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Violett ist erst der Anfang

Violett ist erst der Anfang

Titel: Violett ist erst der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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Zahlen. »Wie gesagt, du kannst heute Abend gerne mit aufs Konzert. Ruf mich an. Ich würde mich freuen. Verrückt, dass du auch auf Gothic Rock stehst.«
    Wie bitte? Jule starrte ihn an, und der Kabelträger blinzelte los, als hätte er spontan eine Bindehautentzündung bekommen. Benutz den Bagger, Bubi, nicht den Vorschlaghammer. Subtiles Flirten war offensichtlich nicht sein Stil.
    »Äh, ver-verrückt. Ich … tja«, stotterte sich Jule nichtssagend aus der Nummer, so, erledigt. Ihre geballte Aufmerksamkeit konnte sie nun Ewa widmen, die … äh, irgendwie angepisst guckte, den Kurs änderte und zügig hinter den Tresen flüchtete. Jule kombinierte, Jule grinste. Die verschossene Ewa war eifersüchtig bis zum Rand. Wie süß. Aber Fräulein, ey, hältst du mich für die Crew-Matratze? Besonders schmeichelhaft fand Jule das ehrlich gesagt nicht. Der Geräuschpegel im Studio sank, eine Klappe klatschte, und bitte. Jule schob sich an die vorderste Front und verfolgte gebannt das Geschehen. Ewa polierte Gläser. Gut machte sie das, lässig, und viel souveräner als der knochige Rauschgoldengel an ihrer Seite. Leonie, Top-Ten-Ex-Kandidatin aus irgendeiner Model-Casting-Show. Wäre die mal besser auf dem Laufsteg geblieben, schön und schweigend. Ein Hamster am Galgen konnte nicht schlimmer fiepen, und Leonies schauspielerisches Repertoire beinhaltete exakt drei Gesichtsausdrücke. Neutral Mund zu, staunend-überrascht Mund auf, und sobald es dramatisch wurde, weitete sie im wackelnden Kopf die Augen wie Kaa, die Hypnoseschlange aus dem Dschungelbuch. Tja. Talentfrei. Doch leider war sie bei Liebes Leben dabei als Franzi und die petzte gerade brühwarm Babetts neueste Bettgeschichte. Blödes Stück, du blödes, du konntest mich noch nie leiden.
    »Viola, ich schwöre es dir.« Fiep. »Babett hat es mit Nick getrieben.« Mund zu.
    »Ach Quatsch«, konterte Ewa in unbeeindrucktem Tonfall, hauchte ein Glas an und polierte weiter.
    »Wieso glaubst du mir nicht?« Fiep. Mund auf.
    Ewa warf sich das Geschirrhandtuch über die Schulter. »Weil Nick ihr Bruder ist, darum.«
    Adoptivbruder. Und außerdem hatten wir uns vorher das Näschen gepudert. Erwähnt das bitte.
    »Aber du musst mir glauben, Viola.« Fiep. Kaa-Blick, während Ewa an der Espressomaschine hantierte und Bohnen nachfüllte. »Ich habe die beiden dabei belauscht. In der Toilette der Werbeagentur. Und heute gibt Nick überall damit an.«
    Was will man von dieser schwanzgesteuerten Ratte auch anderes erwarten. Arschloch, blödes.
    Ewa verharrte in ihrer Bewegung. Schockstarre. Dann drehte sie sich im Zeitlupentempo. Die Kamera rückte dichter. Nahaufnahme. Für einen Moment hielt Jule die Luft an. Ewas Knopfaugen glänzten, durchtränkt von aufrichtiger Liebe und gespickt mit Schmerz, während sich ihre weichen Lippen verhärteten zu einer schmalen Linie. Was ein Konflikt. Sollte Viola weiter auf Babetts Unschuld hoffen oder der tratschenden Franzi glauben?
    Go, Ewa, go. Rette meine Ehre, du liebst mich.
    »Dann hatten die beiden eben Sex. Na und?« Ewa spuckte die Worte schier auf den Tresen und wischte hitzig mit einem Lappen darauf herum. »Meinetwegen schläft sie mit der ganzen Stadt.«
    Das würde ich niemals tun, ich schwöre. Und vergiss bitte den Kabelträger, Ewa, den fass ich nicht an.
    »Aber ich dachte, sie bedeutet dir etwas?« Fiep. Mund auf.
    Danke für diese wichtige Erinnerung, Puppe. Du meistens blödes Stück, du blödes.
    Die Kamera schwenkte erneut zu Ewa. Die trieb ihr dramatisches Spiel auf die Spitze. Grundgütiger, war Ewa heute gut. Jule bekam Gänsehaut, brrr, fröstelte richtig. In eiserner Haltung krampfte Ewa die Finger um den Lappen. Ein gequälter Ausdruck lag in ihren Mundwinkeln und ihre Miene fror immer weiter ein, in ihren Augen blitzte es feucht, als ihr Blick aufgewühlt und ziellos durch den Raum schweifte und … Jule erstarrte. Ewa fixierte sie, direkt, nur sie. Verdammt, da lief was schief, da kippte was. Jule sah es genau. Vergessen waren Viola und Babett. In diesem Moment ging es um sie, ausschließlich um sie beide – Ewa und Jule. Wie viele Emotionen konnten in einem einzigen Blick liegen? Eisig, verletzt, und zugleich lodernd vor Wut, als wollte Ewa sie köpfen, grillen, ausweiden, am besten alles gleichzeitig. Warum schritt niemand ein? Totenstille.
    »Ich dachte, sie bedeutet dir etwas?« Fiep. Leonie wiederholte den Satz, dieses Mal mit Kaa-Touch und uff, endlich spielte Ewa weiter. Nein, falsch, Irrtum. Der

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