Vintermørket
langsam erwachsen wurden.
„Und Sorcha?“, fragte ich. Skors Blick drückte tiefe Liebe aus.
„Sie ist schöner denn je. Vielleicht liegt es daran, dass die Gören aus dem Gröbsten raus sind. Nein ernsthaft, Lex. Ihr geht es gut.“
Ich nickte, schloss die Augen und fühlte mich seit Langem endlich wieder aufgehoben. Die Müdigkeit ließ mein Hirn ermatten. Es dauerte nicht lange, bis ich in einen traumlosen Schlaf fiel.
„Lex?“
Eine sanfte Frauenstimme drang an mein Ohr, eine warme Hand strich mir über die Wange. Mir war kalt, ich wollte mich wieder zudecken, aber ich fand den Stoff nicht.
„Lex, du bist zu Hause. Wach auf, mein Kleiner.“
Nur langsam klärte sich der Nebel in meinem Kopf. Zaghaft schlug ich die Augen auf. Ich blinzelte ein paar Mal, bis ich eine blonde Frau sah, die neben mir hockte. Verwirrt schaute ich mich um, erkannte, dass ich in einem Auto saß und schlagartig wurde mir bewusst, wo ich war.
„Sorcha!“, rief ich erfreut, aber immer noch mit Schläfrigkeit in der Stimme, aus. Ich schnallte mich ab, nahm sie in die Arme und drückte sie an mich. Gott, es tat so gut, diese Frau zu halten. Sie schenkte mir ein liebliches Lachen, erwiderte die Umarmung und gab mir einen Kuss auf die Wange.
„Willkommen zurück, mein Sohn. Du hast lange auf dich warten lassen.“
Ihr norwegischer Akzent schwang in ihrem Deutsch mit. Sie hatte damals extra für mich eine für sie neue Sprache erlernt, weil ich partout kein Talent für Norwegisch bewiesen hatte. Ich drückte Sorcha ein wenig fester und kämpfte mit den Tränen. Ich hatte die Familie so wahnsinnig vermisst!
„Es tut mir leid“, murmelte ich an ihrer Schulter. Besänftigend strich sie mir über den Rücken.
„Ist schon okay, Lex. Komm rein. Hier draußen wird es allmählich kalt.“ Ich nickte, stieg aus dem Wagen und öffnete die Hintertür, um das Gepäck zu holen.
„Wo …?“
„Skor hat die Sachen schon mit rein genommen. Er hatte dich nicht wecken wollen und mich stattdessen raus geschickt. Die anderen warten bereits auf dich.“
Ich stapfte hinter ihr durch den Schnee und war froh, als wir schließlich den Hauseingang passierten, die Tür hinter uns schlossen.
Es war eine alte Blockhütte, die noch genauso heimelig wie damals aussah. Alles war aus Holz, in der Luft lag der Geruch von Kaminfeuer. Es roch wie Heimat. Es war, als wäre ich tatsächlich endlich Zuhause angekommen.
Langsam ließ ich den Blick schweifen. Der Flur grenzte direkt an das Wohnzimmer, eine Garderobe stand rechts, davor lagen diverse Schuhe. Links ging es zur Küche ab, aus dem Mittelgang führte eine Treppe in das Obergeschoss.
Ich zog mich aus und folgte Sorcha mit ins Wohnzimmer.
„Lex!“, schrien drei Mädchen gleichzeitig. Lachend schloss ich sie in die Arme, als sie bei mir ankamen. Sie hatten sich verändert, waren reifer geworden. Außerdem waren die drei Blondschöpfe ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Für ihr Alter waren sie wirkliche Schönheiten.
„Hey Mädels, hab euch auch vermisst“, krächzte ich und wurde fast zerquetscht von den zierlichen Armen.
„Wir sind so froh, dass du endlich da bist. Papa hat es uns erzählt. Zuerst konnten wir es gar nicht glauben. Aber jetzt bist du hier. Du hast dich verändert. Siehst älter aus als damals. Lex, ich muss dir unbedingt …“, sprudelte Sion wie ein Wasserfall, ohne scheinbar auch nur einmal Luft zu holen. Ich lachte, als Lilian ihr den Mund zuhielt und entnervt die Augen verdrehte.
„Gewöhne dich daran. Sie redet dauernd so viel.“
„Hat sich doch schon immer“, zwinkerte ich. Sions Wangen röteten sich daraufhin leicht. Verschämt senkte sie den Blick. Freundschaftlich wuschelte ich ihr durch die Haare. Sie war die Jüngste der Drei, danach folgte Lilian und schließlich kam Taith. Letztere musterte mich eindringlich und zog schließlich an einer meiner Haarsträhnen.
„Die sind lang geworden.“, stellte sie fest. Ein belustigtes Funkeln trat ihr in die Augen, was mich verwirrte. Ich sagte nichts, sondern nickte einfach nur. Als sich die Mädchen wieder lösten, wurde ich danach sofort wieder in eine Umarmung geschlossen. Dieses Mal von Skor selbst.
„Im Auto wäre es so umständlich gewesen. Schön, dass du endlich da bist.“
Väterlich klopfte er mir auf die Schulter. Ich schluckte gerührt. Die Liebe und Geborgenheit, die mir geschenkt
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