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Violas bewegtes Leben

Titel: Violas bewegtes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Trigiani
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bringt Suzanne die warme Sahne zum Tisch und gießt sie über die übrigen Zutaten, während Mr. Santry mit seiner gesunden Hand den Teig rührt. Nach einer Weile wird er müde, und Kevin löst ihn ab.
    Nachdem der Teig fertig ist, hilft Mr. Santry Romy dabei, einen Apfel in einen Teigkreis zu wickeln. Er zeigt ihr, wie man den Teig um den entkernten Apfel schlägt und oben ein Loch lässt für die Sauce.
    »Das Rezept stammt von meiner Großmutter«, erklärt Mr. Santry. »Ich möchte euch beibringen, die Apfelküchlein genauso zu machen wie sie.«
    »Ich glaube, wir kriegen das hin, Dad«, versichert Kevin.
    Schließlich liegen die Äpfel ordentlich aufgereiht in ihren Teignestern in einer gläsernen Ofenform. Romy hält die Form, während Kevin nach Mr. Santrys Anweisung die Soße über die Küchlein träufelt. Suzanne setzt anschließend auf jeden Apfel noch ein kleines Butterstück.
    »Perfekt«, sagt Mr. Santry und lächelt.
     
    Mrs. Santry hat zwei Klapptische im Wohnzimmer aufgestellt und eine goldene Tischdecke darübergelegt. In der Mitte thront ein riesiger Papiertruthahn mit aufgefächerten Flügeln.Am einen Ende der Tafel sitzt Mr. Santry, am anderen seine Frau. Marisol, Suzanne und ich sitzen auf der einen Seite, während eine strahlende Romy den Stuhl zwischen Joe und Kevin ergattert hat.
    »Lasst uns beten«, sagt Mr. Santry. »Wir danken Gott für unsere Familie, unsere Freunde und unser Essen, unsere Gesundheit und unser Glück. Amen.«
    Joe springt rasch auf und hilft seinem Vater, als er Probleme hat, den Truthahn aufzuschneiden. Niemand sagt etwas, aber ich sehe, wie traurig Suzanne deswegen ist. Ich reiche die Schüssel mit den Stampfkartoffeln herum; Marisol und ich haben uns die Hände wund geschält, und nun möchte ich auch, dass alle davon probieren. Kevin macht Witze und Romy lacht. Sie hat tatsächlich auf unseren Rat gehört und auf Lipgloss verzichtet (Gott sei Dank). Jetzt wirkt sie richtig charmant und nicht mehr wie eine nervige Göre. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden hat sie gelernt, locker zu bleiben und sich bei einem Jungen nicht mehr ganz so krampfhaft ins Zeug zu legen. Ich freue mich für sie.
     
    Ich liege in dem Klappbett in Suzannes Zimmer und kann nicht schlafen. Ich habe ein ganzes Apfelküchlein verdrückt, und mein Magen fühlt sich an wie ein Rucksack voller Wackersteine. Ich konnte nichts dagegen tun. Der Duft von Butter, Zimt und Zucker, in weichen Teig gehüllt, war einfach zu verlockend, um der Versuchung zu widerstehen.
    Suzanne schläft auf der Luftmatratze unter dem Fenster, während Romy, die nach fast einem Schulhalbjahr an die Höhe gewöhnt ist, im oberen Stockbett liegt.
    Marisol im unteren Stockbett flüstert: »Bist du noch wach?«
    »Ja«, antworte ich.
    »Ich habe zu viel Kürbiskuchen gegessen«, sagt sie. »Aber die Füllung war so cremig. Und mit exakt der richtigen Menge Zimt gewürzt.«
    »Weißt du, ich finde, du solltest Köchin werden. Du magst Essen so gerne.«
    »Ich weiß.« Marisol lacht. »Ich mag Kochen mehr als Jungs. Ob das so gut ist?«
    Ich schaue auf mein Handy. Von Jared habe ich noch nichts gehört. Ich habe ihm eine Mail mit einem Truthahn und Thanksgivinggrüßen geschickt. Er hat nicht geantwortet und auch keine SMS geschickt. Vielleicht hat er mich vergessen. Oder vielleicht hat er was gegen Truthähne oder Feiertage im Allgemeinen.
    »Hat Jared geschrieben?«, fragt Marisol.
    »Noch nicht. Glaubst du, er mag mich nicht mehr?«
    »Quatsch«, sagt Marisol.
    »Man kann nie wissen.«
    »Das liegt nur an dem Feiertag. Bestimmt war er genauso beschäftigt wie wir«, flüstert Marisol. »Kein Grund zur Panik.«
    »Danke.« Ich bin wirklich dankbar für verständnisvolle Freunde wie Marisol.
    »Viola, ich habe über die rote Frau nachgedacht, deine May McGlynn«, sagt sie.
    »Denkst du, ich spinne?«
    »Überhaupt nicht. Du bist jemand, der nie schwindelt und kein bisschen übertreibt – eher im Gegenteil«, erklärt sie.
    »Genau. Ich bin ein Spaßvogel. Und alles andere als hysterisch. Und ich bin kein bisschen mystisch veranlagt. Ich glaube nicht mal an Geister. Meine Freundin Caitlin aus Brooklynsagt, ich wäre der unwahrscheinlichste Kandidat, den man sich denken kann, um von Geistern heimgesucht zu werden. Ich schaue keine Gruselfilme. Ich interessiere mich kein bisschen für übersinnliche Phänomene.«
    »Aber ich«, gesteht Marisol.
    »Du?«
    Marisol holt tief Luft. »In Mexiko gibt es diese Schutzheilige, die wir

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