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Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Titel: Villapark - Koestlbachers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Fenzl
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Dr.
Kroner betrifft, seine Meinung zur Gerichtsmedizin überdacht. Weil so
einer, wie der Dr. Kroner, der unmöglich Killer und schon dreimal kein
Serienkiller, auch wenn er in Regensburg wohnt und so, wie Hunderte andere
Regensburger Bürger auch, regelmäßig ein paar Schritte durch den Villapark
geht, zumindest an dienstfreien Wochenenden!
    »Gut, dass ich das ganze Programm machen sollte und nicht nur das, was bei
so einer Leiche Standard ist«, begann der Dr. Kroner, sobald er die Leiche der
Doris aus ihrem Kühlfach geholt und sie von zwei Mitarbeitern auf den Seziertisch
hatte legen lassen.
    Nicht, dass du dir denkst, da hätte jetzt eine aufgeschnittene und
mehr oder minder bis zur Unkenntnis verunstaltete Doris gelegen. Genau genommen
sah die Doris jetzt sogar viel besser aus, als am ersten Mai. Da war nichts
mehr blutverschmiert und so. Die zerschundene Gesichtshälfte hatte man
wieder geschönt. Schon wegen der Emma Herzog, die damals ihre Nichte
identifizieren sollte. Und alles, was der Dr. Kroner aufgeschnitten hatte, das
hatten seine Assistenten hinterher wieder sauber zugenäht. Zum Glück für
den Liebknecht, der es sonst nicht in der Nähe der Toten ausgehalten
hätte. Einen Würgereiz hatte er zwar nach wie vor, aber tiefes Durchatmen und
ein beachtlicher Adrenalinschub verhinderten Schlimmeres.
    Die Doris muss ein sehr schönes Mädchen gewesen sein. Selbst in ihrem
jetzigen Zustand ließ sich das noch gut erkennen. Auch wenn sie da nur
liegend zu sehen war, ließ sich doch gut abschätzen, dass sie eher eine von der
kleinen Sorte war. Die pink gefärbten Haare waren am Haaransatz blond.
Wahrscheinlich lag die letzte Tönung schon eine Weile zurück. Etwas
rausgewachsen sind ihre Haare aber auch noch nach ihrem Tod. Die Haarwurzeln
sind wohl das am Körper, was am längsten am Leben bleibt. Bis die kapieren,
dass endgültig Schluss ist, da schieben sie erst einmal noch ein paar
Millimeter Hornsubstanz weiter.
    »Fangen wir einmal mit der tödlichen Verletzung an«, begann der Dr.
Kroner und deutete auf das Gesicht der Doris. »Nachdem du mir mitgeteilt hast«,
wandte er sich direkt dem Köstlbacher zu, »dass im Erdreich unter dem Kopf der
Leiche nur sehr geringe Mengen Blut gefunden wurden, musstet Ihr davon
ausgehen, dass der Fundort der Leiche nicht identisch mit dem Tatort war. Da
Ihr neben der Leiche keine Tatwaffe gefunden habt, kein Brecheisen, keine
Eisenstange und auch sonst nichts, womit dieser tödliche Schlag hätte
ausgeführt werden können, habt Ihr die nähere Umgebung des Leichenfundortes,
also den gesamten Villapark und die darunter liegende Uferpromenade der
Donau abgesucht. Negativ!«
    »Hm!«, brummte der Köstlbacher gleichsam bestätigend dazwischen, unterbrach
den Dr. Kroner aber nicht wirklich.
    Der Liebknecht fixierte inzwischen seinen Blick auf die Zehen der Doris.
Vermutlich, wie die gesamte Doris, frisch gewaschen mit einer
Formaldehytlösung. Mit den pink lackierten Nägeln, so schienen die
schlanken Füße dem Liebknecht momentan die einzigen Körperteile, die zu
betrachten seine erneut aufkommende Übelkeit einzudämmen in der Lage waren.
Zusätzlich stellte sich der Liebknecht vor, er betrachte die schlanken Knöchel,
Fersen und Zehen einer Lebenden. Was ihn dann aber letztlich sogar so sehr ablenkte,
dass er dem Dr. Kroner nicht mehr richtig zuhörte, sondern sich von ganz
anderen Fantasien einfangen ließ.
    »Drum habe ich mir die Verletzung oder besser die Verletzungen noch
einmal genauer angesehen«, fuhr der Dr. Kroner fort.
    »Verletzungen?«, fragte nun der Köstlbacher doch dazwischen.
    »Richtig! Verletzungen!«, bestätigte der Dr. Kroner. Da waren ein paar
Abschürfungen! Prellungen! Zunächst nichts weiter Aufregendes. Erweckte auf
alle Fälle oberflächlich betrachtet zunächst den Anschein, dass die Doris sich
gegen ihren Angreifer gewehrt haben musste. Bis ich die Doris dann
aufgeschnitten habe.« Und dabei deutete der Dr. Kroner auf den langen, sauber
vernähten Schnitt vom Hals bis hinunter zum Schambein.
    Nach diesen Worten drehte sich der Gerichtsmediziner um und holte aus einem
Glasschrank hinter ihm ein Gefäß. Den Köstlbacher erinnerte der
Kunststoffbehälter an eine mehrere Liter große Familieneispackung. Nur
durchsichtig und nicht mit einem Etikett versehen. Zumindest nicht mit einem
für Verbraucher. Ein Aufkleber mit dem Namen Doris Münzer, ihrem Geburts-
und ihrem Sterbedatum, ihrer Registriernummer hier in der
Gerichtsmedizinischen in

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