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VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

Titel: VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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es lange aufgegeben, damit zu hadern. Er war nun einmal, ja, stummblind. Klang wie eine furchtbare Behinderung. War er behindert? Hinderte ihn irgendwas? Und woran? Er hatte keine Ahnung. »Wobei genau soll ich euch helfen?«, fragte er.
    »Komm mit. Ich kann dir das nicht erklären, und schon gar nicht hier«, sagte Will und sprang auf alle seine Füße. Carl musterte die etwas mehr als kräftige Gestalt seines kleinen Bruders, und er betrachtete das Wolfsgetier, das direkt vor ihm stand und sich anstrengte, möglichst harmlos und herzig auszusehen. Die Frage, ob er so etwas überhaupt helfen wollte, stellte sich nicht. Er hatte seinem Will nie etwas abschlagen können.
    »Jetzt?«, fragte er und wies auf seine Arbeit.
    »Jetzt«, sagte Will, »du weißt genau, dass nichts und niemand sich hier in deine dunkle Höhle traut. Kein Mensch rührt deine Sachen an.« Er grinste. »Und auch sonst keiner.«
    Carl stand auf und löschte die Lampe. Die tierische Hälfte seines kleinen Bruders verließ fluchtartig das Zelt. Erst am Rande der großen Deckplane, dort, wo der Boden wieder feucht war und das graue Licht der Regenwelt schien, blieb das Wesen stehen.
    »Ich weiß«, sagte Carl und folgte ihm. »Schließlich ist es nicht zufällig hier drin so schön trocken und dunkel.«
    Will tat so, als habe er nichts gehört. Mochte Carl sich isolieren, wenn er es wollte. Obwohl es strenggenommen kaum Sinn hatte. War er nicht durch seine Stummblindheit einsam genug?
    »Wo genau liegt das Problem?«, fragte Carl; sie folgten Wills eingesichtigem Teil, der unruhig durch das Dorf schnürte. Ein friedloser Nieselregen stiebte zwischen den Gebäuden hindurch, durchsetzt mit kleinen kalten Schauern. Carl kannte die Legenden von den Regendrachen, die unter den Vilmern kursierten. Er wusste, die Nester der Regendrachen gab es nicht, es gab nur, irgendwo hinter dem verregneten Horizont, irgendeinen finsteren schwarzen Berg, hinter dem hervor ständig schwarze Wolken in den Himmel steigen. So einfach ist das.
    »Ich habe dir doch von unseren Experimenten mit den Rätselfrüchten erzählt«, sagte Will.
    Carl schüttelte den Kopf und zog die Jacke fester zu. »Hast du nicht.«
    »Tatsächlich?«, wunderte sich Will; sein Eingesicht starrte Carl verwundert an.
    Eine beeindruckende Mimik, dachte Carl. Der Regen perlte vom dichten Fell ab; wahrscheinlich werden die überhaupt nicht richtig nass. »Vielleicht«, sagte Carl, »hast du allen möglichen Leuten davon erzählt und mich einfach ausgelassen. Danke, nein, du brauchst mich nicht aufzuklären. Ich weiß Bescheid.«
    Will warf seinem Bruder einen unsicheren Blick zu. Er bemerkte den Regen nicht, der ihm am Nacken und an den kurzen Ärmeln seines Hemdes über die bloße Haut lief. Carl lief niemals mit kurzen Hosen draußen herum wie die anderen Vilmkinder.
    »Wir anderen hier reden miteinander, weißt du«, sagte Carl, »und eure Eskapaden haben sich herumgesprochen wie eine dreiköpfige Missgeburt. Vermutlich ist es dir nicht zu Ohren gekommen, die Einarmige hat zwei Tage lang getobt wegen eures ersten großen Erfolges.«
    »Es ist mir zu Ohren gekommen«, murmelte Will. »Und wie.« Verwundert bemerkte er einige Eingesichter, die er nicht kannte. Die Tiere streunten wie zufällig hinter ihnen her.
    »Ein mehrstöckiges Gebäude aus Überresten des Weltenkreuzers und gesteuerten Tierpflanzen«, fuhr Carl fort, »das ist ein prima Gesprächsthema. Die komplette Vernichtung von Elizas Garten ist ebenfalls ein nettes Thema. Und ihre Versuche, jeden zu ohrfeigen, der sich nicht schnell genug in Sicherheit bringen konnte, haben sich gut bewährt im planetenweiten Verbund der Klatschweiber.«
    »Der aus drei Dörfern und ein paar Außenposten besteht«, sagte Will; er schaute mit zunehmender Nervosität um sich. Die Zahl der Eingesichter um sie herum nahm zu. Carl schien das nicht zu bemerken. Will versuchte, die Wesen zu identifizieren; es sah Scherzbolden wie Sdevan ähnlich, ihn mit so etwas aus der Ruhe zu bringen. Dies waren jedoch keine Vilmer, die er kannte. Er spürte nichts Vertrautes in ihnen. Er spürte, wenn er ehrlich war, gar nichts. Will bekam es mit der Angst. So viele ungebundene, freie, nicht mit Menschen verkoppelte Eingesichter hatte er nie gesehen.
    »Und worin besteht das Problem, bei dem ich euch helfen soll?«, erkundigte sich Carl.
    »Einige unserer Experimente beziehen sich auf die Verbindung zwischen uns und den Eingesichtern«, sagte Will, »das ist für uns nach

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