zu gehen, dass die Gabelsberger immer noch zuverlässig, hat
der alte Münzer gleich nach dem ersten Kripobesuch ein Thema
angeschnitten, das bisher immer tabu gewesen ist.
    »Roswitha?«, begann er, wohl wissend, welche Emotionen ihr Vorname aus
seinem Mund auslösen würde. »Roswitha, hat die Polizei eigentlich mit Ihnen
auch über mich gesprochen?«
    »Wenn Sie meinen, ob sie mich über Sie ausgefragt haben? Nein! Nein, die
wollten nur zu Ihnen vorgelassen werden. Weiter nichts!«, antwortete die
Gabelsberger, die blitzartig rote Flecken auf ihrer sonst makellos weißen Haut
am Hals und im Gesicht bekam, als der Münzer sie mit ihrem Vornamen
angeredet hatte.
    »Und falls sie es doch noch tun? Ich meine, Sie über mich ausfragen?«,
setzte der alte Münzer nach, zufrieden mit dem, was er gehört hatte, aber eben
doch noch auf Nummer sicher gehen wollend.
    »Aber Herr Münzer! Ich kann denen viel erzählen! Nur werden die mich nicht
lange reden lassen, weil sie sonst vor Langeweile einschlafen würden! Ich bin
im vergangenen Jahr mit denen von der Steuerfahndung fertig geworden. Da werde
ich mich gerade von dem Köstlbacher aushorchen lassen!«, lächelte sie und
blinzelte dem Münzer dabei sehr vertraulich zu.
    »Und die Geschichte mit der Doris? Ich weiß, dass Sie den Brief von ihr
gelesen haben. Ich hatte ihn versehentlich liegen lassen, weil er plötzlich
irgendwo unter einen Stapel Verträge gerutscht war, die ich noch durcharbeiten
wollte. Weil er aber nicht mehr zu finden war, konnten nur Sie den Brief an
sich genommen haben!«, sagte der alte Münzer.
    »Welchen Brief? Ah, den von Ihrer großen Tochter! Hab’ kurz rein geschaut,
weil ich mich noch gewundert habe, was der zwischen den Verträgen zu tun hat.
Töchter in dem Alter können hysterisch sein. Die von meiner Schwester ist nicht
viel anders. Haben eben eine rege Fantasie in dem Alter!«, antwortete sie.
    Nach diesen Worten entstand erst einmal ein kurzer Moment des
Schweigens, wo der Münzer forschend der Gabelsberger in die Augen gesehen
hat. Es war nicht nötig, das Thema weiter zu vertiefen. Dass die Gabelsberger
sich nicht dazu geäußert hat, dass sie den Brief nicht nur gelesen, sondern
sogar an sich genommen hatte, das sprach für sich.
    Diesmal war es nicht die Gabelsberger, die mit einer Handbewegung
Platz auf dem Schreibtisch vom Münzer schaffte. Was tut man nicht alles, wenn
man sich der Loyalität seiner Sekretärin versichern will, ohne die die Hölle
losbrechen könnte?
    Für dich mag so etwas ehelicher Treuebruch sein. Für den Münzer war es
hartes und zielgerichtetes Geschäftsgebaren. Diesmal sogar mit einem Schuss
Selbstschutz!
     
      

Gerichtsmedizin
Erlangen
    (Kapitel 15)
     
    »Hallo Ernst!«, begrüßte der Köstlbacher seinen Kollegen von der
Gerichtsmedizin in Erlangen und schlug ihm freundschaftlich auf die
Schulter.
    »Hallo Edmund!«, kam es vom Dr. Kroner zurück.
    Der Liebknecht nickte dem Dr. Kroner mit einem bayerischen »Grüß
Gott!« zu und steckte ihm die Hand entgegen.
    Der Dr. Kroner erwiderte den Gruß, griff aber nicht nach der Hand vom
Liebknecht.
    »Einem Leichenfledderer wie mir sollten Sie besser keine Hand geben!«,
lachte er. »Bin zwar momentan sauber, aber noch vor ein paar Minuten steckte
ich bis zum Ellenbogen in einer Wasserleiche. Natürlich mit Gummihandschuhen!
Trotzdem!«
    Erschrocken zog der Liebknecht seine Hand zurück und verlor gleichzeitig
etwas an Farbe in seinem Gesicht. Bei Wasserleichen, die letzte gab’s in
Regensburg im September vergangenen Jahres, bei Wasserleichen, da hat er
bisher immer kotzen müssen.
    »War nur ein Spaß!«, sagte der Dr. Kroner und verzog sein Gesicht dabei zu
einem schelmischen Grinsen.
    »Was gibt’s Neues in Regensburg? Bin ja nur zum Schlafen dort!«, fragte er
seinen Kripofreund Köstlbacher.
    »So viel,

Weitere Kostenlose Bücher