Violas bewegtes Leben
ist? Er geht aufs College . Er ist den ganzen Tag von Collegestudentinnen umgeben, tagsüber im Unterricht und nachts im Wohnheim. Vergiss ihn. Such dir einen netten Jungen von der Grabeel Sharpe Academy – es gibt Millionen davon, und sie sind für dich erreichbar.
»Ich glaube nicht, dass es was Ernstes ist«, sagt Suzanne in einem Tonfall, der für meinen Geschmack viel zu ermutigend klingt. Wie alle jüngeren Schwestern älterer Brüder hat Suzanne keine Ahnung von Mädchen, die ihre Brüder als potenzielle Freunde sehen. Für Suzanne sind ihre Brüder langweilige Streber, während wir sie als attraktive ältere Jungs anhimmeln.
»Ich glaube, deinem Vater hat das Wochenende gefallen«, sage ich freundlich, um das Thema zu wechseln.
»Ja.« Suzanne lächelt. »Er mag es, wenn wir alle zu Hause sind, und er fand es schön, dass ihr da wart.«
Jared Spencer schickt mir genau in der Sekunde eine Message, als wir unser Zimmer im Curley-Kerner-Bau betreten und die Reisetaschen fallen lassen.
JS: Bist du zurück?
Ich: Ja. Seit einer Sekunde. Das Bild von deiner kleinen Schwester ist sehr süß.
JS: Danke. Mom sagt, sie sieht aus wie ich.
Ich: Glück für sie.
JS: :)
Ich: Danke für das Anmeldeformular für den Filmwettbewerb. Aber ein 15 Minuten langer Kurzfilm? Das kommt mir verdammt lang vor, um eine Geschichte zu erzählen. Keine Ahnung, ob ich das schaffe.
JS: Na klar. Du musst dir nur ein gutes Thema suchen.
Ich: Ich überleg’s mir. Was machst du?
JS: Ökologische Landwirtschaft in einem schrumpfenden Agrarsektor.
Ich: Damit gewinnst du bestimmt.
JS: Meinst du?
Ich: Hundert Pro. Ökologische Landwirtschaft ist gerade total in. Und so grün. Ich meine, das und die schmelzenden Polarkappen sind derzeit echt angesagte Themen.
JS: Keine Polkappen. Kein Geld, um sie zu untersuchen. Außerdem muss der Film ein Thema aus dem Mittleren Westen behandeln. Und über den Mittleren Westen gibt es leider nicht sehr viel zu berichten.
Ich: Wem sagst du das.
JS: Warte kurz. Ich muss meinem Mitbewohner Tschüss sagen.
Ich drehe mich zu den Mädels. »Es gibt da einen Filmwettbewerb für Schüler aus dem Mittleren Westen. Jared hat mir das Anmeldeformular gemailt.«
»Ihr wollt einen Film zusammen machen? Wie romantisch!«, sagt Romy.
»Nein, er macht einen Film – vielleicht helfe ich ihm einfach nur.«
»Warum das denn?«, will Marisol wissen.
»Warum denn nicht?«
»Weil du auch Filme machst. Warum solltest du bei ihm mitmachen? Dreh selbst einen«, sagt Marisol.
Ich will widersprechen, aber sie hat recht. Er hat mir das Anmeldeformular geschickt. Ich sollte darüber nachdenken, einen eigenen Film einzureichen. Ich bin Schülerin an einer weiterführenden Schule. Und ich sitze im Mittleren Westen. Warum eigentlich nicht?
Jared ist wieder online.
Ich: Nächsten Dienstag fahren wir zu einer Veranstaltung des Kulturwinters rüber ins Saint Mary’s College.
JS: Wer tritt auf?
Ich: Wendy Luck, eine Performancekünstlerin. Auf dem Flyer steht, sie spielt Flöte und singt zu einer Videoerzählung über ihre russisch-jüdischen Wurzeln und den Weg ihrer Großmutter in die Vereinigten Staaten.
JS: Interessant.
Ich: Lust, mit mir hinzugehen?
JS: Klar.
Ich: Super. Ich schau noch mal nach, wann genau es anfängt, und mail’s dir dann.
JS: Gut, dann sind wir verabredet!
Jared loggt sich aus.
»Er kommt zum Kulturwinter nach Saint Mary’s.« Ich bin so aufgeregt, ein offizielles Date mit ihm zu haben, nach der ersten offiziellen Party, dass meine Stimme kiekst.
»Sind diese Aufführungen nicht schrecklich langweilig?« Romy packt ihre Reisetasche aus.
»Romy, es geht nicht um die Aufführung. Es geht um Jared Spencer. Es ist ein Date«, sagt Suzanne.
»Es ist wirklich ein Date, oder?«, schwärme ich.
»Natürlich ist es das. Ihr geht gemeinsam zu einer Veranstaltung, und dazu gehören Eintrittskarten und Terminabsprachen. Also ist es ein Date.« Suzanne spricht mit einer solchen Überzeugung, dass ich mir gut vorstellen kann, wie sie als Anwältin mit ihrem Plädoyer die Jury zugunsten ihres Klienten beeinflusst. Mich hat sie jedenfalls restlos überzeugt.
Ich packe meine Tasche aus und häufe einen Wäscheberg auf, um ihn runter in den Keller zu bringen. Wahnsinn, wie sich die Dinge verändert haben. Dadurch, dass ich Jared kennengelernt habe, habe ich enorm zugelegt, was meinen Coolness-Faktor betrifft. Und diesen Coolness-Faktor darf man echt nicht unterschätzen.
Es ist
Weitere Kostenlose Bücher