Violett ist erst der Anfang
setzten Fangesänge ein. Jetzt geht’s los, jetzt geht’s los. Jule öffnete und lächelte, als ihr Zwerg die Stufen hinaufsprintete.
Ewa strahlte übers ganze Gesicht, stutzte dann jedoch und kratzte sich fahrig am Kopf.
Fuck, kein guter Anfang. »Süße, stimmt etwas nicht?«
»Du-du siehst … Hammer aus, Jule!«, stotterte sie, ihr Blick funkelte angetan und wusch, welch hübscher Rotton zeigte sich auf ihren Wangen.
Na bitte. Falscher Alarm. Läuft. »Dann kommen Sie rein und greifen Sie zu.« Jule drehte sich einmal um die eigene Achse, als wäre sie das Highlight-Model auf einer Modenschau. Schweitzer, geht’s eine Nummer peinlicher?
Ewa grinste. »Gern. Aber vorher lässt du mich bitte das Zeug hier abladen.«
Zeug-äh-was? Erst jetzt bemerkte Jule die weiße Plastiktüte, mit der sich Frau B. in die Wohnung schleppte. Boah, Bogacz, noch mehr Schmutzwäsche?
»War kurz bei der Tanke. Ich garantiere dir, wir werden das Wochenende überleben«, sagte Ewa fröhlich, kickte ihre uralten Chucks achtlos in die Ecke und wuselte auf Ringelsocken zielstrebig in die Küche. »Ich habe Chips, Flips, noch ein bisschen Knabberkram, Gummibärchen, Marshmallows und ein paar Tafeln Schoki.«
Adieu, Elfenfigur. Dabei hatte ich mich so an dich gewöhnt.
»Nur das Bier müssten wir noch kaltstellen.« Ewa riss den Kühlschrank auf und hielt inne. »Ge-gefüllte Oliven? Champagner?« Irritiert sah sie zu Jule.
Die stand im Türrahmen und biss sich auf die Unterlippe. »Na ja, weil … das heute doch ein besonderer Abend wird.«
Unschlüssig pendelte Ewas Blick im Dreieck. Zwischen Jule, dem geöffneten Kühlschrank und dem Sixpack Dosenbier in ihrer Hand. Schweigen. »Jule, findest du eigentlich, dass wir zusammenpassen? Mal ganz ehrlich jetzt.«
»Deine Wäsche ist schon im Trockner.«
»Echt? Cool. Danke.«
»Kein Ding. Snoopy ist auch dabei. Und eine Boxershort mit Garfield vorne drauf. Du stehst anscheinend voll auf diesen Comickram, richtig?«
»Spinnst du?« Ewa klang entsetzt. »Glaubst du allen Ernstes, ich kauf mir diesen Scheiß selbst?«
»Öhm …« Bogacz, die Beweislage ist erdrückend.
»Jule, ich hatte Notstand. Diesen Kram hab ich vorher nie benutzt. Du warst definitiv die Erste, die diesen verdammt hässlichen String, äh …« Ewa verstummte. »Alles Geschenke.«
»Tatsächlich?« Prüfend hob Jule eine Augenbraue, und Ewa nickte heftig. Im Zweifel für die Angeklagte. »Boah, welcher Psycho müllt dich denn zu mit diesem Kindermist? Ein Fan? Ey, wenn ich diesen Vollpfosten in die Finger kriege, ramm ich den ungespitzt in den Boden.« In Beton, mit bloßer Hand. Ich hab schließlich gelitten.
»Fan? Es ist eher …« Ewa strubbelte sich durch die Fransen. »Egal. Sag mal, könnte ich kurz duschen? Hab es vom Dreh nicht mehr nach Hause geschafft.«
»Kein Problem. Ich zeig dir alles.« Auf ihren hohen Pumps stöckelte Jule voran ins Badezimmer und schnippte auf den Lichtschalter. »Et voilà. Fühl dich wie zu Hause.«
»Meine Fresse, ist das groß.« Mit staunender Miene betrachtete Ewa das strahlende, ganz in weiß geflieste Bad. »Und so sauber. Krass. Duschgel finde ich wo?«
»Direkt in der Kabine oder auch hier.« Jule öffnete den schmalen Schrank zwischen Badewanne und Waschbecken, während Ewa ihr über die Schulter linste und sofort eine der Plastikflaschen herausnahm.
Sie gluckste. » John Player for men? Benutzt du das?”
Fuck! »Flossen weg, Bogacz!«, ranzte Jule sie an, und riss ihr das Duschgel aus den Fingern.
»Oho, alles klar«, kam amüsiert von Ewa. »Gehört bestimmt irgendeinem Ex von dir, den du ganz taff abgeschossen hast, aber hin und wieder schnupperst du noch dran und …«
»Ich hol dir ein Handtuch.«
Ohne weiteren Kommentar rauschte Jule ab ins Schlafzimmer zum Kleiderschrank. Verdammt. Das lief schon wieder in eine äußerst unschöne Richtung. Hätten sie sich nicht auf der Türschwelle ins Koma knutschen können? Ständig dieses Nachgebohre und Gerede. Obendrein der Tankstellenkram von Ewa. Jule sah bereits die Szene. Dosenstechen, Bier aus dem Bauchnabel, heitere Jongliererei mit Gummibärchen und dazwischen ein vergnügtes Bussi auf die Wange. Ne, so war das nicht abgesprochen gewesen. Sex, hier, heute. Instinktiv griff Jule zum großen Saunatuch, hielt dann jedoch inne, überlegte, und grinste schließlich diebisch, ehe sie Ewa ein Handtuch ins Bad reichte.
Fusselzupfend saß Jule auf der Couch, wartete, vernahm das Plätschern der Dusche und
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