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Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)

Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)

Titel: Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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hatten die Leute in Vilm Village energisch verlangt, diese Reise in den Süden abzubrechen. Das erste Mal, als die vier Reisenden einen Gewittersturm erlebten. Nachdem sie im Geländekugler fast zwei Wochen mit gutem Tempo unterwegs gewesen waren und von der Absturzstellle der VILM VAN DER OOSTERBRIJK aus neuntausend Kilometer zurückgelegt hatten, brach eine Art von Wetter über sie herein, die niemand auf Vilm für möglich gehalten hätte – und die Leute auf dieser Welt waren einiges gewöhnt. Die sinnreichen Automatiken des Allwegefahrzeugs, die Francesco installiert hatte, waren nicht nur in der Lage, den Wagen vierundzwanzig Stunden am Tag seine Route durch die Gestrolche finden zu lassen. Dieselben Apparate beschlossen in derselben Windeseile, die sie beim Durchmessen der endlosen Landschaften Vilms an den Tag legten, den Notstand und gingen übergangslos in den Winterschlaf. Die acht Insassen – oder vier, je nachdem, wie man es sehen wollte – stritten sich auf umständliche Weise mit dem hunderte Meilen entfernten Francesco herum. Der nämlich meinte, die Apparate des Geländekuglers würden nicht ohne Anlass Alarm geben, während die Reisenden empört waren über ein Fahrzeug, das bisher anstandslos und ohne manuelle Steuerung zwischen den Gestrolchen einhergeflitzt war, und das bei Tag wie bei Nacht. Und nun sei es kaputt. Und jetzt ist Tag, hatte einer gesagt, nein, Nacht, hatte ein anderer entgegnet, und erst in diesem Augenblick hatten sie begriffen, dass die vertrauten grauen Wolken Vilms eine schmutzige blauschwarze Färbung angenommen hatten, die sie vor Dunkelheit kaum erkennen konnten. Der Wind hatte, das sagten die Instrumente, Orkanstärke angenommen, große Regentropfen trommelten auf die Kuppel des Wagens. Gerade rechtzeitig wurden Kabel an den umliegenden Gestrolchen verankert und festgezurrt, ehe es unmöglich wurde, sich draußen zu bewegen, es sei denn, man wollte weggeweht werden. Dann hatten sich Rudel von Regendrachen um die harte Kugel aus Stahl und Kunststoff gestritten.
    Einige wichtige Dinge hatten sie dabei über Vilm gelernt: Erstens konnte der Himmel in so schnelle Bewegung geraten, dass einem beim bloßen Hinsehen speiübel wurde. Zweitens konnte ein Sturm ein Gestrolch aus seiner Verankerung in den tiefsten Tiefen des Planeten herausreißen, sodass es davonflog wie ein Luftballon, hunderte Meter lange Wurzeln hinter sich herziehend und eine Schleppe von Getier verlierend: Tiere, die nicht rechtzeitig begriffen hatten, dass ihr sicherer Schutz sich in ein höchst unsicheres Luftgefährt verwandelt hatte. Drittens hatten sie gelernt, dass es Gestrolche gab, die sich vor solchen Witterungsunbilden schützten, indem sie sich in den feuchten Boden zurückzogen, langsam und mit der Unbeirrbarkeit von Naturgewalten. Vermutlich war das ihr Glück gewesen, denn genau die zwei Verankerungen des Geländekuglers, die mit den Gewächsen in der Tiefe verschwanden, waren die einzigen Kabel, die nicht von den Sturmböen zerfetzt wurden. Und viertens hatten sie erfahren, dass sie bei solchem Wetter keinem Messgerät Glauben schenken durften; denn hätte man den Anzeigen trauen dürfen, gäbe es einen starken und hochmodernen Sender auf der anderen, unzugänglichen Seite dieser Welt. Das war natürlich Unsinn.
    Das zweite Mal zeterte Vilm Village von Rückkehr, als sie dem Monsterwurbl begegnet waren. Das Tier hatte exakt so ausgesehen wie die Ekeltiere daheim, nur war es nicht handgroß gewesen. Es war über anderthalb Meter hoch und rund sechs Meter im Durchmesser. Es hatte sich um sich selbst gedreht und war mit einigem Erfolg bemüht, alle Gestrolche der Umgebung plattzuwalzen, während es sich weder um die gaffenden Menschen und Eingesichter noch um die in panischer Angst aus den Gestrolchen flüchtenden Kleintiere scherte. Es hatte sich nur gedreht. Ein paar Schreilen starteten trommelfellzerfetzende Attacken auf das Vieh und verbissen sich in seiner gummiartigen Haut; sie wurden abgeschüttelt und verschwanden in dem widerlichen Brei aus Schlamm, Pflanzenteilen und zerriebenen Tierkadavern. Dann hatte die Kreatur zu zittern begonnen und sich in zwei kleinere Wurbls geteilt, die den Tanz fortführten und zu einer weiteren Teilung ansetzten. Den weiteren Ablauf dieser merkwürdigen Darbietung hatte die Expedition nicht abgewartet; niemand hatte Lust auf eine Gegend, die kniehoch mit nichts als hungrigen wuselnden Wurbls bedeckt war. Auch bei dieser Gelegenheit hatte das Fahrzeug die

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