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Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)

Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)

Titel: Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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auf den Weg in die Zentrale zu machen. Hier stimmte etwas absolut nicht, und seine Anwesenheit dort war dringend erforderlich. Womöglich hatte er von der Zentrale aus eine Möglichkeit, Eliza zu erreichen.
    Er hatte kaum ein paar Schritte getan, als das Zittern unter seinen Füßen ihn vor Entsetzen hochspringen ließ. Lafayette starrte auf die Kaffeetasse, die sich drehte und vom Tisch fiel. Das feine, durchscheinende Porzellan von Serafim ging in tausend Stücke, der Kaffee breitete sich als kleine braune Lache auf dem Boden aus. Dieses Schiff konnte von keiner Macht erschüttert werden, die es nicht augenblicklich zerstören würde. Dennoch hatte es zweifelsfrei gezittert. Die Tasse ist entzwei, dachte Lafayette, und er spürte, wie sich seine kurzgeschnittenen Haare aufstellten. Die Wärme im Raum wurde abgesaugt und wich einer grimmigen Kälte. Die Pfütze lauwarmen Kaffees dampfte.
    Wenn jemand es darauf angelegt hätte, dieses gigantische Raumfahrzeug zu vernichten, dann hätte er es besser kaum anfangen können, dachte Lafayette. Zuerst die Verständigung der zahlreichen zusammengekoppelten Segmente untereinander unterbinden, danach jedes Segment einzeln mit Fehlinformationen füttern. Beispielsweise die Kontrollen des Klimas durcheinanderbringen. Danach alle anderen. Lafayette hatte keine Ahnung, wie man einen solchen Wahnsinn bewerkstelligen konnte, und er wollte sich nicht den Kopf darüber zerbrechen, welche Verrückten ein Interesse daran haben konnten, der VILM VAN DER OOSTERBRIJK etwas Derartiges anzutun. Aber was der Bildschirm da anzeigte, dieses Gewirr von einander widersprechenden Befehlen, das sah nicht wie eine Fehlfunktion aus. Das war eine Einmischung, ein wohlgeplantes Eindringen in die wichtigsten und vitalsten Funktionen des Schiffs. Ein Angriff. Das würde die Auswahl sicherlich sehr interessieren. Lafayette schüttelte den Kopf und beschleunigte seine Schritte. Wenige Meter vor der Tür blieb er stehen. Die Tür öffnete sich nicht. Etwas stimmte nicht. Eben war die nervtötende Dame hindurchgegangen. Neben der Tür glomm ein Warnsignal, zwinkerte, ging aus und an und verlosch wieder. Das Licht behauptete, hinter der Tür wäre luftleerer Raum. Schwere Funktionsstörung, dachte Lafayette, muss unbedingt repariert werden. Oder dieser Angriff ist tatsächlich ernst, hat bereits Erfolg, zerlegt den Weltenkreuzer in seine Bestandteile. Eine beunruhigende Vorstellung, dachte Lafayette. Wenn diese Anzeige richtig ist, hat das Vakuum vor wenigen Sekunden meinen Quälgeist getötet. Er dachte kurz über diese Vorstellung nach. Obwohl er die Frau nicht ausstehen konnte, machte ihm der Gedanke an ihren Tod keinen Spaß. So weit alles in Ordnung mit mir, dachte Lafayette.
    Dann drehte er sich um. Zuerst erblickte er die Scherben der Tasse. Sie ragten aus einer glitzernden, schmutzigen Fläche; der Kaffee war gefroren. Erst jetzt nahm Lafayette wahr, dass alles im Raum von einem klirrenden Frost mit funkelnden Kristallen übersät worden war.
    Er starrte auf die etwa fünfzig Meter entfernte Seitenwand des Saales, in dem er an einer Simulation gearbeitet hatte, bis der Streit losgegangen war. Diese Wand schwankte und bog sich. Sanfte Wellen liefen über das Metall, ein armdickes Panzermaterial. Eis rieselte herab. Lafayette traute seinen Augen kaum – hinter dieser Wand durfte sich jedes menschliche Wesen so sicher fühlen wie in Abrahams Schoß. Von einer plötzlich einsetzenden Kraft wurde das Zeug zerknüllt wie Papier; eine breite Spalte klaffte auf. Lafayette wurde von einem heftigen Stoß umgeworfen und rutschte bis an die Wand neben der störrischen Tür. Er blickte weiter auf dieses grauenhafte Loch: Dort konnte er beobachten, wie vorübergleitende Wände und Installationen Menschen und Möbel zerquetschten. Maschinen zerplatzten und verstreuten ihre Innereien kaum weniger farbig als die Leute, die eben noch an ihnen gearbeitet hatten und nun in Sekundenschnelle einen unbegreiflichen Tod starben.
    Das geschah in etwa einer halben Sekunde; dann spürte Lafayette einen schneidend kalten Luftzug und stand auf. Dabei bemerkte er, dass er die Hände auf die Ohren gepresst hielt und aus Leibeskräften schrie. Er hörte damit auf, nahm die Hände herunter und schaute auf seine Finger. Jeder einzelne Muskel schmerzte, und er hörte nichts als das Rauschen des Blutes in den Ohren. Der Fußboden des Saales begann, langsam zu schwingen, und warf einige der Apparaturen um, die an den Wänden aufgereiht

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