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Violas bewegtes Leben

Titel: Violas bewegtes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Trigiani
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der langweiligste von allen. Das liegt daran, dass du meinst, mehr als alle anderen über die technische Seite des Filmemachens zu wissen. Aber ich will dir was verraten, Jared Spencer: Du weißt absolut gar nichts über Gefühle. Und Gefühle sind es, auf die es beim Film ankommt.«
    Ich warte nicht auf seine Antwort, weil ich in diesem Moment mit meinem Freund Schluss gemacht habe, in aller Öffentlichkeit, und mein Gesicht brennt wie ein kochendes Ei. Ich drehe mich um und sehe, dass Romy, Suzanne und Marisol sich schützend hinter mir aufgebaut und alles mitangehört haben.
    »Komm, wir gehen«, sagt Marisol und gibt mir meinen Preis.
    Wir machen kehrt und drängen uns durch die Menge hinaus an die frische Luft. Mrs. Zidar und Trish warten bereits im Wagen.
    »Alles okay?«, fragt Suzanne.
    Eigentlich müsste ich mich furchtbar fühlen. Schließlich habe ich ihn wirklich gern gehabt, aber das war, bevor ich ihn richtig kannte.
    »Mir geht’s blendend!«, sage ich zu meinen Mitbewohnerinnen. »Besser denn je!«
    Romy, Suzanne und Marisol klatschen sich ab und lachen.
    »Du hast den zweiten Platz gewonnen!«, sagt Romy.
    »Das fühlt sich echt gut an«, sage ich, während wir in den Kleinbus steigen.
    »Gut, Mädels, wir dachten, wir gehen ins Red Lobster, um den Sieg zu feiern«, sagt Mrs. Zidar.
    »Nichts wie hin«, antworte ich.
     
    Es ist nach Mitternacht, als wir zur Prefect Academy zurückkommen. Ich habe Grand und George angerufen, die sich sehr gefreut haben (ihr Stück hat unter Kritikerjubel in Cincinnati Premiere gehabt; Grand sagt, die Neuinszenierung wird ewig laufen, und es soll eine landesweite Tournee geben). Und ich habe Mom und Dad angerufen. Sie waren überglücklich und wollten alle Einzelheiten wissen, darunter auch meine Meinung zu sämtlichen anderen Filmen im Wettbewerb.
    Die Mädchen und ich redeten auf der Heimfahrt viel über Jared Spencer. Sie bewundern mich dafür, wie toll ich damit umgegangen bin, aber wenn ich zurückblicke, vor allem auf die Zeit, als wir an unseren Filmen arbeiteten, war Jared mir eigentlich da schon ziemlich fern. Unsere Mails wurden immer kürzer und die SMS immer weniger. Ich habe es darauf geschoben, dass er beschäftigt und am Drehen war, aber vielleicht plante er da schon, mit mir Schluss zu machen. Er wollte nicht, dass ich so gut war wie ich bin, ich möchte aber unbedingt so gut sein wie ich kann. Und so reichte ein zweiter Platz für mich und kein Platz für ihn, um unsere Trennung zu besiegeln.
    Ich wollte sechs Küsse haben. Das wollte ich wirklich. Ich fand fünf so eine traurige Zahl, irgendwo in der Mitte zwischen einem Fast-Freund und einem echten Freund. Sechs hätte die Sache klargemacht, hatte ich gedacht. Aber alles in allem war es eine gute erste Beziehung, und ich habe viel gelernt.
    Marisol versteht nicht, warum ich nicht wütender bin. Vermutlich wäre ich es, wenn ich nicht den zweiten Platz gewonnen hätte. Der Preis für den allerersten Film, den ich gemacht habe, hat meinen Kummer darüber, meinen allerersten Freund verloren zu haben, deutlich gemindert. Ich weiß auch, dass Jungs eben Jungs sind. Sie können keine echten Schwestern sein. Niemals. Ich glaube an Suzannes Philosophie: Man sollte nicht zu sehr den Kopf verlieren, denn Jungs sind anders, und man darf ihnen seine Gefühle nicht anvertrauen. Vielleicht sind nicht alle Jungs so. Ich meine, Andrew zum Beispiel vertraue ich natürlich.
    Mrs. Zidar lässt uns vor dem Curley-Kerner-Bau aussteigen, wo Mr. Simpson, der Leiter des Wachdienstes, uns ins Gebäude lässt. Trish geht hinter uns die Treppe hinauf. Wirschleichen auf Zehenspitzen den Flur entlang, um niemanden aufzuwecken. Beim Betreten unseres Zimmers hören wir ein lautes »Überraschung!« Alle Mädchen aus unserem Stock sitzen in unserem Zimmer, mit einem großen Schild, auf dem steht: glückwunsch, viola!
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich bin völlig überwältigt. Ich reiche den Pokal herum, und die Mädchen jubeln und bewundern ihn, total stolz, weil ihre Klassenkameradin tatsächlich einen Preis gewonnen hat.
    Ich schicke Andrew eine Message, obwohl es schon spät ist.
     
    Ich: Ich bin Zweite geworden!
    AB: Oh Mann, das ist toll! Wie schön!
    Ich: Es war echt lustig.
    AB: Dein Film ist super, und du hast es verdient! Ich war mir nur nicht sicher, ob diese Dumpfbacken im Mittleren Westen einen guten Film überhaupt erkennen können. Aber sie konnten es! Hey, damit steht es 1:0 für Brooklyn gegen South

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