Violet - Verletzt & Versprochen & Erinnert (German Edition)
glaubwürdiger an, finde ich. Er schaut mir in meine Augen. Gut! Ich atme durch.
„Mitkommen!“, befiehlt er und dann schiebt er mich grob vor sich her. Besonders gesprächig ist der Junge ja nicht gerade, aber offensichtlich kennt er den Weg durch das Schneckenlabyrinth.
Kapitel 8
Er stupst mich wie ein kleines Kind vor sich her, spricht kein Wort, aber zumindest kennt er den Weg.
Er führt mich in einen Raum in dem noch zwei Superheldentypen in scharlachroten üppigen Mänteln stehen und lässt mich alleine zurück. Sie sind nicht so attraktiv wie der, der mich hergebracht hat. Aber vielleicht tue ich ihnen auch unrecht. Denn ihre massiven Gesichter sind halb verborgen hinter ledernen Kapuzenteilen. Ihre ganze Erscheinung wirkt dramatisch kitschig. Die beiden mustern mich streng und ich fühle mich in ihrer Nähe nicht allzu sehr wohl, wäre doch noch lieber durch die Gänge geschubst worden, als hier zu sein.
Ich will mich von ihnen ablenken, die Zeit nutzen um mich genauer umzusehen, vielleicht etwas nachzudenken, aber da öffnet sich wieder die Tür und Kristen tritt herein, gefolgt von dem hübschesten männlichen Gesicht, dass ich je gesehen habe. Was nicht allzu schwer ist, denn die zwei Kleiderschränke, die wie angewurzelt auf ihren Positionen verharren, können auf keinen Fall mithalten.
Okay, Mister Superkinn eventuell schon. Obwohl, wenn ich ihn hier ansehe, dann doch nicht. So viele Männer, in so kurzer Zeit? Das wird jetzt echt anstrengend!
Also auf jeden Fall sieht der Typ, der hinter Kristen den Raum betritt verdammt gut aus. Ich warte darauf, dass uns Kristen bekannt macht, aber sie bleibt einfach stehen und macht keinen Mucks. Aber er. Er bewegt sich auf mich zu, selbstbewusst und mit interessanten, oder viel besser gesagt interessierten blauen Augen. Ich beobachte wie sich mein Körper auch einen Schritt auf ihn zubewegt. Als wäre er ein Magnet und ich ein kleiner Eisensplitter. Er ist maximal ein paar Jahre älter als ich, aber seine Körperhaltung, seine Augen wirken auf mich viel reifer, erfahrener. Er kommt mir sehr nahe, fast ein bisschen zu nahe. Zu nahe? Er duftet. Er duftet unwahrscheinlich gut!
„Du siehst umwerfend aus!“, sagt er mit ruhiger, männlicher Stimme. (Er ist es! Der Typ, der mit Kristen in den Gängen unterwegs war.) Fast hätte ich du auch gesagt, beiße mir stattdessen aber auf die Unterlippe und strecke ihm meine Hand entgegen.
„Ich heiße Adam“, sagt er.
„Ich bin“, höre ich meine Stimme flüstern und mir wird bewusst, dass ich nicht weiß wer ich bin.
„Freija“, hilft er mir. „Dein Name ist Freija und ich bin überglücklich dich endlich wieder zu sehen“, flüstert er und dann nimmt er meine Hand.
Kapitel 9
Auf dem Parkplatz, unter gewaltigen Buchen wartet Adams Auto. Ein schwarzer Sportwagen. Ich werfe einen Blick zurück auf Kristens Haus. Es ist ein Quader, der in der Grünanlage steht und keine Schnecke. Was mir auffällt ist, dass es gar nicht so riesig ist. Vermutlich liegt ein Großteil des Inneren unter der Erde. Adam hält mir die Beifahrertür auf und ich klettere auf den Sitz, strecke meine Beine aus und schaue ihn an.
„Das ist also dein Auto?“
„Sieht so aus“, sagt Adam, grinst und prescht los. Kristens Haus verschwindet in einer Staubwolke hinter uns im Rückspiegel.
Adam spricht während der Fahrt nicht allzu viel. Das braucht er auch nicht. Ich bin erschlagen von dem Anblick der Stadt, die schemenhaft durch die getönten Scheiben an mir vorbeirauscht. Die Berge die ich vom Pool aus gesehen habe waren nicht echt, das wird mir jetzt klar. Es muss so etwas wie eine Projektion gewesen sein, denn hier gibt es keine Berge. Hier gibt es nur Stadt.
Sie ist überall, hat jeden Kubikzentimeter unter ihre Kontrolle gebracht, einbetoniert, zugemauert. Sie ist alt und drückend. Sie drückt durch die Fensterscheiben ins Fahrzeuginnere. Ich verkrümle mich im Schalensitz und werde ganz klein. Nur ab und zu blitzt ein futuristischer Turm zwischen bröckeligen Fassaden und heruntergekommenen Wolkenkratzern empor. Kristens Quader, ihr Haus, kommt mir in dieser Stadt völlig deplatziert vor. Es passt zu den futuristischen Türmen, ja das tut es. Aber zum Rest ...?
Adam steuert den Wagen nur dann selbst, wenn er die Richtung korrigieren muss. Ansonsten fährt der Wagen mit Autopilot. Adam meint, dass man so viel schneller und sicherer vorankommt. Ich habe kein Gefühl für Geschwindigkeit, bemerke nur wie ich beim Bremsen
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