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Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)

Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)

Titel: Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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einzuklinken, und wurde brutal abgewiesen; das Computersystem war zu einer finsteren Masse geworden, die keine Menschen hineinließ.
    »Das reicht jetzt«, sagte die Frau wütend, mit der er sich so fruchtlos gestritten hatte. Lafayette starrte sie an. Die Dame begriff offensichtlich nicht im Geringsten, was vor sich ging. Das Raumschiff wurde von einer endlosen Kette von Missgeschicken heimgesucht, dies hier grenzte an eine Katastrophe, und die da machte sich Sorgen um Geheimhaltung und um den Auftrag, den die Auswahl hatte. Als ob Lafayette je auf den Gedanken kommen könnte, Eliza ein Wort zu viel zu verraten.
    »Wir haben hier ein schlimmeres Problem als das«, sagte er und meldete sich ein weiteres Mal an. Zum ersten Mal seit mehreren Jahrzehnten benutzte er dabei seinen vollen Namen. Er mochte seinen zweiten Vornamen nicht, aber das System kannte ihn natürlich. Nicht einmal auf diese Art wurde er eingelassen. Lafayette fluchte, nur bei sich, leise, einen lästerlichen Fluch, für den er auf Offord ernsthafte Schwierigkeiten bekommen hätte. Für den Fall, dass diese Funktionsstörung nur eine vorübergehende Unpässlichkeit des Systems war, hinterließ Lafayette eine Nachricht für Eliza. Wenn die wieder im Netz nachsah, würde ihr die Botschaft zugestellt werden.
    »Sogar jetzt«, zeterte die Dame, »versuchen Sie, mit dieser Frau zu sprechen. Eben gerade habe ich Sie angewiesen, endlich diese Beziehung zu beenden. Ein Offizier der Auswahl und eine Zentralierin! Sie wissen doch, dass das nicht gutgehen kann.«
    Lafayette probierte ein drittes Mal, Zugang zu den Rechnern zu erlangen, und wurde abermals von einer schwarzen Wand zurückgeworfen. Es war, als hätte jemand all die fürsorglichen Systeme einfach abgeschaltet. Das konnte nicht sein. Niemand konnte das alles ausknipsen wie eine Nachttischlampe. Ebenso gut hätte man versuchen können, alle Antilopen der Savanne in ein und dieselbe Richtung laufen zu lassen. Lafayette machte die Augen wieder auf und stellte den Versuch, direkten Kontakt zum inneren Kern zu bekommen, fürs Erste zurück. Er fluchte nochmals, diesmal laut und so deftig, dass die schimpfende Dame blass wurde und verstummte. Nun ja, es hat alles sein Gutes, dachte Lafayette. Was ging es diesen Anstandswauwau an, ob er mit einer Zentralierin zusammen war oder nicht? Das sagte er laut, und es kam, wie es kommen musste: Die Dame drehte sich auf den hohen Absätzen um und stelzte zum Ausgang; er werde sehen, was er davon habe, und dass es die Auswahl sehr wohl etwas anginge, und ob er seine Karriere in der besten Elitetruppe des bewohnten Kosmos für eine schlichte Zentralierin aufs Spiel setzen wolle. Und so weiter und so fort.
    In der geöffneten Tür blieb sie stehen und drehte sich um. »Ich kann dafür sorgen, dass Sie eher heute als morgen abberufen werden«, schrie sie und warf ihm einen triumphierenden Blick zu. Sie hatte recht, und sie war außer Reichweite, und sie wusste beides. Die Tür glitt zu und verriegelte sich klackend.
    Ging denn alles schief auf dieser verdammten Mission? Wurden sie wirklich vom Unglück verfolgt, seit sie Atibon Legba verlassen hatten? Würde er den Dienst in der Auswahl quittieren müssen? Die Fragen in seinem Kopf drehten sich um sich selbst, und er brachte sie zur Ruhe. Das Psycho-Training der Auswahl machte so etwas möglich. Er atmete tief durch. Lafayette konnte in diesem Moment nicht wissen, dass er lediglich noch einige Minuten Leben übrig hatte. Er hielt die Störungen für reparabel. »Lafayette an Zentrale«, meldete er sich laut und wartete auf das Bereitschaftssignal der eigens für solche Notfälle gedachten Datenleitung. Nichts geschah, außer dass ein Gewitter lautloser Lichter über die Konsolen huschte und große Teile der Triebwerkskontrollen auslöschte. Das sah schlimm aus. Er betätigte die Taste, die in solchen Notfällen eine Sprechverbindung herstellen sollte. Zwar glomm das Bereitschaftslämpchen, aus dem Lautsprecher quoll jedoch nur höllischer Lärm – das Heulen aller Furien der Unterwelt, das Kreischen ihrer Opfer, das Stampfen von Maschinen, die Häuserzeilen unter ihren stählernen Füßen zermahlen. Bevor Lafayette das Ding wieder abschaltete, glaubte er mitten in dem Tumult Stimmen zu hören, menschliche Schreie, die Mühe hatten, durch das Getöse zu dringen. Ihm wurde kalt. Er konnte sich nicht daran erinnern, an Bord dieses Schiffes jemals so gefroren zu haben. Lafayette schüttelte den Kopf und stand auf, um sich

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