Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)

Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)

Titel: Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
Vom Netzwerk:
Stöpsel gezogen worden. Sdevan schaute seinen Gefährten an und sah, verschwommen und undeutlich, sich selbst durch die Augen des Tieres, das seinen Zorn für unbegreiflich und lächerlich und total übertrieben hielt. Was stimmte. Nachdem Sdevan das so gesehen hatte, gab es keine Wut mehr. Nur ein paar neue Fakten. »Wir werden also ein paar Proben nehmen«, sagte Sdevan, »wir werden Aufnahmen machen und Daten sammeln für die sieben Weisen daheim. Dann kommen wir zurück.«
    Jonathan starrte Sdevan überrascht an und zuckte dann die Achseln.
    »Moment«, sagte jemand in Vilm Village mit schwankender Stimme. An der Anzeige des Funkgeräts war zu erkennen, dass die Empfangsqualität selbst stark fluktuierte. Die Verbindung zum Lager wurde dünn und faserte aus. Das nächste schwarzweiße Standbild ließ sich sehr, sehr viel Zeit. »Atmosphärische Turbulenzen«, sagte Joern, »seltsam. Sieht fast aus wie diese Störungen aus dem tiefen Süden, die wir manchmal empfangen. aber das ist etwas anderes. Sehr absonderlich. Das muss ich mit jemandem besprechen, der mehr Ahnung hat. Hat jemand eine Ahnung, wo Adrian Harenbergh steckt?« Dann schaltete Joern ab, und für einige Sekunden drang Knistern aus dem Lautsprecher, während sich auf dem Monitor quälend langsam ein Bild aufbaute, das eine Einarmige Eliza zeigte, deren Brauen fragend hochgezogen waren, während ihr Blick nach irgendwo seitlich ging. »Wir haben hier merkwürdige Messwerte«, sagte sie, »und zwar die, die uns vom Geländekugler überspielt werden, in den Blindbereichen eures Videosignals.«
    Jonathan sprang zu den schlafenden Konsolen des Überwachungssystems und aktivierte sie. Sofort summte ein Alarm. »Eine Sturmwarnung ist das nicht«, sagte Jonathan und versuchte zu verstehen, was die Anzeigen besagten. Der Geländekugler entschied, dass es besser sei, die Kuppel zu verschließen. Erst als die Verriegelungen einrasteten, bemerkte Marja, dass da draußen ein Geräusch gewesen war, ein sehr leises Geräusch. Erst sein plötzliches Verschwinden machte sie darauf aufmerksam. Sie hantierte an ein paar Schaltern und legte eine naturgetreue Wiedergabe der Außengeräusche auf die Innenlautsprecher. Natürlich hatte diese Aufnahme die höchste nur denkbare Qualität, schließlich musste das Signal keine hunderte von Meilen auf Wegen zurücklegen, die für solche Zwecke nicht gemacht waren. Und die Lautsprecher im Fahrzeug gehörten zum Besten, was verfügbar war; meistens wurden sie benutzt, um Konserven mit jener seltsamen Musik der sagenhaften alten Erde abzuspielen, die immer mal wieder in Mode war. Doch jetzt ließen dieselben Boxen nie gehörte Geräusche erklingen. Ein sanftes, bedrohliches Brausen erfüllte die Luft. Stumm sahen die Eingesichter einander an. Wenn es Wasserfälle gab, die in den Himmel hinauf statt einen Berg hinunter fielen, dann müssten sie so ähnlich klingen. Ein Rudel Rehschweine raste am Fahrzeug vorbei und versteckte sich zwischen den Ästen eines Gestrolchs; das war ungewöhnlich, denn normalerweise blieben diese Tiere im Freien, fluchtbereit, falls ein Springwolf auftauchen sollte. Diese hier krochen, so tief es nur ging, in das Pflanzengewirr hinein, und die hinteren Schädel starrten mit geweiteten Augen in den Himmel, während die vorderen ruckend und stoßend versuchten, tiefer in den Schutz des Dickichts zu gelangen. Blattwürmer hangelten sich von den oberen Zweigen hinunter und krabbelten ins Innere, direkt in die Nähe ihrer natürlichen Feinde.
    In diesem Augenblick verwandelte sich der Regen. Als hätte jemand einen Schalter umgelegt, wurde aus dem leisen Rieseln ein unregelmäßiges Stakkato. Große Regentropfen zerplatzten auf der Kuppel wie angreifende Tiere. Und gleichzeitig erlosch eine Anzeige: Es bestand keine Verbindung nach Vilm Village mehr. »Seht!«, rief Tonja, die die obere Kante des pflanzlichen Monstrums im Blick behalten hatte, in der Hoffnung, mehr von der unbekannten fliegenden Tierwelt zu sehen. Alle schauten hin, und ihnen blieb der Mund offen.
    Aus dem unerreichbaren Inneren des gigantischen Walls erhob sich eine schwarze Wolkenwand, die wie eine höllische langsame Eruption hoch in den Himmel stieg und sich langsam ausdehnte, über alle Maßen. Die Messwerte, die der Geländekugler aufzeichnete, waren vollkommen unglaubhaft. Andere gab es freilich nicht. Wenn sie stimmten, wäre dieses Ereignis auf jedem anderen bekannten Planeten eine Katastrophe gewesen. Aber dies hier war Vilm, dachte

Weitere Kostenlose Bücher