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Viola - Das Tagebuch der Sklavin

Viola - Das Tagebuch der Sklavin

Titel: Viola - Das Tagebuch der Sklavin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sira Rabe
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schlug die Augen auf und fand sie neben der Badewanne kniend vor, das Tablett auf einem Hocker abgestellt. Sie reichte ihm ein Glas Rotwein.
     
    Jesper schüttelte den Schaum von der Hand, der sich durch seine Bewegungen auf der Wasseroberfläche gebildet hatte und nahm ihr das Glas ab. Er schnupperte daran, bevor er trank, und stellte dann anerkennend fest: «Gut gewählt!»
     
    Daphne hielt seinem musternden Blick eine Sekunde stand, stellte dann das Glas auf das Tablett zurück und war sichtbar erleichtert, dass ihm der trockene französische Rotwein zusagte. Als sie sich kennen lernten, hatte sie von Weinsorten überhaupt keine Ahnung gehabt, aber sie war eine aufmerksame Zuhörerin und so hatte sie im Laufe der Jahre dazugelernt und wusste, dass er trockene, vollmundige Weine bevorzugte.
     
    Sie nahm eines der Häppchen, die sie vorbereitet hatte, abwechslungsreich mit Mortadella, Parmaschinken und Käsestückchen auf Kräckern und Pumpernickel, garniert mit Weintrauben oder Oliven, und hielt es ihm vor den Mund.
     
    Jesper ließ sich mit einem verlegenen Grinsen von seiner Sklavin füttern. So sehr er die unerwarteten Vorzüge genoss, ihr Gebieter zu sein, so sehr brachte ihn das aber auch in Verlegenheit. Aber Daphnes selbstverständliches Handeln half ihm, seine entspannte Haltung wiederzufinden.
     
    «Lecker!», lobte er. «Soll das alles für mich sein?» Er richtete einen fragenden Blick auf den übervollen Teller. Daphne nickte schweigend. «Bist du dir sicher, dass du nichts für dich eingeplant hast?» Sie nickte erneut, ein wenig heftiger.
     
    Jesper runzelte die Stirn. «Hast du die Sprache verloren?»
     
    Daphne grinste vergnügt und schüttelte den Kopf. Sie schob ihm erneut ein Häppchen in den Mund, als er ansetzte zu sprechen, und nahm ihm damit die Gelegenheit dazu. Er kaute kaum, schluckte ungeduldig hinunter und würgte hustend an einem Stück Parmaschinken, das weder vor- noch zurückrutschte. Dann hielt er ihre Hand fest, die ihm den nächsten Kräcker reichte.
     
    «Was ist los mit dir? Ich will keine Monologe führen. Rede!», knurrte er.
     
    Ihr Grinsen wurde breiter. «Aber Gebieter – Ihr habt angeordnet, dass ich nicht gleich losplappern soll, wenn Ihr nach Hause kommt. Sondern darauf warten, bis Ihr mich zum Reden auffordert, damit Ihr die Gelegenheit habt, Euch erst mal von Eurem anstrengenden Tag zu entspannen!»
     
    Jesper löste seinen Griff und drohte ihr mit dem Zeigefinger. Aber er konnte sich dabei ein Schmunzeln nicht verkneifen. Sie versuchte, ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. «Werd nicht spitzfindig, meine Kleine! Habe ich dich nicht gerade aufgefordert, mit mir zu reden?»
     
    «Na ja», erwiderte sie mit gekünsteltem Zögern und fixierte ihn mit halb gesenktem Blick. «Vielleicht habe ich das nicht richtig verstanden?»
     
    Er stupste sie mit seinen nassen Fingern auf die Nase. «Nun, ich denke, diese Ladung leckerer Happen ist eindeutig zu viel für mich alleine. Hast du bei dieser Menge nicht vielleicht doch für dich mitgeplant?»
     
    «Nein, Gebieter», erwiderte Daphne mit unschuldiger Miene und stopfte ihm reaktionsschnell den nächsten Kräcker zwischen die Zähne. «Schmeckt es Euch nicht?»
     
    «Oh doch, du weißt nur zu gut, dass du perfekt gewählt hast. Aber hast du etwa vor, mich zu mästen, hmm? Iss! Ein Happen für mich, der nächste für dich», befahl er, nachdem er hinuntergeschluckt hatte, mit einem tiefen Unterton, der ihren Lidern einen kurzen, kecken Aufschlag entlockte.
     
    «Ja, Gebieter!», flüsterte sie und befolgte seine Anweisung, aß jeweils ein Häppchen, nachdem sie ihm eines gereicht hatte, und der Teller leerte sich zusehends.
     
    Dann schob sie den Hocker mit dem Tablett beiseite und nahm Jesper das Glas ab, das er genüsslich ausgetrunken hatte. Seine Befehle abwartend, sank sie wieder neben der Badewanne auf die Knie. Er betrachtete sie liebevoll. Soweit er sich erinnerte, hatte er noch nie faul in der Badewanne gelegen und dabei gegessen, geschweige denn, dass er jemals so aufmerksam bedient worden wäre.
     
    Als er nichts sagte, sondern sie einfach nur weiterhin ansah, fragte sie verunsichert: «Soll ich Euch abseifen oder Euch die Haare waschen, Gebieter? Oder vielleicht ein bisschen warmes Wasser nachfüllen?»
     
    «Ja», antwortete er leise. «Alles.» Als sie sich über ihn beugte, um den Warmwasserhahn aufzudrehen, hätte er sie beinahe gepackt und zu sich in die Wanne gezerrt. Aber er beschloss,

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